Camiguin

Camiguin
Lage der Provinz Camiguin
Karte mit Camiguin im südlichen Teil der Boholsee

Camiguin ist eine Provinz und Insel im südlichen Teil der Philippinen und liegt in der Boholsee.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Sie liegt 10 km nördlich von Mindanao, der südlichsten Insel der Philippinen. Von der Nordküste Camiguins aus kann man die Silhouette der 54 km entfernten, nordwestlich liegenden Insel Bohol erkennen.

Camiguins weiteste Abmessungen sind 33 x 14 km. Bis auf 500 m beim Kilometer 55 umläuft die Insel eine betonierte 64,1 km lange Ringstraße - mit 600 Millionen Pesos (2005 umgerechnet ~ 10 Millionen Euro) von der spanischen Regierung gesponsert.

Die Insel bevölkern etwa 77.000 Camigueños auf 229,8 km². Der Inselname leitet sich von dem einheimischen Wort Kamagong ab, mit dem ein Baum bezeichnet wird, der zur Ebenholz-Familie gehört.

Verwaltungsgliederung

Die Provinz Camiguin, die kleinste der Philippinen, ist in fünf Stadtgemeinden (englisch Municipalities, Filipino: Bayan) untergliedert:

Die Hauptstadtgemeinde Mambajao (sprich Mambahau) beherbergt etwas über 40% der Gesamtbevölkerung Camiguins und ist auch flächenmäßig die größte Gemeinde der Provinz [1]. Der alte Name ist eine Verballhornung und entstammt der Gewohnheit früherer Segelschiffbesatzungen an dieser Stelle das Frühstück (pamahaw, sprich "pamahau") einzunehmen, bevor man zu den Inseln Mindanao oder Bohol zurückkehrte.

Sprache und Bevölkerung

Die ursprünglichen Bewohner waren Manobos aus der Gegend von Surigao an der Nordostspitze Mindanaos. Einige wenige Einwohner rund um Sagay und Guinsiliban sprechen noch heute die alte Stammessprache Kinamiguing, hauptsächlich wird aber Cebuano und Hiligaynon vermischt mit Englisch gesprochen.

1598 ließen sich die ersten auswärtigen spanischen Siedler sich in Guinsiliban nieder [2]. Diese haben sich inzwischen mit der ansässigen Bevölkerung vermischt.

Geschichte

Alte spanische Dokumente überliefern, dass 1521 Ferdinand Magellan und 1565 Miguel Lopez de Legaspi auf der Insel anlandeten. Die erste größere spanische Siedlung entstand ab 1679 im Nordwesten der Insel unter dem Namen Katagman, woraus sich später der Name der heute weiter südlich gelegenen Stadt Catarman ableitete. Der Ort befand sich an der Stelle des heutigen Barangays Bonbon, wurde jedoch im Jahr 1871 beim Ausbruch des Mt. Vulcan Daan komplett zerstört. Von damals übrig geblieben sind an jener Stelle nur noch Überreste der dicken Steinmauern der alten spanischen Kirche Guiob und die Ruine des separat stehenden Glockenturms. Der unweit entfernt liegende Friedhof von Catarman Viejo, dem alten Catarman, sackte bei Erdbewegungen im Zuge des Vulkanausbruchs ins Meer und ist heute als der versunkene Friedhof von Camiguin bekannt.

Mambajao, die heutige Hauptstadt der Provinz, wurde 1855 zur Stadt ernannt. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort zum meistfrequentierten Hafen in Nord-Mindanao und erlangte dadurch regionale Bedeutung.

Im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges wurde Camiguin 1901 von amerikanischen Truppen besetzt. Später während des Zweiten Weltkrieges folgte eine Besatzung durch die kaiserliche japanische Armee, welche große Teile Mambajaos zerstörte. Nach Ende der Kriegswirren erlangte das Land am 4. Juli 1946 mit Gründung der Republik der Philippinen die Unabhängigkeit. Die Insel war anfangs Teil der Provinz Misamis Oriental, bis Camiguin im Jahr 1968 eine eigenständige Provinz mit Mambajao als Hauptstadt wurde.

