Barockfabrik

Barockfabrik
Die Barockfabrik

Die Barockfabrik ist ein Kulturhaus in städtischer Trägerschaft der Stadt Aachen. In der Barockfabrik ansässig sind das Zentrum für Kinder- und Jugendkultur, die Stadtpuppenbühne Öcher Schängchen, die Tanzwerkstatt und das Café Couleur. Die Barockfabrik veröffentlicht halbjährlich ein Programmheft für die Monate März-August und September-Februar, das alle Aktivitäten des Hauses vorstellt.

Inhaltsverzeichnis

Zentrum für Kinder- und Jugendkultur

Im Jahr 2008 übernahm Alexandra Lünskens die Leitung des neu gegründeten „Zentrums für Kinder- und Jugendkultur“ in der Barockfabrik. Das „Zentrum für Kinder- und Jugendkultur“ veranstaltet ein Eigenprogramm, das seinen Schwerpunkt auf Gastspiele aus dem Figurentheater und dem Theaterprojekt Theater Starter setzt. Des Weiteren finden gestalterische Workshops mit der „Kunstwerkstatt Zinnoberrot“ und der „Filzwerkstatt“ statt. Als Maskottchen fungiert heute der Kulturkobold „Rocko Barocko“, gezeichnet von der belgischen Künstlerin Sarah Nix. Rocko Barocko hat seinen Stammsitz in der Barockfabrik, sieht seine Aufgabe aber auch in der Imagewerbung für die gesamte Kinderkultur in Aachen.

Die Geschichte der Barockfabrik

1975 erwarb die Stadt Aachen ein Fabrikgebäude, in dem zuletzt eine Tuchfabrik untergebracht war. Bei Erwerb hatte die Stadt noch keine konkreten Pläne für die Nutzung des Hauses, und so kam die Idee von Seiten der Stadtverwaltung für ein Stadtarchiv.

Ende 1977 gründete sich die Initiative Barockfabrik, ein Zusammenschluss aus acht Künstlergruppen, die sich die Barockfabrik als Künstler- und Bürgerhaus wünschte. Die Gründergruppen waren die Interessengemeinschaft Bildender Künstler (IBK), die Kinderbühne Aachen, Lina (Literaturinitiative Aachen), die 1. Aachener Musikkooperative, Blaustich (die Aachener Film- und Happeninggruppe), die Videowerkstatt Aachen, die Aachener Tanzwerkstatt und die Gruppe Sozialpädagogen. Anfang 1978 schlossen sich noch die Gruppen Film der Jugend Aachen und das Pantomimentheater Cobold & Co. an. Sie fanden Zustimmung bei dem damaligen Kulturdezernenten Dr. Fries, der sie bei ihrem Vorhaben unterstützte. Es wurde sechs Jahre lang über die Nutzung verhandelt, bis es zu einem Kompromiss der beiden Parteien kam: Das Haus wurde der Initiative Barockfabrik zugesprochen, die obersten zwei Etagen sollten aber ausschließlich dem Stadtarchiv zur Verfügung stehen. Es wurden Umbaumaßnahmen mit dem CDU-Bürgerschaftsvertreter Winfried Wolks als Architekt eingeleitet. Das Erdgeschoss beherbergte einen Veranstaltungsraum mit Foyer, einen Bühnenraum für die Puppenbühne und eine Gaststätte. Im ersten Obergeschoss fanden ein Übungsraum, eine Werkstatt der Puppenbühne sowie ein Arbeitsraum für den Film der Jugend und die Kinderbühne ihren Platz. Im zweiten Obergeschoss befanden sich die Werkstatt für bildende Künste, eine Dunkelkammer, eine Werkstatt mit Video-Schneidetisch und ein Tanzraum.

Die offizielle Eröffnung des Künstler- und Bürgerhauses Barockfabrik fand am 16./17. Januar 1982 mit einem Fest statt. Das Konzept beinhaltete wechselnde Ausstellungen und interdisziplinäre Projekte, die in den mietfreien Räumlichkeiten stattfanden. Bei der Umsetzung waren folgende Künstlergruppen vertreten: AVANTI Kinder- und Jugendtheater, Film der Jugend, Stadtpuppenbühne, Tanzwerkstatt, Videowerkstatt, 1. Aachener Musikkooperation sowie die Film- und Aktionsgruppe Blaustich.

Das Künstler- und Bürgerhaus fand Anklang bei den Bürgern, jedoch wurde es aufgrund zu geringer finanzieller Unterstützung der Stadt Aachen immer schwieriger, ein ansprechendes Programm anzubieten. Die selbständige Verwaltung erwies sich als problematisch. Auch litt das Künstler- und Bürgerhaus Barockfabrik unter Raumnot. Der Auszug des Stadtarchivs wurde umkämpft, aber nicht erreicht.

