Stiftung Geißstraße Sieben

Stiftung Geißstraße Sieben
Stiftung Geißstraße Sieben
Logo Geißstraße.jpg
Rechtsform: Stiftung bürgerlichen Rechts
Zweck: Gesprächsplattform, Erinnerungsarbeit an Stuttgarts Geschichte, Interkultur, Wohnprojekt
Vorsitz: Thomas D. Barth (Vorsitzender des Stiftungsrats)
Geschäftsführung: Dr. Michael Kienzle
Gründungsdatum: 1994
Sitz: Geißstraße 7, D-70173 Stuttgart
Website: http://www.geissstrasse.de

kein Stifter angegeben

Die Stiftung Geißstraße Sieben ist eine gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts in Stuttgart-Mitte. Sie ist 1994 aus einem Brandanschlag heraus entstanden und engagiert sich seitdem kulturell, sozial und stadthistorisch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 16. März 1994 brannte das um 1900 erbaute Haus Geißstraße 7 in der Stuttgarter Altstadt. Der Brand war die größte Katastrophe in Stuttgart seit dem Zweiten Weltkrieg. Es kamen 7 Menschen ums Leben, 16 wurden verletzt, darunter viele Flüchtlinge. Ein rassistischer Hintergrund der Brandstiftung kann bis heute nicht ausgeschlossen werden. [1] Ein Jahr später gründete sich die Stiftung Geißstraße 7. Das Haus, das der Brauerei Stuttgarter Hofbräu KG gehörte, wurde nach dem Anschlag auf die neue Stiftung übertragen, die dort ihren Sitz und Veranstaltungsort hat. [2] Mit dem Wohnprojekt der Stiftung, das Menschen in Wohnungsnot aufnahm, sollte ein Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus gesetzt werden. Es wurde ehemals vom Sozialamt der Stadt Stuttgart gefördert und von Sozialarbeitern betreut. 2004 erhielt die Stiftung von der Kulturpolitischen Gesellschaft den Kulturpreis.

Vorderansicht des Hauses der Stiftung Geißstraße Sieben

Veranstaltungsprofil

Die Stiftung fördert das demokratische Leben in Stuttgart und bietet ein Forum für kritische Dialoge. Dadurch ist sie ein öffentlicher Ort von Begegnung und Austausch. Sie widmet sich kulturellen, literarischen und gesellschaftlichen Themen, unter die sie ihre Veranstaltungsreihen stellt. Die Stiftung bietet jährlich ca. 20 Veranstaltungen, die sie entweder eigenständig oder in Kooperation mit anderen Einrichtungen koordiniert. Sie nimmt Bezug und Stellung zu aktuellen Themen, wie z. B. Menschenrechte, Migration, Stadtentwicklung und greift akute Ereignisse auf, etwa 2010 die Erdbebenkatastrophe auf Haiti. Jedes Jahr gibt sie ein Leitthema vor, zu dem weitere Veranstaltungen, auch Studienreisen angeboten werden. Leitthemen waren z. B.: Empathie (2006), Glück (2009), Ware/Konsum (2010). Ein weiteres Veranstaltungselement ist die Spaziergangsreihe „Mein Stuttgart“. Hier führen Stuttgarter Persönlichkeiten aus Politik, Theater, der Kunst- sowie der Musikszene durch die Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Diese Reihe wird in Kooperation mit der Stuttgarter Zeitung durchgeführt. Weitere Partner begleiten die Stiftung Geißstraße in ihren Veranstaltungen, oder halten selbst Seminare und Vorträge in den Räumen der Stiftung ab (z. B. das Forum der Kulturen in Stuttgart). [3]

Projekte

Reihe Denkblatt

Durch die Reihe Denkblatt wird in besonderer Form an Stuttgarter Persönlichkeiten und Ereignisse erinnert. Die Denkblätter (insgesamt 16) tragen zur Beschreibung der intellektuellen Topografie Stuttgarts bei und schreiben an gegen das Vergessen.

Zeichen der Erinnerung

Die Stiftung Geißstraße 7 veranstaltete im Jahr 2001 gemeinsam mit dem Infoladen Stuttgart 21 einen studentischen Wettbewerb mit dem Ziel, einen Entwurf für eine Gedenkstätte am Nordbahnhof in Stuttgart zu erstellen. Am Inneren Nordbahnhof wurden 1941-1944 über 2000 jüdische Menschen deportiert. Die Auswertung der Arbeiten fand am 4. Mai 2002 statt. 2004 wurde der Verein „Zeichen der Erinnerung“ gegründet. Die Stadt stellte das Gelände zur Verfügung. Das Bauvorhaben finanzierte sich zur Hälfte aus Geldern, die von der Stadt zugeschossen wurden, zur Hälfte aus Spenden.[4]

Die Gedenkstätte wurde im Sommer 2006 eingeweiht. Weiterführende Informationen zum Gedenkort können auch unter der Homepage des Projektes abgerufen werden. 2003 fand die Studienreise „Zug nach Theresienstadt“ mit Künstlern, Journalisten, Jugendlichen und den beiden Zeitzeugen Inge Auerbacher und Garry Fabian statt. Auerbacher und Fabian überlebten das Konzentrationslager Theresienstadt. Im Jahr 2003 verlieh die Stuttgarter Bürgerstiftung der Stiftung Geißstraße 7 einen Anerkennungspreis für das Projekt „Zeichen der Erinnerung“.

