Heckenhauer

Heckenhauer
J.J. Heckenhauer

J.J. Heckenhauer ist eines der ältesten Antiquariate Deutschlands, gegründet 1823 als Antiquariat und Verlag in Tübingen in der Münzgasse bei der Stiftskirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschäftsgründung

Schwerpunkt war zunächst der Handel mit seltenen Büchern und die Herausgabe von Reiseführern, Dissertationen und geisteswissenschaftlichen Texten. Mitte des 19. Jahrhunderts nach der Erweiterung um die Buchhandlung erfolgte der Umzug in die Häuser Holzmarkt 5 und Lange Gasse 2 in Tübingen. Diese beiden Häuser sind miteinander verbunden, im Haus Lange Gasse eröffnete Magister Erhard Cellius 1596 die dritte Buchdruckerei Tübingens. Bekannt ist vor allem sein Buch "Imagines Professorum Tübingensis".

1860 organisierte Heckenhauer auch eine Fotografie-Ausstellung von August Sinner auf der Tübinger Gewerbe-Messe. August Sinner war ein Tübinger Fotograf, der zu den Fotografie-Pionieren in Deutschland gehörte. Seine Aufnahmen vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 sind überregional bekannt. Und sogar die Kameraausrüstung des Pioniers der Fotografie Tübinger Professors Johann Gottlieb Christian Nörrenberg „landete“ bei Heckenhauer. Unwesentlich nach Daguerre entstand 1839 Nörrenbergs erste Daguerreotypie und damit ist damit das älteste erhaltene Foto Deutschlands. Nörrenberg hatte mit seiner Pionierleistung leider keinen Erfolg. Er war verbittert und seine Kamera-Ausrüstung wurde 1851 bei Heckenhauer angeboten. [1]

1880 kaufte Carl August Sonnewald die Firma Heckenhauer und beließ den traditionellen Namen. Carl August Sonnewald stammte aus einer Stuttgarter Antiquariats-, Buchhandels und Verleger-Familie. Unter seiner Ägide wurde bei Heckenhauer unter anderem die Bibliothek von Ludwig Uhland verkauft, die des Theologen und Universitätskanzlers Carl Heinrich Weizsäcker, einem Vorfahren des ehemaligen Bundespräsidenten. Kunden waren Bibliotheken, Professoren wie z.B. Werner Sombart, damals 29-jähriger Professor der Staatswissenschaften in Breslau.

Lehrjunge: Hermann Hesse

Von 1895 bis 1898 absolvierte Hermann Hesse [2] seine Buchhändlerlehre im Hause J. J. Heckenhauer bei dem "Prinzipal" Carl August Sonnewald. Zunächst arbeitete er in der Buchhandlung, dann wechselte er in die Antiquariats-Abteilung. Der Umgang mit den Kunden, vor allem Professoren und Studenten, Anregungen wie durch den Prokuristen, Hermes, sowie der Kontakt zu Verlagen, z.B. zu der Verlegerin Diederichs, nützten bei seiner Entwicklung. 1898 erschien Hesses erstes Buch "Romantische Lieder" in Dresden. Ein weiteres halbes Jahr bis 1899 arbeitete er als Gehilfe, bevor er Tübingen in Richtung Basel verließ.

Heute sind die Räume, in denen Hesse seine Lehrzeit verbrachte, eine Gedenkstätte, ein Literaturmuseum ist geplant.

20. Jahrhundert

Wie Hermann Hesse war auch Josef Eberle, der auch unter seinen Pseudonymen Sebastian Blau oder Iosephus Apellus bekannt war, von 1917 bis 1920 Lehrling „beim Heckenhauer". Eberle war Mitbegründer der "Stuttgarter Zeitung" und schrieb vor allem in schwäbischer Mundart und Latein. Nach 1945 arbeitete der spätere Rhetorikprofessor Walter Jens aushilfsweise bei Heckenhauer. Von Carl August Sonnewald ging die Firma über auf Ernst Sonnewald, der sie bis zu seinem frühen Tod 1937 lenkte. Seine Witwe Luise Sonnewald führte bis 1956 die Firma. Dann übernahm ihr Sohn Herbert Sonnewald das Unternehmen und setzte einen Schwerpunkt auf Slawistik/Osteuropakunde, Theologie und Württembergica. Dank seines Studiums der Romanistik, Slawistik und Germanistik konnte der Schriftsteller und Übersetzer Kay Borowsky den neuen Schwerpunkt kompetent vertreten, er arbeitete dort von 1978 bis 2006. Seit 1996 ist Roger Sonnewald in der 6. Generation der Geschäftsführer des Antiquariates. Neuere Handelsobjekte waren beispielsweise Teile der Bibliothek von Carl Schmitt, die Bibliothek des Slawistik-Professors Hermann Kasack, der Nachlass der Herausgeberin des Briefwechsels Hermann Hesse/Thomas Mann, Anni Carlsson und die Arbeitsbibliothek des Thomas Bernhard-Bibliographen Jens Dittmar.

1997 wurde das Antiquariat um eine Galerie erweitert, die vor allem internationale zeitgenössische Fotografie zeigt und vorübergehend 2000–2008 in Berlin ansässig war. Angeschlossen ist der Verlag Edition J.J. Heckenhauer, der Fotografie-Bücher herausgibt. Die vertretenen Künstler sind: Mauren Brodbeck, Franz Lazi, Vladimir Kupriyanov, Nadya Kuznetsova, Jens Liebchen, Frank Mädler, Grit Schwerdtfeger etc.

Einzelnachweise

  1. Thomas Metzen /Alfons Renz, Wilhelm Triebold. Schwäbisches Tagblatt, 10. Oktober 2005.
  2. http://www.hermann-hesse.com/html/deutsch/museum.html

Weblinks

48.5204879.05604

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