Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker (engl. Originaltitel: The Water-Method Man) ist der 1972 erschienene zweite Roman des US-amerikanischen Schriftstellers John Irving. Die deutsche Erstausgabe erschien 1989 im Diogenes Verlag, übersetzt von Edith Nerke und Jürgen Bauer.

Handlung

Fred „Bogus“ Trumper studiert Sprachen. Auf einer Studienreise nach Österreich lernt er in Kaprun die erfolgreiche Skiläuferin Sue „Biggie“ Kunft kennen. Sie verbringen einige Zeit zusammen, Biggie wird schwanger, und sie kehren nach Amerika zurück. Trumpers Vater streicht ihm die Unterstützung, Trumper lebt von kleinen Jobs, außerdem ist er Tontechniker bei Projekten des Dokumentarfilmers Ralph Packer, eine Tätigkeit, die ihm kaum Geld einbringt, Biggie arbeitet als Krankenschwester. Die finanzielle Situation der jungen Familie ist schwierig, Trumpers Dissertationsthema, eine Übersetzung eines Epos aus dem Altniedernordischen, wird von ihm vernachlässigt.

Nach einem Streit mit Biggie macht sich Trumper aus dem Staub. In Wien versucht er seinen Freund Merrill Overturf zu finden, von dem er schon seit Jahren nichts mehr gehört hat. Merrill findet er nicht, aber ohne es zu wollen, gelangt er an eine größere Menge Haschisch. Deshalb versuchen amerikanische Drogenfahnder, mit seiner Hilfe einen österreichischen Drogenhändler zu überführen. Der Plan geht schief, und Trumper kommt ohne das Rauschgift, aber mit dem eigentlich für den Kauf bestimmten Geld nach New York zurück. Nun muß er erfahren, daß Merrill schon vor zwei Jahren bei einem Unfall starb.

In Maine will er seinen alten Freund Couth besuchen; er hofft, daß dieser ihm sagen kann, wie es Biggie geht. Als er entdeckt, dass Biggie mit ihrem Sohn Colm nun bei Couth lebt und die beiden schon Biggies Scheidung von Trumper und Heirat mit Couth vorbereitet haben, kehrt er nach New York zurück. Dort hat Ralph Packer sein Filmstudio hin verlegt, Trumper wird wieder sein Tontechniker. Er zieht mit Tulpen zusammen, die dort für den Schnitt zuständig ist, und die sich auch um seine Finanzen kümmert.

Ralph Packer entscheidet, Trumper zum Thema seines neuen Films zu machen. Während der Dreharbeiten fragt Tulpen Trumper, ob er gerne ein Kind hätte; er ist von der Idee nicht begeistert. Außerdem entscheidet sich Trumper dafür, endlich eine Operation an seiner Harnröhre durchführen zu lassen, die aufgrund einer Verengung zu häufigen Harnwegsinfektionen neigt. Bisher hatte Trumper versucht, weitere Infektionen durch vermehrtes Wassertrinken zu vermeiden, damit die Harnröhre ausreichend durchgespült werden sollte (hierauf bezieht sich auch der Titel des Romans).

Als er nach der Operation nach Hause kommt, hört er Ralph und Tulpen über ihn sprechen, während Tulpen in der Badewanne ist. Eifersüchtig verschwindet er wieder, ohne zu ahnen, dass dies Gespräch nur Teil der Dreharbeiten ist; er hinterläßt im Studio noch eine Nachricht, er steige aus dem Film aus, und er wolle kein Kind. Danach geht er zu seiner Universität in Iowa zurück, wo ihm sein Doktorvater angeboten hatte, ihn bei der Fertigstellung seiner Dissertation zu unterstützen.

Nach der erfolgreichen Dissertation und darauffolgenden Bewerbungsgesprächen hat Trumper Zeit, sich die Dokumentation über sich anzuschauen. Erst durch den Film erfährt er, dass Tulpen bereits am Ende der Dreharbeiten von ihm schwanger war. Er fährt sofort zu ihr, und die beiden versöhnen sich wieder. Ein Schlusskapitel zeigt ein Fest der drei Paare Biggie und Couth, Trumper und Tulpen sowie Ralph und seine Frau Matje und ihrer Kinder.

Besonderes

Der Erzählstil wechselt im Buch in kurzen Intervallen. Einige Abschnitte werden in der dritten Person erzählt, in anderen tritt Trumper als Ich-Erzähler auf. Einige Abschnitte werden auch in der Form eines Drehbuchs dargestellt. Die – oft sehr kurzen – Kapitel halten sich an keine chronologische Reihenfolge, sondern springen sehr frei zwischen unterschiedlichen Zeitebenen hin und her.

Trumper wird charakterisiert als ein Mensch, der zu Schwindeleien neigt, darauf spielt auch sein Spitzname „Bogus“ an. Er schreibt Briefe mit Ausflüchten an seine Gläubiger, er erfindet Strophen für seine Übersetzung aus dem Altniedernordischen und Fußnoten. Außerdem hat er – trotz großem Potential – keinen Erfolg: Als Ringer hat er meist bis kurz vor Schluss die Oberhand, wird dann aber doch noch geworfen. Gutachter halten seine Fähigkeit zum Fremdsprachenerwerb für „enorm“, aber für die meiste Zeit im Roman sieht es so aus, als nütze ihm das nicht viel. Erst nach seiner Operation kommt Trumper zu der Erkenntnis:

„Er wußte nur, daß er noch nie etwas zu Ende gebracht hatte, und er spürte ein Verlangen, das beinahe so grundlegend war wie der Überlebenstrieb: Das Verlangen, irgend etwas zu finden, das er auch beenden konnte.“

Diese Aufgabe findet er in seiner Dissertation. Hierbei findet er auch zur Aufrichtigkeit, tilgt alle Eigenerfindungen und gibt auch Wissenslücken zu. Auch wenn nicht klar wird, wie seine berufliche Situation am Ende aussieht, zeigt das Schlusskapitel doch, dass er und Tulpen glücklich sind.

Einen großen Raum nimmt das Epos „Akthelt und Gunnel“ ein, das Trumper übersetzt. Irving integriert eine Strophe sowie zahlreiche einzelne Wörter in der „Originalsprache“, außerdem gibt es umfangreiche Zusammenfassungen.

Pressestimmen

Ein früher, vielleicht Irvings bester Roman. So zwerchfellerschütternd schrill, so wüst, so zärtlich hat der Amerikaner seither nie wieder geschrieben“ - stern - Hamburg


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