Weltkongress der Uiguren

Weltkongress der Uiguren

Der Weltkongress der Uiguren (engl. World Uyghur Congress, WUC) ist eine Organisation der Exil-Uiguren mit Sitz in München. Der Verein wird von chinesischen Behörden (sowohl von der Volksrepublik China als auch von der Republik China auf Taiwan) und internationalen Beobachtern als separatistisch eingestuft. Der Weltkongress fungiert als Dachorganisation mehrerer kleinerer Gruppen, darunter etwa der Uigurische Frauenverein München e.V., aber auch Gruppierungen aus dem Spektrum exiluigurischer Nationalisten. Einigen Mitgliedern wird außerdem von der chinesischen Regierung vorgeworfen, an Planung und Ausführung von Terroranschlägen beteiligt gewesen zu sein. Der Verein wurde 2004 aus einem Zusammenschluss des Weltkongress der uigurischen Jugend und dem Ostturkestanischen Nationalkongress gegründet.[1]

Die Organisation beansprucht für sich, die Interessen der rund acht Millionen[2] Menschen umfassenden uigurischen Minderheit in China, zu vertreten, die vor allem in der chinesischen Provinz Xinjiang angesiedelt sind. Der WUC fordert die Unabhängigkeit der als „Ost-Turkestan“ bezeichneten Region Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang[3]. Dieser Anspruch ist indes nicht in Form einer demokratischen Wahl legitimiert, vielmehr ist anzunehmen, dass die Mehrzahl der Uiguren Chinas von der Existenz des WUC nichts wissen. Auch ob eine Mehrheit der Uiguren die politischen Ziele des WUC unterstützt, offen oder stillschweigend, ist nicht bekannt. Im April 2004 wurde Erkin Alptekin zum ersten Präsidenten gekürt. Derzeitige, auf der Vollversammlung im November 2006 einstimmig gewählte Präsidentin des Vereins ist Rebiya Kadeer, Vizepräsident ist Asgar Can.[1]

Nach chinesischer Darstellung und der Ansicht einiger westlicher Terrorismusexperten war die Gruppe an dem „uigurischen Pogrom, […] bei dem Anfang Juli [2009] 140 Han-Chinesen“ starben, beteiligt,[4] chinesische Stellen sprechen von vorbereiteten Ausschreitungen.[5][6] Die chinesischen Vorwürfe, die im Exil lebende Kadeer habe die Unruhen aus dem Ausland "orchestriert"[7], dementiert der Generalsekretär des Weltkongresses, Dolkun Isa. Vielmehr seien die Unruhen und Ausschreitungen als "Reaktion auf Grausamkeiten der Chinesen".[8] Am 6. Juli 2009 kam es in München, wo der Weltkongress seinen Sitz hat, zu einem Brandanschlag auf das chinesische Konsulat.[9]

Einige politische Analysten sehen in den uigurischen Terrorakten in China und dem angestrebten Bündnis mit den Exil-Tibetern, sowohl für die US-Außenpolitik unter Obama, welche Afghanistan als Schwerpunkt betrachtet, als auch für die zentralasiatischen Staaten wie Russland und China innenpolitische Probleme erwachsen.[10] Die von Deutschland protegierte Politik dieser Exilbewegungen wird vor allem in Moskau und Beijing kritisch betrachtet.[4] Die USA indes gewähren der WUC-Präsidentin Rebiya Kadeer zurzeit politisches Asyl und beziehen in dem Konflikt China-kritisch Stellung.[11] Der halbstaatliche US-amerikanische National Endowment for Democracy-Fond unterstützt den WUC außerdem finanziell mit rund 200.000 US-Dollar im Jahr.[12]

Der Weltkongress beschreibt seine Ziele selbst mit der „Gewährung von Demokratie, Menschenrechten und Religionsfreiheit für alle Uiguren“. Nach eigenem Bekunden wird Gewalt abgelehnt und postuliert, die einzige legitimierte Organisation der Uiguren weltweit zu sein, ohne dies jedoch Belegen zu können. Er betrachtet sich als friedliche Oppositionsbewegung gegen die chinesische Besetzung Osturkestans.[13] Vor allem in München ist der Verein sehr aktiv und veranstaltet regelmäßig Demonstrationen und Mahnwachen. Laut einen Bericht des bayerischen Verfassungsschutz aus dem Jahre 2009 wurde der Verein von Mitarbeitern des chinesischen Generalkonsulats in München nachrichtendienstlich überwacht, es wurde ein Verfahren wegen gegen vier mutmaßliche Spione eingeleitet.[14]

Der WUC arbeitet eng mit der Unrepresented Nations and Peoples Organization zusammen, deren Mitgründer Erkin Alptekin von 2004 bis 2006 Vorsitzender des WUC war.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c [1]
  2. Peking wirft Exil-Uiguren Verschwörung vor, in: Spiegel online vom 6. Juli 2009 (abgerufen am 28. Juli 2009)
  3. Die Mutter der Uiguren, in: FTD vom 8. Juli 2009 (abgerufen am 27. Juli 2009)
  4. a b Bündnis gegen Beijing, in: GFP vom 24. Juli 2009 (abgerufen am 27. Juli 2009)
  5. World Uyghur Congress behind Xinjiang violence: expert, in: China Daily vom 7. Juli 2009 (abgerufen am 28. Juli 2009)
  6. China macht Weltkongress der Uiguren für Unruhen in Urumchi verantwortlich, in: RIA.de vom 7. Juli 2009 (abgerufen am 27. Juli 2009)
  7. [2]
  8. [3]
  9. sueddeutsche.de vom 12. Juli 2009: Peking mahnt München-Touristen zur Vorsicht
  10. Uiguren-Konflikt: Warnzeichen für Obama und Medwedew, in: RIA.de vom 6. Juli 2009 (abgerufen am 27. Juli 2009)
  11. Epoch Times vom 31. Juli 2008: Bush trifft Dissidenten
  12. NED.org: NED support for Uyghur Human Rights and Prodemocracy Groups in Exile; abgerufen April 2011
  13. Selbstdarstellung (abgerufen am 31. Juli 2009)
  14. Bericht der bayerischen Verfassungsschutz 2009 S.207: "Spionage gegen Uiguren"

Weblinks


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