Ladislaus Prager

Ladislaus Prager
Wappen von Ladislaus Prager: Originalfresko vom Beginn des 15. Jahrhunderts in der Gruft der Filialkirche Altenburg bei Windhaag im Bezirk Perg in Oberösterreich

Ladislaus (auch Laßla, Lasla, Lasler) Prager (auch Prag, Praga) († 28. November 1514 in Windhaag bei Perg) war Erbmarschall von Kärnten, Kaiserlicher Rat und Truchsess, Hauptmann von Wiener Neustadt, Pfleger von Enns und Kämmerer von Kaiser Friedrich III.

1486 wurde er in Aachen zum Ritter geschlagen und 1505 in den Freiherrenstand erhoben. Danach nannte er sich Laßla von Prag, Freiherr zu Windhag. 1494 errichtete er in der Heinrichskirche in Mauthausen ein Karmelitenkloster für drei Karmeliten, die allerdings nur bis 1507 dort blieben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ladislaus Prager stammt aus einem böhmischen Adelsgeschlecht, das im heutigen Slowenien mit der Errichtung der Burgen Pragerhof in Windisch-Feistritz und Pragwald westlich von Cilli auftrat, bevor es in Oberösterreich in Erscheinung trat. Prager war auf Grund seines Reichtums als Geldgeber in der Gunst des Kaisers. Beim oberösterreichischen Adel galt er als Emporkömmling.[1] Sein Wappen zeigt einen goldenen Affen an einer Kette.

Ladislaus Prager verkaufte die Besitzungen Obertruchsen, Wolfseck und Schoneck in Kärnten, bevor er nach Oberösterreich ging.

Er war zunächst mit der Erbtochter der Herren von Tannpeck, Regina (†1498 oder 1499, begraben in der Pfarrkirche Sankt Georgen bei Grieskirchen) und nach deren Tod ab 1505 mit Anna Fux von Fuxberg († etwa um 1534), Tochtern von Daxen Fux von Fuxberg, kaiserlicher Salzmeier zu Hall in Tirol, verheiratet.

Mit letzter hatte er sieben Kinder, von denen zwei als Kinder starben. Erwachsen wurden:

  • Anna (* 1506)
  • Hans (* 1507; † 1572), Kaiserlicher Rat und Landrat ob der Enns, Schulsuperintendent der evangelischen Landschaftsschule in Enns, Edelmann von Matthäus Lang von Wellenburg
  • Laßla (* 1508 †1558), einer von zwölf Truchsessen des Kaisers Ferdinand I.
  • Christoph (* 1510, †1535 bei der Eroberung von Tunis)
  • Andreas (* 1514; † 1569), Edelmann bei Matthäus Lang von Wellenburg

Nach der Heirat mit Regina von Tannpeck wurde er von Kaiser Friedrich III. 1485 mit der Burg Windhaag belehnt und konnte kurz darauf den Besitz seiner neuen Verwandten erwerben, zu dem ab 1492 auch Schloss und Herrschaft Aich gehörten.

Am 19. Dezember 1491 wurde Windhaag zur Herrschaft erhoben und der Burgfrieden zu einem umfangreichen Landgericht erweitert. Dieses Landgericht umfasste die Gemeinden Windhaag, Münzbach und Altenburg sowie Teile von Rechberg. Der damalige römisch deutsche König und Erzherzog von Österreich sowie spätere deutsche Kaiser Maximilian I. bestätigte das Landgericht am 2. März 1494. Weitere Bestätigungen folgten 1535, 1565 und 1568.

1512 ließ Prager in der Pfarrkirche Altenburg unter der Annakapelle eine Familiengruft errichten und mit heute noch erhaltenen Fresken schmücken. Insgesamt wurden bei der Öffnung der Gruft im Jahre 1907 zwölf Särge von Familienmitgliedern der Prager dort vorgefunden. Die Familie war bis 1597 im Besitz der Herrschaft Windhaag.

Besitzungen

Schloss Pragstein in Mauthausen an der Donau

Laßla Prager trat als Geldgeber für den Kaiser auf, erhielt als Pfand verschiedene Schlösser und Grundherrschaften, zum Beispiel Freistadt (im Zeitraum von 1500 bis 1509) und Klingenberg einschließlich des Marktes Münzbach (im Zeitraum 1500 bis 1514) und wurde schließlich mit diesen belehnt.

Bereits 1490 war er in den Besitz der Grundherrschaft Mauthausen gelangt und ließ dort 1491 das Schloss Pragstein auf einer Felsinsel in der Donau errichten. Er soll die Mauthausener Bürger sehr hart behandelt haben. Das Schloss steht heute am linken Donauufer, da die Donau in diesem Bereich verlegt worden ist.

Dem Windhager Urbar von 1508 ist der damalige durch Erbschaft (Tannpecks) und Kauf erworbene Besitz Pragers untergliedert in acht Ämter zu entnehmen: Windhaag, Zell, Weißenbach, Freistadt, Haid bei Wels, Sankt Florian, Linz, Kirchdorf, Klingenberg.

Aus dem Windhager Urbar von 1533 ist ersichtlich, dass von seiner Witwe Anna von Prag als Vormund der zum Todeszeitpunkt Laßla’s noch minderjährigen Söhne von 1514 bis zu deren Tod etwa 1534 noch weitere Besitzungen erworben wurden, unter anderem das Amt Saxenegg und das Amt Pruckmüllner, später auch das Amt Hirschau und die Pfarrkirche Münzbach samt Kirchenlehen, Vogtei, Pfarrhof und Untertanen.

Beim Windhager Schloss ließ Freifrau Anna von Prag 1524 eine neue Kapelle erbauen und aufwändig ausstatten.

