Georg Müller vom Siel

Georg Müller vom Siel
Marie Stein-Ranke: Porträt Georg Müller vom Siel, 1902, Dötlingen

Georg Bernhard Müller vom Siel (* 13. Juni 1865 in Großensiel (Butjadingen); † 13. Januar 1939 in Wehnen (Bad Zwischenahn)) war ein deutscher Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anton Kaulbach: Georg Müller vom Siel

Georg Müller vom Siel wurde in Großensiel (Butjadingen) geboren. Seinen Künstlernamen vom Siel leitete er von seinem Geburtsort Großensiel ab. Bei der Familie Müller handelte es sich um eine weit verzweigte Großfamilie. Geschwister von Georg Müller vom Siel wohnten in New York. Da er bereits mit sechs Jahren Waise geworden war, erlebte er als Heranwachsender eine ungleich schwierigere Lebenssituation als vergleichbare Gleichaltrige.

Mit 15 Jahren brach er den Schulbesuch an der Oberrealschule in Oldenburg ab und schiffte sich nach den USA ein. In New York besuchte er eine Mal- und Zeichenschule und begab sich nach zwei Jahren auf Wanderschaft. Seine Wanderjahre führten ihn nach München, Berlin, Antwerpen, Paris und für ein Jahr auch wieder nach New York.

Werk

Flusslandschaft an der Hunte bei Dötlingen
Huntelandschaft bei Dötlingen

Müller vom Siel war in erster Linie Landschaftsmaler und verfügte über großes zeichnerisches Können und eine außerordentliche Sicherheit in der Farbsetzung. Er beschäftigte sich auf dem Höhepunkt seines Schaffens mit heimischen Motiven – mit dem Fluss Hunte, dem Blick vom Hang auf die Hunteniederung, dem Weg mit Birken, den Eichengruppen und alten Gebäuden. Kaum einer konnte wie er den Himmel und die Wolken malerisch einfangen. „Doch bleibt er bei aller Romantik durch die Gedämpftheit seiner Bilder, die nur gelegentlich Licht aufbrechen lassen und sonst ihrer Weite in bescheidener Schwermut bleiben, frei von jedem Anflug von Süßlichkeit.“ (Karl Veit Riedel, Georg Bernhard Müller vom Siel).

In seinen Bildern platzierte Müller vom Siel fast nie Menschen; dabei muss er in der Porträtkunst ein Meister gewesen sein, denn es heißt, dass er dreimal den letzten Kaiser gemalt habe und ein telegrafischer Auftrag einging, die Kronprinzessin zu porträtieren. Zur Ausführung des Auftrages kam es jedoch nicht, da Müller vom Siel damals gerade die Fürstin Bathildis von Waldeck und Pyrmont malte.

Dötlingen

Grabstätte in Dötlingen

Ab 1889 begann Müller vom Siel von Oldenburg aus die heimische Landschaft zu erkunden. Er fand Dötlingen und war so angetan von diesem Ort, dass er 1896 nach Dötlingen übersiedelte. Anfangs mietete er sich in einem Bauernhaus ein. Zwei Jahre später ließ er sich die „Villa Meineck“ bauen. Hier richtete er sein Atelier ein und baute eine private Malschule auf. Sie diente anfänglich zur Sicherung des Lebensunterhalts. Insbesondere kamen in den Sommermonaten Kaufmannstöchter aus Bremen. Frauen war damals noch der offizielle Zugang zu einer Akademie verwehrt. Ein angeschlossener Pensionsbetrieb wurde von seinen beiden älteren und nicht verheirateten Schwestern geführt. Die Villa Meineck entwickelte sich zum kulturellen Anziehungs- und Mittelpunkt der Umgebung. Als Gäste kamen der Oldenburger Heimatdichter Georg Ruseler (1866–1920), der Maler und Dichter Arthur Fitger (1840–1909), der Maler Ludwig Fischbeck (1866–1954), der Oldenburger Redakteur Wilhelm von Busch (1868–1940), die Graphikerin Marie Stein-Ranke (1873–1964), der Dichter Hermann Allmers (1821–1902) und viele andere Künstler.

