Park am Nordbahnhof

Park am Nordbahnhof
Haupteingang Julie-Wolfthorn-Straße

Der Park am Nordbahnhof ist ein 5,5 Hektar großer Park im Berliner Ortsteil Mitte zwischen Gartenstraße und Caroline-Michaelis-Straße auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab 1842 fuhren von hier die Züge in Richtung Stettin und Pommern. Um dem stark wachsenden Verkehr Rechnung zu tragen, entstand 1876 ein Neubau auf dem 3 m über dem Straßenniveau liegenden Gelände, der 1903 erweitert wurde. 1950 wurde der Bahnhof in Nordbahnhof umbenannt um einen Namensbezug zu der nun in Polen liegenden Stadt Stettin zu vermeiden. 1952 erfolgte die Schließung des Bahnhofs sowohl wegen der schweren Kriegszerstörungen, als auch wegen der für die Reichsbahn ungünstigen Lage, weil die Gleise zunächst über West-Berliner Gebiet führten. Von 1955 bis 1962 wurde das Bahnhofsgebäude deshalb abgerissen. Die parallel zu den Fernbahngleisen verlaufenden Anlagen des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn, mit der Tunneleinfahrt in Höhe der Schwartzkopffstraße wurden aber weiterhin betrieben.

Mit dem Bau der Mauer 1961 wurde das Gebiet Teil der Grenzanlagen. Es entstanden westlich der S-Bahn und entlang der 2005 angelegten Caroline-Michaelis-Straße die sog. Hinterlandmauer und Todesstreifen und eine weitere Grenzmauer, deren Verlauf heute durch eine Pflastersteinreihe gekennzeichnet ist. So ergab sich die Situation, dass die Grenze zwischen dem Ost-Berliner Bezirk Mitte mit der Hinterlandmauer im Westen, und dem West-Berliner Bezirk Wedding mit der 3m hohen Klinkermauer im Osten lag.

Planung und Realisierung

Bereits 1995 fand ein städtbaulich-landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Parks statt, den die Arbeitsgemeinschaft Atelier Loegel (Architekten) aus Krakau und Fugmann & Jonotta (Landschaftsplaner) aus Berlin für sich entscheiden konnte. Erst im Frühjahr 2004 begann man mit der Realisierung des Projektes. Der Park entstand unter der Leitung der "Grün Berlin GmbH", die auch Britzer Garten, Erholungspark Marzahn, Natur-Park Südgelände und Park am Gleisdreieck betreibt, nach den Plänen des Berliner Büros für Landschaftsarchitektur und Landschaftsentwicklung Fugmann & Janotta. Da die Mittel nicht kontinuierlich zur Verfügung standen, zog sich die Fertigstellung bis zur Eröffnung am 14. Mai 2009 hin. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 1,6 Mio €, die zu großen Teilen aus sog. Ausgleichsmaßnahmen für vorgenommene Eingriffe in Natur und Landschaft aus fünfzehn verschiedenen Bauvorhaben finanziert wurden. Auf dem westlich anschließenden Gelände des ehemaligen Stettiner Vorortbahnhofs, heute Stettiner Carré Mitte genannt, errichtete die Deutsche Bahn Bürobauten für mehr als 2000 Mitarbeiter, so dass der Anteil der Deutschen Bahn ca. 65% der Gesamtkosten betrug. Die restlichen Mittel kamen aus Vorhaben des Landes Berlins und anderer Investoren. Ergänzend standen Investitionsmittel des Bezirkes Mitte in Höhe von ca. 40 T € für den Bau eines Streetballplatzes und für Spielgeräte zur Verfügung.[1]

Die Sanierung der Mauer an der Gartenstraße ist eine eigenständige Maßnahme und wird aus dem Denkmaltitel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung finanziert. Die Gesamtkosten hierfür betrugen ca. 1,1 Mio. €.

Gestaltung

Eingang zum Stettiner Tunnel an der Gartenstraße

Markantestes Merkmal des Parks ist seine Lage drei Meter über dem Straßenniveau, das Erbe des Nordbahnhofs. Die hierfür erforderliche Klinkermauer an der Gartenstraße und die ehemalige Hinterlandmauer prägen den Charakter des Parks. Es finden sich an vielen Stellen Überreste der ehemaligen Bahnanlagen. An der Schwartzkopffstraße steht das ehemalige Stellwerk Noa, das zurzeit zu einem Townhouse umgebaut wird. Eine weitere Besonderheit ist der Stettiner Tunnel, der die Ost-Berliner Schwartzkopffstraße mit der West-Berliner Gartenstraße verband, aber bereits 1952 von DDR-Behörden geschlossen wurde. Hier gibt es ein "archäologisches Fenster", das Einblick in die ehemaligen vermauerten unterirdischen Grenzanlagen freigibt.

Schienenreste auf dem Hauptweg
Hinterlandmauer an der Caroline-Michaelis-Straße

An die Vergangenheit als Teil der ehemaligen Grenzanlagen erinnern auch die Hinterlandmauer und der durch eine zweireihige Kopfsteinpflasterung markierte Verlauf der Grenzmauer sowie Teile des erhaltenen Postenweges der Grenztruppen. Zusammen mit der nahe gelegenen Gedenkstätte Berliner Mauer ist der Park Teil des Mauergedenkkonzeptes. Nach dem Fall der Mauer 1989 entwickelte sich auf dem ehemaligen Todesstreifen eine üppige Spontanvegetation aus Birken und anderen berlintypischen, steppenartigen hohen Gräsern, die Lebensraum für viele Vögel und andere Kleintiere bietet. Diese Situation - "die große Wiese am Nordbahnhof" - sollte erhalten bleiben und gibt dem Park heute seine einzigartige Atmosphäre. In diese große Wiese wurden einzelne "Insel" eingelassen, die über Metallstege mit den Hauptwegen verbunden sind. Hier finden sich Spiel- und Sportangebote, Plätze zum Sonnen, Lesen und Träumen. Schatten spenden hier lichte Bäume, die locker über die Rasenflächen verteilt sind. Am Rand entlang der Gartenstraße liegt ein 20 bis 30 m breiter Gehölzstreifen, der einen schattigen Ruhebereich bildet. Eine Schneise, die vom ehemaligen Mauerverlauf herrührt, wurde frei gehalten und für die Anlage des „Mauerweges“ genutzt.

Bemerkenswert sind die aus Sandsteinen und Granitborden zusammengesetzten Steinkuben, die Lebensräume für verschiedene Kleintiere bieten sollen.

An der Wolfthornstraße sind in der Zuständigkeit des Bezirkes Mitte der Hochseilgarten "Mount Mitte" und mehrere Beachvolleyballfelder entstanden, die mit dem Park verbunden sind und den südlichen Abschluss der Grünanlage bilden.

Aufgrund der S-Bahn, die den Nord-Süd-Tunnel im nördlichen Bereich des Parks verlässt, ist dieser Bereich aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt. Für Parkbesucher führt entlang dieser Absperrung ein schmaler freigegebener Bereich bis zur Luisenbrücke, den man seitlich durch einen neu angelegten Treppenzugang an der Klinkermauer in der Gartenstraße verlassen kann.

Weblinks

 Commons: Park am Nordbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung des BA-Mitte Nr. 211/2009 vom 13. Nai 2009
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