Wiener Korporations-Ball

Wiener Korporations-Ball

Der Wiener Korporations-Ball, auch Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) oder WKR-Ball, ist ein jährlich stattfindender Ball der farbentragenden Hochschulkorporationen im Wiener Fasching. Er ist Teil der Wiener Ballsaison, die 2010 zum Immateriellen Kulturerbe in Österreich der UNESCO erklärt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Der WKR-Ballausschuss ist ein im Zentralen Vereinsregister des Bundesministeriums für Inneres unter dem Namen „Wiener Korporations-Ring, Ballausschuss - Verein für Brauchtumspflege“ eingetragener Verein.[1] Sein Vereinszweck besteht neben der Organisation des Balls in der Förderung des akademischen Nachwuchses, etwa durch die Vergabe von Leistungsstipendien.[2] Das Organisationskomitee bilden Vertreter von etwa 20 Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften und anderen akademischen Verbindungen.[3][4]. Hierzu gehören unter anderem die Wiener Akademischen Burschenschaften Albia, Bruna Sudetia und Olympia sowie die Corps Hansea und Saxonia.

Nach Angaben der Organisatoren ist der WKR-Ball der größte Korporations- und Studentenball der Welt,[5] was jedoch auch die Rudolfina Redoute für sich beansprucht.[6]

Geschichte

Erstmals fand der WKR-Ball am 4. Februar 1952 im Wiener Konzerthaus statt, das zu dieser Zeit im britischen Sektor lag. Als Gründer der Veranstaltung gelten Viktor Hafner, Robert Drachus, Walter Wirth und Karl Bartl. Seit dem sechsten Ball wird den Ballbesucherinnen eine Damenspende überreicht. Ab dem 16. Ball war bis auf 1987 der Festsaaltrakt der Wiener Hofburg der Veranstaltungsort.[7] Der Ballausschuss ist parteipolitisch ungebunden. Zu den Besuchern zählen nach Angaben der Organisatoren auch Gäste aus dem Ausland, darunter hochrangige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wie beispielsweise aus Deutschland und der Schweiz.[8][9] Im Jahr 2010 nahmen etwa 1900 Besucher teil.[10]

Kritik

Seit einigen Jahren kommt es jährlich zu Demonstrationen[11] und heftiger Kritik an dem Ball, etwa durch die ÖH der Universität Wien und die Grünen[12] oder die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS)[13]. Anlass ist unter anderem die Teilnahme hochrangiger Vertreter rechter und rechtsextremer europäischer Parteien.[14][15] Der Veranstalter versichert dagegen, dass keine rechtsnationalen Gruppen eingeladen werden würden[16] und distanziert sich von jeder Form von Extremismus.[17]

Auch der Veranstaltungsort des Balls wird durch die ÖH kritisiert, da dieser mit der Hofburg in einem der repräsentativsten Prunkräume der Republik stattfinde.[18] Der Betreiber Hofburg Vienna teilte mit, dass der WKR-Ball ein Ball mit jahrzehntelanger Tradition am Austragungsort sei und unter dem Ehrenschutz offizieller politischer Vertreter der Republik stehe.[19]

Die angemeldeten Kundgebungen gegen den WKR-Ball 2011 wurden von der Bundespolizeidirektion Wien nach dem Versammlungsgesetz untersagt. Es fanden dennoch mehrere Protestkundgebungen statt, an welchen 300 bis 500 Personen teilnahmen.[20][21][22] Bei diesen kam es laut dem Jahresbericht 2011 des Österreichischen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung „zu Sachbeschädigungen, der Verwendung von Brandsätzen sowie zu Körperverletzungen und Angriffen gegen Polizistinnen und Polizisten.“[23]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abfrage im Zentralen Vereinsregister am 16. Februar 2011.
  2. OTS-Presseaussendung, 28. Januar 2010
  3. Rätsel um Rektoren im Ehrenkomitee, Artikel des Standard vom 26. Januar 2009
  4. Sozialistische Jugend Wien: Die Rechten tanzten sich die Füße wund; abgerufen am 12. Juli 2011
  5. Verein Deutscher Studenten zu Wien “Philadelphia”: Wiener Korporationsball; abgerufen am 12. Juli 2011
  6. Rudolfina Redoute; abgerufen am 8. Februar 2011
  7. Wiener Korporations-Ball: Über den WKR; abgerufen am 12. Juli 2011
  8. OTS-Presseaussendung, 26. Januar 2009
  9. OTS-Presseaussendung, 28. Januar 2010
  10. CORPS 1/2010, S. 28
  11. derstandard.at: Proteste gegen "Burschenschafter Ball" in Hofburg (vom 29. Januar 2011)
  12. diepresse.com: Proteste gegen "Burschenschafter Ball" in Hofburg (vom 22. Januar 2008)
  13. derstandard.at: Ball des Wiener Korporationsringes Proteste angekündigt (vom 29. Januar 2009)
  14. derstandard.at: Rechtsextremer Vlaams Belang-Chef am Hofburg-Ball
  15. derstandard.at: Fünf Fragen und Antworten zum WKR-Ball (vom 28. Januar 2011)
  16. Antwort der Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer (SPÖ) auf eine parlamentarische Anfrage, 1. April 2010
  17. OTS-Presseaussendung, 28. Januar 2010
  18. ots.at: ÖHs Uni Wien und Bundesvertretung rufen zur Demo gegen den WKR-Ball auf
  19. Antwort der Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer (SPÖ) auf eine parlamentarische Anfrage, 1. April 2010
  20. derstandard.at: Proteste gegen "Burschenschafter Ball" in Hofburg vom 29. Januar 2011
  21. krone.at: Burschenschafter-Ball sorgte wieder für Proteste vom 28. Januar 2011
  22. diepresse.com: Wien: Die Demometropole vom 29. Januar 2011
  23. Jahresbericht 2011 des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, S.39, abgerufen am 10. August 2011

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