Das Wunder von Mâcon

Das Wunder von Mâcon
Filmdaten
Deutscher Titel Das Wunder von Mâcon
Originaltitel The Baby of Mâcon
Produktionsland Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Niederlande
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1993
Länge 122 Minuten
Stab
Regie Peter Greenaway
Drehbuch Peter Greenaway
Produktion Kees Kasander
Musik Henry Purcell, Matthew Locke, John Blow, Andreas Clamer, Arcangelo Corelli, Claudio Monteverdi, Girolamo Friscobaldi, Thomas Tallis
Kamera Sacha Vierny
Schnitt Chris Wyatt
Besetzung

Das Wunder von Mâcon (Originaltitel: The Baby of Mâcon) ist ein Film von Peter Greenaway (Drehbuch und Regie), in den Hauptrollen spielen Julia Ormond, Ralph Fiennes und Philip Stone. Der Film kam Ende 1993 in die Kinos und gilt als einer der besonders kontrovers diskutierten Filme des englischen Regisseurs. Allgemein war er bei der Kritik in Verruf und kam beispielsweise in den USA kaum in den Verleih. Von einigen Kritikern wurde Das Wunder von Mâcon als die verstörendste Arbeit Peter Greenaways befunden.

Handlung

In einer durch Krankheit und Unfruchtbarkeit gezeichneten Stadt wird von einer alten, hässlichen Frau ein außergewöhnlich schönes Kind geboren, von den Bewohnern als Wunder begrüßt. Die 18 Jahre alte Schwester des Kindes (die Tochter: Julia Ormond) nimmt das Kind an sich und gibt es als ihr eigenes aus, welches sie als Jungfrau geboren haben will. Sie versteckt ihre Mutter und nutzt ihren Bruder zur Erlangung von Reichtum: die verzweifelten Bewohner von Mâcon bezahlen hohe Preise für den Segen des als wundertätig anerkannten Babys, von dem sie sich Fruchtbarkeit und Wohlstand erhoffen.

Die Kirche ist zugleich misstrauisch und neidisch auf den Erfolg. Der Sohn des Bischofs (der Sohn: Ralph Fiennes), ein Anhänger der Wissenschaft, zweifelt an der Behauptung der Tochter. Sie versucht ihn von ihrer Jungfräulichkeit zu überzeugen, indem sie ihm diese anbietet. Bevor es allerdings zur Verführung kommen kann, bewirkt das Kind tatsächlich ein Wunder und bringt eine Kuh dazu, den Sohn zu töten. Der Bischof kommt hinzu und beschuldigt die Tochter der Verantwortung für den Tod seines Sohnes. Er übernimmt die Vormundschaft für das Kind und so wird dieses im Folgenden weit schlimmer durch die Kirche und die Gläubigen ausgebeutet. Als Reaktion darauf erstickt die Tochter heimlich ihren kleinen Bruder. Der Bischof verurteilt sie zum Tode, aber aufgrund ihrer Jungfräulichkeit darf das Urteil nicht vollstreckt werden. So wird die Tochter der Miliz zugeführt, um nach einer brutalen Massenvergewaltigung exekutionsfähig zu sein und stirbt dabei. Die Gläubigen zerstückeln in einem religiösen Rausch den aufgebahrten Leichnam des Kindes und bemächtigen sich seiner Körperteile als Reliquien. Zur Strafe überkommen erneut Hunger und Elend die Stadt Mâcon.

Interpretationen

Das Wunder von Mâcon ist keine mimetisch erzählte Verfilmung einer Legende, sondern der Film spielt mit der Erzeugung und Zerstörung theatraler und filmischer Illusionen: die beschriebene Legende wird als Theaterstück gespielt. Es ist nicht nur die Bühne zu sehen, sondern auch das Publikum und die Bereiche hinter den Kulissen. Die Zuschauer des Theaterstückes mischen sich in die Handlung ein und werden Teil von ihr. Am Ende des aufgeführten Stückes verbeugen sich nicht nur die Schauspieler auf der Bühne, sondern auch das Theaterpublikum in Richtung des Kinozuschauers.

Cosimo III. de’ Medici (Jonathan Lacey), ein junger und naiver Edelmann und Ehrengast der Theatervorstellung, ist die einzige nicht rein fiktive Figur des Films. Er übertritt die Grenze zwischen Zuschauerraum, Bühne und Handlung des Stückes. In besonders drastischer Weise verknüpft die zehnminütige Vergewaltigungsszene die Erzählebenen und lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Neben dem Spiel mit Illusion und Wirklichkeit und den Gegebenheiten des Theaters behandelt der Film noch weitere Themen wie etwa den Missbrauch von Macht und die Ausbeutung eines Kindes.

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