Die Besitzungen der Familie Prager waren wohl in den 1530er-Jahren am ausgedehntesten. 1539 erfolgte die Aufteilung der Besitzungen unter den zu diesem Zeitpunkt noch lebenden drei Söhnen. Hans erhielt das Haus in Enns samt Zubehör, Laßla den Sitz in Otsdorf und die Pfandherrschaft Weitra, Andreas verblieb die Herrschaft Windhaag, wobei er einige kleinere Ämter an Laßla abtrat. Hans ertauschte von Laßla später die Ämter Lindenöd und Erlach.

Die Prager besaßen die Vogtei und Lehenschaft über folgende Pfarren:

  • Pfarre Altenburg (Heiliger Bartholomäus) (1485 bis 1597)
  • Pfarre Münzbach (Heiliger Laurenz) (1530 bis 1597)
  • Pfarre Pergkirchen (Heiliger Martin) (1540 bis 1597)
  • Pfarre Rechberg (Heiliger Nikolaus) als Filialpfarre von Pierbach

Neben den zu den Grundherrschaften gehörenden Gütern gehörten zusammenfassend insbesondere folgende Bauwerke zeitweilig als (Pfand-)Besitz zum Einflussbereich der Familie Prager. Die Angaben in Klammer beziehen sich auf den Zeitraum der Einflussnahme:

Oberösterreich:

Niederösterreich:

Kärnten:

  • Schloss Alt-Rechberg und Schloss Rechberg in Eisenkappel-Vellach, gestiftet 1495 an den Sankt Georgs-Ritterorden als Commende)
  • Schloss Alt-Treffen (vor 1490 zerstört und seither Ruine) und Schloss Treffen in Treffen am Ossiachersee (erbaut zwischen 1500 und 1520)

Nachkommen des Laßla von Prag

Schlösschen Pragthal in Altenburg bei Windhaag

Die Nachkommenschaft des Ladislaus Prager wurde in der Literatur wie folgt dargestellt:[2]

  1. Ladislaus Prager († 1515), ∞ zunächst mit Anna Regina Tanpecken († 1498 oder 1499), dann 1505 ∞ mit Anna Fux von Fuxberg († etwa 1535)
  1. Andreas (* 1514, †1569), 1540 ∞ Katharina Magdalena von Lamberg (* etwa 1520), ließ 1564 Schloss Pragtal und 1567 das Spital in Altenburg bauen
  1. Albrecht († 1592)
  2. Anna
  3. Christoph (* 1542; † 1575), 1571 ∞ Katharina von Prösing zu Enns, dann 1586 mit Judith von Friedersheim
  1. Andreas († 1581)
  2. Christoph (* 1573), ∞ mit Christina von Tschernembl
  1. Hans
  2. Ladislaus († 1605), ∞ mit Johanna Viktoria von Kren(n)berg
  1. Engelburg
  2. Elisabeth Maria
  3. Ladislaus († 1613), ∞ mit Victoria von Kernberg
  1. Benigna Rosina
  2. Maria Francisca
  3. Sigmund († 1627)
  1. Hans
  1. Friedrich († 1600), 1571 ∞ zunächst mit Justinia von Harrach († 1572), dann mit Eleonora Pöckling, dann 1574 ∞ mit Elisabeth Rogendorf, hatte schon Schulden von seinem Vater übernommen und musste 1597 den ganzen Besitz schuldenhalber verkaufen
  1. Margaretha Barbara (* 1579)
  1. Engelburg
  2. Katharina
  3. Ursula
  1. Anna (* 1506; † 1522)
  2. Christoph (* 1510; † 1535 in Tunis)
  3. Hans (* 1507; † 1567), 1540 ∞ mit Magdalena von Scherffenberg († 1598), war Schulsuperindendent der evangelischen Landschaftsschule in Enns
  1. Christoph († in der Jugend)
  2. Hans († 1577, unvermählt)
  3. Ladislaus († in der Jugend)
  1. Ladislaus (* 1508; † 1558), ∞ mit Engelburg von Lamberg

Eine Medaille, auf der Ladislaus Prager (* 1508; † 1558) abgebildet ist, wird wie folgt beschrieben: Dessen Brustbild mit reichgestickter, pelzverbrämter Schaube, einem Barrette, und kurzgeschnittenem Haare, von der linken Seite. Im Felde:FH, das Zeichen des Medailleurs Friedrich Hagenauer zu Augsburg, wo Ladislaus sich in seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr 1530 bei dem dortigen Aufenthalte medaillieren lassen mochte. Ohne Kehrseite. Größe: 2 Zoll 4 Linien, Gewicht: 2 1/2 Loth in Silber, ciselierter Originalguss, auch in Bronce ein prachtvolles Exemplar im k.u.k. Münzkabinett. Die Medaille ist im Anhang des angeführten Buches auch abgebildet.[2]

Spätestens die Söhne Laßla’s waren Anhänger der Lehre Luthers, demgemäß galten die drei Windhager Pfarren Altenburg, Münzbach und Pergkirchen und die meisten dort ansässigen Untertanen in der Zeit von etwa 1558 bis 1624 als protestantisch und hatten auch protestantische Pfarrer.

Literatur

  • Georg Grüll: Geschichte der Herrschaft und des Schlosses Windhag bei Perg, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 1937, Oberösterreichischer Musealverein Gesellschaft für Landeskunde (Herausgeber), Linz 1937PDF

Einzelnachweise

  1. Christa Hlawinka: Slawische Sprachspuren im Mühlviertel, Diplomarbeit an der Universität Wien, Wien, 2009, Seite 127, PDF
  2. a b Joseph Bergmann: Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des oesterreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte, Band 1, München 1844, S 168ff PDF

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