Christliche Diaspora

Christliche Diaspora

Als christliche Diaspora (v. griech.: διασπορά diaspora = Verstreutheit) wird die Situation von Christen bezeichnet, die in der jeweiligen Region eine religiöse Minderheit sind. Das kann sich um die Gesamtheit der Christen handeln, aber auch um konfessionelle Minderheiten in einer durch eine andere Konfession dominierte Religion.

Die christliche Diaspora ist ein sehr altes Phänomen: bereits der 1. Petrusbrief wendet sich "an die Auserwählten, die als Fremdlinge in der Diaspora leben, in Pontus, Galatien, Kappadokien, in der Provinz Asia und in Bythinien." (1. Petrus 1, Neue Zürcher Übersetzung) und bis ins vierte Jahrhundert existierten Christen ausnahmslos in der Diaspora. Diese Diaspora entstand durch Mission in neuen Regionen. Heute ist das vor allem in Asien aber auch in Teilen Afrikas die Situation der christlichen Kirchen.

Diasporakirchen sind aber auch entstanden durch religiöse Umwälzungen (Expansion des Islam im 7. Jahrhundert, Reformation und Gegenreformation), durch die sich existierende Kirchen auf einmal in einer Minderheitssituation fanden, so leben alle altorientalischen Kirchen ausgenommen die Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche infolge der Expansion des Islam im 7. Jahrhundert in der Diaspora.

In Europa entstand eine konfessionelle Diaspora im 18. und 19. Jahrhunderts durch Wanderbewegungen in vorher konfessionell einheitliche Gebiete. In der Folge der französischen Revolution wurde vielerorts das Gottesdienstverbot für andere Konfessionen aufgehoben, so gestattete der kleine Rat des Kantons Zürich 1807 den Katholiken erstmals seit der Reformation wieder regelmäßige Messfeiern.[1] Der Centralvorstand der evangelischen Kirche verzeichnete um 1850 hundert evangelische Diasporagemeinden in katholischen Gebieten Deutschlands.[2]

Um die Diasporagemeinden der eigenen Kirche zu unterstützen, entstand 1832 das evangelische Gustav-Adolf-Werk. Lutherische Kirchen bildeten regionale Gotteskastenvereine, die sich später im Martin-Luther-Bund zusammenschlossen. Die katholische Kirche gründete das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.

Auch die heute sehr verbreiteten Migrantenkirchen sind in einer Diasporasituation.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Guido Kolb, "Als die Priester noch Hochwürden hießen. Ein Lesebuch zum 200-Jahr-Jubiläum der katholischen Gemeinde Zürich, 2007"
  2. Artikel Diasporawerk,Theologische Realenzyklopädie

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