Pfalz Seligenstadt

Pfalz Seligenstadt

Die Pfalz Seligenstadt war eine mittelalterliche Pfalz in Seligenstadt, Landkreis Offenbach in Hessen.

Die mainseitige Mauer des Palas mit romanischen Fenstern

Geschichte

Seligenstadt besitzt eine lange Siedlungsgeschichte. Nach der Aufgabe des römischen Kastells Seligenstadt ist noch eine alamannische Besiedlung durch archäologische Funde greifbar, wobei nicht gesagt werden kann, ob eine Siedlungskontinuität bis in das Mittelalter bestand. Der Ort wird erstmals 815 als Obermühlheim (Mulinheim-superior) in einer Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen an Einhard erwähnt. Dieser ließ hier als Ersatz für das Kloster in Steinbach eine Basilika errichten.

Der Gründungszeitpunkt der Kaiserpfalz in Seligenstadt ist unsicher. Aus dem Jahr 1188 ist eine Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas bekannt, die er anlässlich eines Hoftages in Seligenstadt ausfertigte. Das ist aber kein Beleg für eine Königspfalz. Der Hoftag kann auch in der nahe gelegenen Abtei stattgefunden haben. Gesichert ist die Pfalzanlage erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts unter Kaiser Friedrich II. Sie lag an der alten Mainstraße, möglicherweise an Stelle älterer Gebäude oder eines Dominialhofes. Im selben Jahrhundert wird die Pfalz als castrum erwähnt, aus dem 14. Jahrhundert liegen Nennungen des Gebäudes als keysirhaus oder rotes Schloß vor.

1460 wurde die Pfalz durch einen Brand zerstört, die Ruine des Palas bereits 1462 in die Mainfront der Stadtmauer einbezogen. Weitere Zerstörungen folgten im Dreißigjährigen Krieg. Das Areal, das die Pfalz ursprünglich einnahm, wurde nachfolgend teilweise überbaut. Deshalb lässt sich heute über den ursprünglichen Gebäudebestand der Anlage nur wenig sagen. Eine eigenständige Befestigung der Pfalz war anscheinend nicht vorhanden.

Palas

Erhalten blieb von der Anlage lediglich die mainseitige Front des Palas, die in die Stadtmauer einbezogen wurde. Der heutige Zustand der Fassade geht auf Untersuchungen und Restaurierungen in den Jahren 1883 und 1938 zurück. Sie besteht aus Quadern aus rotem Mainsandstein. Das Gebäude, dessen Schaufront zum Main sie bildete, war rechteckig (19x46 m), zweigeschossig und mit Schiefer gedeckt. Das obere Geschoss hatte mainseitig einen Söller, der als Aussicht zum Fluss und Verbindung der Räume des Obergeschosses untereinander diente. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist weitgehend schmucklos und bestand aus einer großen, zweischiffigen Halle mit Mittelstützen und Balkendecke. Das Obergeschoss ist dagegen mit mehreren romanischen Tür- und Fensteröffnungen aufwändig gestaltet. Aus diesen wird auf die Raumaufteilung des Obergeschosses geschlossen: An beiden Enden wird je ein Raum rekonstruiert, der die gesamte Gebäudetiefe einnahm. Der nordwestliche Raum wird als Festsaal gedeutet, der südöstliche als Kemenate. In der Mitte wird der Schlafraum angenommen, sowie eventuell noch kleinere Räume.

Literatur

  • Rainer Atzbach: Das Palatium in Seligenstadt - Ein Schloßbau Friedrichs I. Barbarossa. Förderkreis Historisches Seligenstadt, 1996.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen I. Regierungsbezirke Gießen und Kassel. (Bearb.: Folkhard Cremer u. Tobias Michael Wolf), 3. Aufl., München 2008.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 412
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 329.
  • Thomas Wurzel: Kulturelle Entdeckungen Südhessen. Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwaldkreis und Offenbach, Städte Darmstadt und Offenbach. Herausgegeben von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. 2. Auflage, Schnell & Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-2013-0, S. 270–272.

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