Nikolaikirche (Eilenburg)

Nikolaikirche (Eilenburg)
Nikolaikirche in Eilenburg

Die Kirche St. Andreas u. St. Nikolai, meist jedoch lediglich Nikolaikirche genannt, ist die evangelische Stadtpfarrkirche von Eilenburg. Da sie direkt am Markt steht, wird sie auch Marktkirche genannt. Die wohl im 12. Jahrhundert gegründete Kirche wurde 1435 durch einen Brand vernichtet und ab 1444 als dreischiffige Hallenkirche in Backstein neu errichtet. Nach ihrer Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie bis 1961 wiederhergestellt. Ihre historische Bedeutung hat die Kirche in erster Linie als Wirkungsstätte von Martin Rinckart.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kirchengründung

Über das Alter und die Gestalt des ursprünglichen Kirchenbaus ist wenig bekannt. Die bis heute immer wieder kolportierte Angabe in der 1696 erschienenen "Eilenburgischen Chronica" von Jeremias Simon [1], wonach mit dem Bau kurz nach der ersten urkundlichen Erwähnung von Eilenburg im Jahre 961, das heißt ca. 970/980, von einem Graf Dione von Merseburg begonnen und dieser 1006/07 noch unter Graf Friedrich I. von Wettin fertiggestellt worden sein soll, entbehrt jeglicher Wahrscheinlichkeit. Das Patrozinium und die Lage im Stadtgefüge sprechen vielmehr für eine Gründung im 12. Jahrhundert.

Spätgotischer Neubau

1435 wurde die Kirche von einer Feuersbrunst in der Stadt zerstört. 1444 begann an der gleichen Stelle der Neubau einer dreischiffigen Hallenkirche, der in Backstein aufgeführt wurde. Am Ende des Mittelalters entwickelte sich die Kirche zu einem bekannten Wallfahrtsort. 1496 wurde der Grundstein für den Kirchturm gelegt.

Ein erneuter Stadtbrand im Jahre 1535 beschädigte die Kirche stark und zerstörte die spätgotische Innenausstattung. Die Wiederherstellung und Neuausgestaltung der Kirche konnte zehn Jahre später vollendet werden.

Barocke Umbauten

Der Turm erhielt 1672 eine barocke Haube. 1683/84 wurde die Kirche im Inneren mit Kanzel und Altar neu ausgestattet.

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Im April 1945 wurde die Kirche bei dem starken Beschuss der Stadt erheblich zerstört. Sie wurde in den 40er und 50er Jahren wieder errichtet – allerdings nur notdürftig. Mit der Fertigstellung des Chores 1961 war die Wiederaufbau weitgehend vollendet.

Erst 1997 erhielt die Kirche eine der barocken Turmhaube aus dem Jahre 1672 nachempfundenen „Krone“. 2002 wurde sie vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen, allerdings wurden schon zwei Jahre später der Chorraum und das Schiff wieder feierlich eingeweiht. 2008 wurde das Geläut nach über sechzig Jahren durch drei in Lauchhammer neu gegossene Glocken wieder vervollständigt. Außerdem wurde in diesem Jahr das komplette Dach des Kirchenschiffes neu gedeckt. Das zur Nikolaikirche gehörige Pfarrhaus am Nikolaiplatz wurde 2008 generalsaniert und beherbergt nun unter anderem die Jugendarche und den kreisweiten Hospizdienst.

Baubeschreibung

Blick vom Burgberg

Grundriss

Die Nikolaikirche ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einem zweijochigen, dreiseitig geschlossenen Chor. Das Langhaus ist 56 Meter lang und 31 Meter breit. Die Seitenschiffe schließen im Osten gerade ab. Im Winkel zwischen nördlichem Seitenschiff und Chor steht die zweijochige kreuzrippengewölbte Sakristei.

Außenansicht

Die Außenwand der Kirche wird durch Strebepfeiler gegliedert. Ihre Nordwand wurde im Barock stark verändert. Der Zugang von Norden erfolgt durch eine Portalvorhalle. Im Westen schließt ein mächtiger quadratischer, viergeschossiger Turm mit achteckigem, dreigeschossigem Aufsatz an. Nach Aufstockungen in der Renaissance und im Barock beträgt seine Höhe heute 63 Meter.

Innenraum

Das vierjochige Langhaus wird durch acht Eckpfeiler gebildet, zwischen denen spitzbogige Arkaden ausgebildet sind.

Ausstattung

Altar

Der Hauptaltar, ein spätgotischer Schnitzaltar, stand ursprünglich in der Kirche von Kreuma. Er zeigt im Schrein Maria mit dem Kind, begleitet von in zwei Reihen angeordneten Heiligenfiguren.

Die ursprüngliche Ausstattung wurde 1945 zerstört. Zu ihr gehörten ein auf 1684 datierter Altar, der Johann Jakob Löbelt aus Leipzig zugeschrieben wird, und ein Taufstein, der mit den Namen seinen Schöpfers Georg Schröter aus Torgau bezeichnet und auf 1570 datiert ist. Ende des 16. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre erste Orgel von Simon Zenker, die 1715 und 1883 erneuert wurde.

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Eilenburgische Chronica/ Oder Beschreibung Der sehr alten Burg/ Schlosses und Stadt Eilenburg/ Nach dero Situation oder Lager/ Benahmung/ alten Einwohnern/ Uhrsprung und Erbawung ... Religion, Nahrung und Bequemligkeit/ Regenten und Beambten ... Ingleichen was so wohl in Kriegs- als Friedens-Zeiten/ daselbst und in der ümligenden Gegend ... sich vor Denckwürdiges begeben und zugetragen. Aus vielen alten und neuen bewehrten Autoribus, wie auch andern glaubwürdigen Schrifften und Archiven ... zusammen getragen ... / Von M. Jeremias Simon/ Käyserl. gekr. Poeten und Pfarrern zu Limehna. Leipzig, Lanckisch, 1696. Online-Ausgabe: Halle (Saale), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, 2008. http://dmg.visual-library.de/content/titleinfo/469439

Literatur

Weblinks

 Commons: Nikolaikirche (Eilenburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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