Unter der 1989 entstandenen rot-grünen Koalition war für die Barockfabrik weitere Förderung in Aussicht gestellt. Die Barockfabrik sollte vollständig als Bürgerhaus mit dem Schwerpunkt Jugendkulturzentrum genutzt werden. Konkret bedeutet das die Verlagerung der Aktenräume, Nutzung sämtlicher Etagen, mehr Öffnung nach außen, Integration der Kneipe. Im Zusammenhang mit der vorgesehenen Wohnbebauung sollte ein Erweiterungsbau als Bürgerhaus eingerichtet werden. (Arbeitsprogramm der Koalition). Das Stadtarchiv besetzt bis heute die beiden obersten Etagen; einen Erweiterungsbau hat es nie gegeben.

Am 14. September 1993 beschloss der Kulturausschuss ein von der Verwaltung vorgeschlagenes Neunutzungskonzept für die Barockfabrik, das durch den Kulturdezernenten Dr. Hans-Bernhard Nordhoff veröffentlicht wurde. Es sah vor, den Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendkultur zu richten und ein kulturpädagogisches Programm durch eine Kulturpädagogin zu koordinieren. Bereits ansässige Gruppen sollten in der Nutzung bevorzugt werden. Das 1. Obergeschoss bliebe der Tanzwerkstatt und der Aachener Puppenbühne erhalten, auch der Veranstaltungssaal sei für letztere verfügbar. Bei Nichtnutzung könne eine Nutzung durch andere Mieter stattfinden. Die Räume des Stadtarchivs blieben in den obersten zwei Etagen vollständig erhalten. Bei einem Auszug würden die Räumlichkeiten dem Programmbereich zugeschlagen. Das 2. Obergeschoss sollte dem kulturpädagogischen Programm zur Verfügung gestellt werden, auch die Hauskoordination fände hier ihren Platz. Für die einzelnen Räume sollte ein eingeschränktes Individualnutzungsrecht mit Einzelmietverträgen gelten. Die „Weberschänke Onger Os“ unter Herr Jansen wurde aufgegeben und stattdessen das „Café Couleur“ mit neuer Leitung von Herrn Schornstein eröffnet. Ziel der Neuverpachtung war es, die Innen- und Außenbewirtung der Barockfabrik zu übernehmen und sich mit ihren Zielen zu identifizieren. Der „Initiative Barockfabrik e.V.“ wurde der Pachtvertrag zum 31. Dezember 1993 gekündigt. Die Idee eines sich selbst verwaltenden Künstler- und Bürgerhaus wurde damit aufgegeben. Die Kulturverwaltung schlug vor, das Kulturhaus Barockfabrik aufgrund seines schlechten Images umzubenennen in „L22-Kulturhaus“, nach seiner Adresse Löhergraben 22. Dieser Vorschlag fand in der Öffentlichkeit wenig Zustimmung und wurde nicht realisiert.

Die Theaterpädagogin Helga Hanek übernahm ab dem 1. Januar 1994 den Posten der hauptamtlichen Koordinatorin. Die Neueröffnung fand am 13. August 1994 durch den Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden mit einem Fest statt. Symbolisch wurde dabei ein Papiermaskottchen des Phantasiedrachen „Fuschu“ verbrannt, der 12 Jahre lang das nun ehemalige Künstler- und Bürgerhaus gehütet hatte, und aus seiner Asche ließ man als Neubeginn eine blaue Blume wachsen. Das erste Programmheft beinhaltete ein 150 Seiten starkes Kursangebot in den Bereichen Musik, Malerei, plastisches Gestalten, Video, Literatur, Tanz, Theater, Puppenspiel sowie „Experimentierkurse“, wie Schmuck- und Kostümgestaltung. Auch Wochenendworkshops, Vorstellungen und Gastspiele waren mit im Programm. Neben dem Schwerpunkt der Kinder- und Jugendkultur fanden abends auch Veranstaltungen für Erwachsene statt. Das neue Logo des Kulturhauses Barockfabrik entwarf Anne Nießen. Anfang April wurde auch der neu gestaltete Vorplatz vom Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden eingeweiht. Durch kleine Treppen und Mauern ist er wie ein Innenhof gestaltet, ein Drittel des Platzes steht für den Außenausschank der Gastronomie bereit. Nachdem Helga Hanek 13 Jahre lang die Barockfabrik geleitet hatte, musste sie Ende 2007 aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden.

Umwidmung

2007 fand durch die Stadt Aachen die Umwidmung des ehemaligen Kinder- und Jugendkulturhaus Barockfabrik in das "Zentrum für Kinder- und Jugendkultur" statt. Die Leitung übernahm Alexandra Lünskens.

Quellen

  • Aachener Nachrichten vom 18. Februar 1978, 8. Januar 1981, 27. Dezember 1993, 26. März 1997, 8. April 1994, 15. August 1994
  • Brief der Stadt Aachen an die Initiative Barockfabrik e.V. zur Neuordnung der Barockfabrik vom 16. September 1993
  • Achener Volkszeitung vom 22. März 1994, 15. August 1994,
  • Klenkes Ausgabe 08/94
  • Aachener Stadtkurier vom 3. August 1994, 17. August 1994
  • Kommunales Gesamtkonzept für kulturelle Bildung der Stadt Aachen, Hrsg. Dezernat für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport

Weblinks

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