Veröffentlichungen

Buchtitel

  • Garry (Gerhard) Fabian: Blick zurück. Wie ein Stuttgarter Junge das KZ Theresienstadt überlebt hat, Stuttgart 2006. ISBN 3-933231-97-3
  • Michael Kienzle (Hrsg.): Zeichen der Erinnerung. Zug nach Theresienstadt. Stuttgart, 2004. ISBN 978-3-0001-3368-8
  • Stiftung Geißstraße (Hrsg.): Inszeniertes Glück. Die erneuerte Stuttgarter Altstadt 1909, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-7828-1319-8

Denkblätter

In der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung, zuletzt das neueste:

Postkarten

Durch 30 Tafeln an besonderen Orten Stuttgarts mit kommentierenden Epigrammen von regionalen und überregionalen Autoren entstand ein kleiner poetischer Lehrpfad. Diese Texttafeln sind auch als Postkarten veröffentlicht.

  • Stadtverdichtung Stuttgart. 29 Texttafeln als Postkartensatz. 2004, Stuttgart 2004.

Literatur

  • Roland Ostertag: Zeichen der Erinnerung, Stuttgart 2009. ISBN 3-7828-4047-X
  • Stiftung Geißstraße 7 (Hrsg.): Chronik des ersten Jahrzehnts. 16. März 1994-16. März 2004.

Zur Brandkatastrophe am 16. März 1994:

  • Barbara Czimmer-Gauss: Sieben Menschen sterben in einer März-Nacht, in: Stuttgarter Zeitung Nr. 62, 2009, S. 21.
  • Claudia Pralle: Stiftung Geißstraße 7 in Stuttgart, in: DZOK-Mitteilungen Heft 47, Ulm 2007, S. 24.
  • Erik Raidt: „Für mich hat damals ein neues Leben begonnen“, in: Stuttgarter Zeitung Nr. 59, 2004, S. 22.

Siehe auch

Über das Hans-im-Glück-Quartier in Stuttgart (Stiftungssitz): Hans-im-Glück-Brunnen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schulz-Braunschmidt: Flammenmeer verwandelt Treppenhaus in Feuerfalle. In: Stuttgarter Zeitung, Nr. 59, 2004, S. 22. Abgerufen am 20. Dezember 2010.
  2. Poggel: Ein neuer, intellektueller Geist soll Ähnliches verhindern. In: Stuttgarter Zeitung, Nr. 62, 2009, S.21
  3. Homepage des Forums für Kulturen in Stuttgart[1]. Abgerufen am 10. Januar 2011.
  4. Gedenkstätten Einzelanzeigen[showUid=506&cHash=f52ccf8a2e]. Abgerufen am 10. Januar 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gedenkstätte am Nordbahnhof — Mauer mit den Daten der Deportationen aus Stuttgart …   Deutsch Wikipedia

  • Zigeunerlager Auschwitz — Das „Zigeunerlager“ (gelb hervorgehoben) im KZ Auschwitz Birkenau, Grundlage: Luftbild der Royal Air Force von 1944 …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Elser — Zitat Elser: „Ich hab den Krieg verhindern wollen“ – deutsche Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag von Georg Elser aus dem Jahr 2003 Johann Georg Elser (* 4. Januar 1903 in Hermaringen, Württemberg; † 9. April 1945 im KZ Dachau) war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Pfeiffer — Eduard Gotthilf (von) Pfeiffer (* 24. November 1835 in Stuttgart; † 13. Mai 1921 in Stuttgart) war ein deutscher Bankier, Genossenschaftler und Sozialreformer …   Deutsch Wikipedia

  • Elly Heuss-Knapp — mit ihrem Mann Theodor Heuss (1950) Elisabeth Eleonore Anna Justine „Elly“ Heuss Knapp (geb. Knapp; * 25. Januar 1881 in Straßburg; † 19. Juli 1952 in Bonn), Frau des ersten deutschen …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Hahn — Paul Gustav Hahn (* 5. Juli 1883 in Obertürkheim bei Stuttgart; † 2. April 1952 in Stuttgart) war Lehrer und Kunstmaler, zeitweise auch Polizeidirektor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Militärische / polizeiliche Karriere 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Molt — (* 14. April 1876 in Schwäbisch Gmünd; † 16. Juni 1936 in Stuttgart) war ein deutscher Unternehmer, Sozialreformer, Theosoph und Anthroposoph. Er war Gründer der ersten Waldorfschule. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1.1 Persönlicher Werdegang …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Wisten — im Jahr 1946 Fritz Wisten (* 25. März 1890 in Wien als Moritz Weinstein; † 12. Dezember 1962 in Berlin) war ein österreichisch jüdischer Schauspieler und Theaterregisseur. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Gregor Gog — (* 7. November 1891 in Schwerin; † 7. Oktober 1945 in Taschkent) war Gründer der Bruderschaft der Vagabunden. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Aktuelles 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Krauss (Romanist) — Werner Krauss (* 7. Juni 1900 in Stuttgart; † 28. August 1976 in Berlin) war ein deutscher Romanist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus sowie Politiker (KPD und SED). Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen und Eh …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”