Cockerill-Sambre

Cockerill-Sambre

Cockerill-Sambre S.A. war ein belgischer Konzern, der sich hauptsächlich mit der Stahlerzeugung- und -veredelung sowie dem Maschinenbau beschäftigte.

Cockerill hatte seinen Sitz in Seraing in der Provinz Lüttich an der Maas mit einem weiteren Standort in Charleroi an der Sambre. Es wurde 1817 durch John Cockerill gegründet. Weiterer Teilhaber war dessen Bruder James Cockerill, welcher aber im Vorfeld der belgischen Revolution im Jahre 1830 seine Anteile bereits im Jahre 1825 an das Vereinigte Königreich der Niederlande verkaufte und sein Engagement in den Raum Aachen verlagerte. Während der Zeit der Revolution und der nachfolgenden Wirtschafts- und Finanzkrise bis zum Jahr 1839 konnte das Unternehmen zunächst nur noch in die Liquidation geführt und anschließend neu reorganisiert werden. Durch Abstoßung des gesamten Besitzes mit Ausnahme von Seraing und Lüttich, gelang es vor allem dem Generaldirektor Konrad Gustav Pastor nach Cockerills plötzlichem Tod 1840 den Kern des Unternehmens zu retten und auf der Grundlage der Serainger Anlagen die "Societe Anonyme des Etablissements John Cockerill" zu bilden, kurz "S. A. Cockerill", welches in den Folgejahren erneut zu einem Unternehmen mit Weltruf aufstieg. Pastor führte zahlreiche technische Neuerungen, wie beispielsweise die Kokshochöfen ein und war auf dem Festland einer der Ersten, der das Bessemer-Verfahren anwendete.

Im Zeitalter der Dampfloks war S. A. Cockerill berühmt für seine Dampflokomotiven. In den 1920er und 1930er Jahren gab es von Cockerill auch hochwertige Motorräder. Bis 1982 betrieb Cockerill auch eine Schiffswerft im Antwerpener Stadtteil Hoboken.

Cockerill Stahlwerk bei Lüttich

1945 verschmolz Cockerill mit seinem Konkurrenten Angleur-Athus. 1955 fusionierte Cockerill mit Ougrée-Marihaye und trug seitdem den Namen S.A. Cockerill-Ougrée. Im gleichen Jahr wurde auch Ferblatil integriert. 1961 ging Tolmatil in Cockerill auf. Während der für die Montanindustrie goldenen 1960er Jahre wurden die Hüttenwerke Providence übernommen, weshalb der Konzern in Cockerill-Ougrée-Providence umfirmierte. 1969 schluckte Cockerill die Phenix Works. 1970 wurde Hope-Longdoz erworben. Damit firmierte der Konzern erneut um und wurde seitdem Cockerill genannt. 1981 vollzog Cockerill eine weitere Großfusion mit Hainaut-Sambre und wechselte deshalb erneut seinen Namen in Cockerill-Sambre S.A. Dabei entstand der sechstgrößte europäische Stahlkonzern, der 60 % der belgischen Rohstahlkapazität umfasste, an dessen Aktienkapital der belgische Staat zu 80 % beteiligt war. Die Stahlkrise ging auch an Cockerill nicht spurlos vorüber: Zwischen 1960 und 1982 schloss Cockerill fünf Kokereien, 16 Hochöfen, sieben Stahlwerke und 20 Walzstraßen. Hainaut hatte im gleichen Zeitraum drei Kokereien, zehn Hochöfen, sieben Stahlwerke und 23 Walzstraßen außer Betrieb gesetzt. Zusammen mit den Konkurrenten Klöckner-Werke (10 %) und Hoogovens (5%) gründete Cockerill die belgische Valfil, 1979 die seinerzeit modernste und größte Walzdrahtstraße der Welt.

1994 beteiligte sich der Cockerill-Sambre Konzern über seine Tochter Sidmar N.V. in Gent an den Stahlwerke Bremen (seit März 2006 Arcelor Bremen), die es von den Klöckner-Werken AG übernahm. 1995 stieg Cockerill-Sambre bei der EKO Stahl AG in Eisenhüttenstadt ein.

1998 wurde das Unternehmen von der französischen Usinor-Gruppe gekauft, die seit 2002 im Arcelor-Konzern aufgegangen ist. Arcelor wurde nach spektakulärer Übernahmeschlacht 2006 vom indisch-niederländischen Wettbewerber Mittal Steel Company N.V. übernommen und ist seitdem Teil des weltgrößten Stahlkonzerns ArcelorMittal mit Sitz in Luxemburg.

Der Name Cockerill lebt bis heute weiter als Cockerill Maintenance & Ingénierie, hervorgegangen aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau von Cockerill-Sambre. Diese 1982 gegründete Tochtergesellschaft wurde 2002 verkauft und bewahrte so den Namen, als die ehemalige Mutter ihre Selbständigkeit verlor.

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