Zu Beginn der 1950er Jahre lebten bereits etwa 69000 Einwohner in Camiguin. Bei einem gewaltigen Ausbruch des Vulkans Mt. Hibok-Hibok am 4. Dezember 1951 kamen jedoch über 3000 Menschen ums Leben und in der Folge der Vulkaneruption setzte eine Abwanderung von der Insel ein, welche die Bevölkerung schließlich bis auf etwa 34000 schrumpfen ließ [2]. Erst kurz vor der Jahrhundertwende wurde wieder die vorherige Bevölkerungszahl erreicht und schließlich überschritten.

Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten

Der „versunkene Friedhof“ Camiguins
  • Die San Juan sa Hibok-Hibok Feier findet am 24. Juni zu Ehren von Johannes dem Täufer statt. Attraktionen sind die Wassersportwettbewerbe und die Wahl der Miss Hibok-Hibokan.
  • Besonders im Monat Mai werden viele einfache, aber sehenswerte Dorffeste gefeiert.
  • Im Monat Oktober findet das Lanzones-Festival statt, eine Art Erntedankfest.
  • Neben den Vulkanen, die mit Führer bestiegen werden können, sind Mountainbike-Touren durch das Inselinnere, Tauchen und Schnorcheln, ein Besuch der vielen heißen und kalten Quellen sowie der Wasserfälle für den Touristen interessant.
  • Wenige hundert Meter vor der Nordostküste Camiguins befindet sich White Island. Diese winzige Insel besteht lediglich aus weißem Sand und ist gänzlich frei von Vegetation.
  • Im Nordwesten der Insel findet man die Ruine der alten spanischen Guiob Kirche und unweit davon entfernt den „versunkenen Friedhof“ von Camiguin.

Vulkane

Vulkan Hibok-Hibok, im Vordergrund White Island vor der nordwestlichen Küste

In einem Observatorium des Philippine Institute of Volcanology & Seismology (PHIVOLCS) werden in 396 m Höhe, nahe der Hauptstadt, die Aktivitäten der sieben Inselvulkane Mt. Vulcan Daan (letzte Eruption 1871), Mt. Guinsiliban, Mt. Tres Marias, Mt. Uhay, Mt. Mambajao (1240 m), der mit 1580 m von allen höchste Mt. Timpoong, vor allem aber der zur Zeit einzig aktive, der Mt. Hibok-Hibok (1240 m) überwacht, dessen Hauptkrater knapp 5 km entfernt ist. Sein Name ist lautmalend und hängt mit dem Geräusch zusammen, dass eine kochende Lava verursacht: „hi ... bok, hi ... bok ...“.

PHIVOLCS Observatorium am Mt. Hibok-Hibok

Zu dem Monitoring gehören neben der Registrierung der Daten des seismologischen Netzes Veränderungen der Gas- und Dampfaustritte, Temperaturänderungen, qualitative und quantitative chemische Analysen von Seen und heißen Quellen. Seine bisher stärkste bekannte aktive Phase seit Beginn der Aufzeichnungen hatte er vom September 1948 bis 1953. Die kleine Eruption 1948 hinterließ keine Schäden, jedoch wurde der Schwefelabbau im Krater eingestellt. 1949 starben 79 Menschen bei einem heftigeren Ausbruch. Am Morgen des 4. Dezembers 1951 brach der Vulkan erneut unerwartet aus, Lava floss den Hang hinab und löste Erdrutsche aus. Vor allem ein 800° C heißer pyroklastischer Strom, der auf Mambajao zuschoss, verkohlte oder mumifizierte über 500 Menschen in Sekunden. Die Zahl der Todesopfer wurde nie genau ermittelt, soll aber über 3000 reichen. Insgesamt wurden fast 19 km² Land verwüstet. Viele flüchteten von der Insel, deren Bevölkerung sich halbierte und erst 1995 fast wieder den alten Stand erreichte. Eine Bildersammlung in der Messstation mit Zeitungsausschnitten gibt Vorstellung über die damalige Katastrophe. Die kleine Ausstellung enthält auch einige Modelle zu Vulkanismusmechanismen.

