Karl Kohlbecker

Karl Kohlbecker
Karl Kohlbecker (1966)

Karl Kohlbecker (* 17. Januar 1906 in Gaggenau; † 12. Februar 1982 in Gernsbach; vollständiger Name: Karl Anton Kohlbecker) war ein deutscher Architekt und Gründer des Architekturbüros Kohlbecker in Gaggenau. Karl Kohlbecker gilt in Fachkreisen als ein Pionier des Industriebaus. Als Generalplaner genoss er ein hohes Ansehen. Der Stil seiner Bauten ist technisch, schlicht und funktional.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als einziger Sohn des Ziegeleibesitzers und Gaggenauer Bürgermeisters Karl Kohlbecker geboren, studierte er ab 1924/1925 an der Technischen Hochschule München, wo er 1929 seine Diplom-Hauptprüfung ablegte. Schon während der Studienzeit – beim Ableisten des Büropraktikums – ging er mit Egon Eiermann ein gemeinsames Stück beruflichen Weges. Es entstand eine Freundschaft, die Jahrzehnte überdauerte.

Trotz der Weltwirtschaftskrise gründete Karl Kohlbecker 1930 ein eigenes Büro. Kurz vor seinem 25. Geburtstag, am 11. Januar 1931, reichte er sein erstes Baugesuch für ein Wohnhaus ein. Zu Anfang der 1930er Jahre wurde er mit Planungen des Daimler-Benz-Werkes Gaggenau, der Erstellung eines Konstruktionsbüros sowie eines Sozialgebäudes beauftragt. 1934 verlegte Karl Kohlbecker das Hauptbüro nach Berlin. Auftraggeber war im Wesentlichen die Industrie: Daimler-Benz Werk Marienfelde, Daimler-Benz Großmotorenwerk Genshagen / Ludwigsfelde, Teves-Werke, Rautenbach Leichtmetall und weitere.

Mitte der 1930er Jahre gewann Karl Kohlbecker gemeinsam mit den Architekten Emil Mewes, Fritz Schupp und Martin Kremmer den Wettbewerb zur Erstellung des Volkswagen-Werkes in Wolfsburg. Er wurde mit seinem Büro mit der alleinigen technischen Oberleitung und Gesamtbauleitung beauftragt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begann Karl Kohlbecker als Ein-Mann-Büro in seiner zerstörten Heimatstadt Gaggenau von neuem. Der Wiederaufbau seiner Heimatstadt, Wohnhäuser, Ladengeschäfte, Industriegebäude, das Rathaus prägten seine Arbeit von 1945 bis Mitte der 1950er Jahre. Hinzu kamen die Aufträge der französischen Zentralverwaltung mit Neubauten von Verwaltungsgebäude, Schulen, Hotels, Krankenstationen innerhalb der damaligen französischen Besatzungszone, sowie die Masterplanung der Werke der Daimler-Benz AG in Brasilien und Argentinien.

Mit der Beauftragung zum Neubau des Automobilwerkes der damaligen Auto Union in Ingolstadt 1958 begann ein neuer Abschnitt im Gesamtwerk des Industriearchitekten Karl Kohlbecker. Es folgten bald weitere Aufträge aus der Industrie: Fichtel & Sachs, Pegulan, Dambach, Kühnle, Kopp und Kausch, Ski Kneissl und insbesondere Bauaufträge der Daimler-Benz AG in Sindelfingen, Mannheim und Wörth.

Karl Kohlbecker starb am 12. Februar 1982 in Gernsbach. Das Büro wird von seinem Sohn Christoph Kohlbecker und dessen Söhnen Matthias und Florian weitergeführt.

Galerie

Werk (Auswahl)

1930er und 1940er Jahre

  • 1934: Wohnsiedlung in Berlin-Ludwigsfelde
  • 1934/1935: Teves-Werke in Berlin
  • 1936: Rautenbach Leichtmetall, Wernigerode
  • 1939: Neubau eines Personenkraftwagenwerkes einschließlich der gesamten Infrastruktur Volkswagen AG, Wolfsburg

1950er Jahre

  • 1952: Wiederaufbau einer Anlage der US-Army
  • 1952: Lyceum Baden-Baden
  • 1954: Verwaltungsgebäude der französischen Zivilverwaltung, Baden-Baden
  • 1956: Daimler-Benz Werke in Argentinien und Sao Paolo (Brasilien)
  • 1956/1969: Kneissl Skifabrik, Kufstein
  • 1957: Rathaus Gaggenau, Gaggenau
  • ab 1959 (bis 1974): Ausbau und Neubau eines Personenkraftwagenwerkes in Sindelfingen einschließlich der gesamten Infrastruktur für die Daimler-Benz AG
  • 1958–1963: Generalbebauungsplan und Neubau eines PKW-Montagewerkes einschließlich der Infrastruktur für die Auto Union AG, Ingolstadt

1960er Jahre

  • 1960: Daimler-Benz Gießerei, Mannheim
  • 1961: Daimler-Benz Verwaltung, Gaggenau
  • 1961: Goethe-Gymnasium, Gaggenau
  • 1961/1962: Kurhaus Forbach
  • ab 1963 (bis 1974): Neubau eines Lastkraftwagen-Montagewerkes in Wörth einschließlich der gesamten Infrastruktur für die Daimler-Benz AG
  • 1963: Volksschule Steinbach, Gemeinde Steinbach
  • 1964: Gymnasium Gernsbach
  • 1965: Neubau eines Wohnhauses in Baden-Baden
  • 1968–1972: Neubau der Einkaufszentren Mann Wertkauf und Mann Mobilia in Karlsruhe, Freiburg und Wiesbaden
  • 1969: katholische Kirche St. Josef mit Kindergarten in Gaggenau, Wiesenweg

1970er Jahre

  • 1972: Neubau und Ausbau der Werkanlagen zur Herstellung von Verkehrsschildern und -leitsystemen der Adolf Dambach GmbH, Gaggenau

Literatur

  • Pionier des Industriebaus. In: industrieBAU 2006, Nr. 2, S. 11 (Artikel zum 100. Geburtstag Karl Kohlbeckers)
  • 100 Jahre Karl Kohlbecker. In: Sindelfinger Zeitung vom 21. Januar 2006.

Weblinks

 Commons: Karl Kohlbecker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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