13 km westlich von Mambajao fällt der alte Vulkan Daan steil ins Meer ab. Beim Kilometer 52 stehen etliche Souvenirläden, denn an dieser Stelle beginnt ein Kreuzweg mit 14 Stationen (weißen Steinstatuetten) hinauf zum alten Vulkan, der 1871 einen verheerenden Ausbruch verursachte. Hier findet die jährliche Osterprozession (Panaad) 64 km rund um die Insel ihren Abschluss. Die Gui-ob-Kirchenruine des damals als Cotta Bato bezeichneten Ortes, heute als Kotabato bekannt, liegt am KM 50,4. Sie wurde durch das verheerende Erdbeben bei der großen Eruption des Mt. Vulcan Daan am 13. Mai 1871 um 6 Uhr abends zerstört, bei der fast die gesamte 200 Jahre alte spanische Siedlung und mit ihr eine unbekannte Zahl von Menschenleben, die in die Hunderte geht, innerhalb von 20 Minuten ausgelöscht wurde.

Der Friedhof beim KM 51,2 versank beim begleitenden Erdbeben bis zu 6 m tief im Meer, bei besonders niedrigem Wasser sollen noch Grabsteine sichtbar sein. 1982 wurde ein Kreuz vor der Küste errichtet, das die Stelle markiert. Mit Booten sich an Seilen entlang hangelnd kann man zur Plattform gelangen. In jeder zweiten Maiwoche des Jahres findet eine Meeresprozession statt, bei der die Camingueños Blumen auf der See ausstreuen und Kerzen für die begrabenen Vorfahren und in Erinnerung an die vielen Opfer treiben lassen.

Tourismus

Die Insel ist touristisch noch wenig bekannt. Unterkünfte auf unterschiedlichem Niveau sind ausreichend vorhanden. Seit einigen Jahren ist Camiguin auch zu einem Geheimtipp für Taucher geworden. Aufgrund der verkehrstechnisch schlechten Anbindung ist dieser Wirtschaftszweig bis jetzt noch sehr schwach. Aus diesem Grund kann man dort noch ungestört in kleinen Gruppen tauchen und trifft auf eine große Artenvielfalt wie die seltene „Schwarze Koralle“. Es gibt auf der Insel mehrere Resorts an die meistens auch ein Diveshop angeschlossen ist. Sehr schöne Spots sind „Old Vulcano“, „White Island“ und auch das nahe gelegene Unterwasser Schutzgebiet „Mantigue Island“.

Verkehr

Camiguin ist auf dem Seeweg und per Flugzeug erreichbar. Die Insel verfügt über drei Seehäfen in Balbagon, Benoni und Guinsiliban. Am meisten frequentiert wird der Hafen von Benoni im Südosten. Von hier verkehrt täglich eine Schnellfähre nach Cagayan de Oro. Dreimal pro Woche fährt ein Katamaran nach Jagna in Bohol. Weitere Fähren verbinden Benoni mit Balingoan und Cagayan de Oro und Guinsiliban mit Balingoan sowie Balbagon mit Jagna und Cebu City. Nordwestlich von Mambajao gelegen befindet sich auch ein kleiner regionaler Flughafen. Die nächstgelegenen größeren Flughäfen befinden sich in Cebu, Butuan und Cagayan de Oro in Mindanao.

Der öffentliche Personentransport auf Camiguin findet hauptsächlich mit Kleinbussen und Tricycles statt.

Wirtschaft

Die Inselbewohner leben hauptsächlich vom Fischfang, Reis- und Kokosnussanbau. Lanzones (einheimischer Name buahan, Lansium domesticum) sind kleine, kugelige, hellbraune Früchte, die büschelartig wachsen und in ihrem durchsichtigen Fruchtfleisch in Segmenten eingeschlossene Samen tragen. Sie sind auf Grund ihres besonderen Aromas und der starken Süße ein Exportschlager in den gesamten Philippinen. Hierfür gibt es eine spezielle zweitägige Ernte-Dank-Feier in der dritten Oktoberwoche.

Der nationale und seit wenigen Jahren auch der internationale Tourismus nimmt eine zunehmend wichtige Stellung ein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. camiguin.gov.ph: Provinz (engl.), abgerufen am 27. Juni 2010
  2. a b camiguin.gov.ph: Geschichte (engl.), abgerufen am 27. Juni 2010

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