Nach und nach hatte Müller vom Siel mit einer Veränderung seines Gemützustandes zu kämpfen. 1909 wurde er in die Nervenheilanstalt Wehnen eingeliefert, wo er am 13. Januar 1939 verstarb. Bereits 1910 wurde er entmündigt und Wilhelm von Busch zu seinem Vormund bestellt. Sein Nachlass fiel an den Oldenburger Staat und befindet sich noch zum größten Teil im Besitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte. Müller vom Siel wurde auf dem Friedhof von Dötlingen beigesetzt. Die Grabstelle wird von der Dötlingen Stiftung gepflegt.

Biographische Übersicht

  • 1865 Am 13. Juni wird Georg Bernhard Müller in Großensiel, Gemeinde Abbehausen in Butjadingen an der Unterweser, als jüngstes von 12 Kindern des Kaufmanns Johann Hinrich Müller und seiner Frau Anna Amalie Margarete Friederike, geb. Meyer, geboren.
  • 1871 Besuch der Volksschule zu Abbehausen. Tod des Vaters.
  • 1872 Tod der Mutter.
  • 1875 Wechsel auf die Oberrealschule nach Oldenburg, wo er bis zur Obertertia die Schule besucht.
  • 1880 Abbruch der Schule und Beginn seiner Wanderjahre, die ihn zunächst nach Amerika führen. In New York, wo sich bereits drei seiner Geschwister aufhalten, besucht er eine Mal- und Zeichenschule und fasst den Entschluss, Maler zu werden.
  • 1881 bis 1883 in München Schüler der königlich-bayerischen Akademie für bildende Künste, zuletzt bei Joseph Wenglein (1845–1919)
  • 1884 bis 1885 an der Akademie in Antwerpen. Als Kopist in Oldenburg tätig.
  • 1885 Zweiter Aufenthalt in New York.
  • 1886 bis 1889 Aufenthalt in Paris. Besuch der Ecole des Beaux-Arts Concours d’ emulation.
  • 1888 Beim Kopieren im Louvre spricht ihn der aus Hamburg stammende Privatgelehrte Friedrich August Leesenberg-Hartrotte an, der die Begegnungen mit dem Künstler in seinem Tagebuch niederschreibt. Leesenberg-Hartrotte und er unternehmen gemeinsame Reisen nach St. Denis und zum Mont St. Michele. Großherzog Nikolaus Friedrich Peter von Oldenburg beauftragt ihn mit dem Kopieren der Felsengrottenmadonna von Leonardo da Vinci.
  • 1889 Rückkehr aus Frankreich. Auf Wanderungen entlang der Hunte entdeckt er die Ortschaft Dötlingen, in der er 1894 für längere Zeit weilt und sich ab 1896 ansiedelt.
  • 1890 Studium im Augusteum..
  • 1892 und 1895 an der Berliner Akademie bei Hans Gude. Rückkehr nach Dötlingen.
  • 1898 Am 15. August wird auf „Haus Meineck“, seinem Wohnsitz in Dötlingen, die Einweihung gefeiert. Hier empfängt er im Laufe der Jahre zahlreiche Gäste, unter ihnen den Heimatdichter Georg Ruseler, der ihm ein Gedicht widmet, oder den Bremer Maler und Schriftsteller Arthur Fitger.
  • 1905 Beteiligung an der großen Nordwestdeutschen Kunstausstellung in Oldenburg.
  • 1908 Aufenthalt im Sanatorium Theresienhof in Goslar.
  • 1909 Einweisung in das Landeskrankenhaus in Wehnen bei Oldenburg aufgrund einer als unheilbar bezeichneten psychischen Krankheit.
  • 1910 Das Großherzogliche Amtsgericht Wildeshausen spricht die Entmündigung aus und bestellt den Redakteur Wilhelm von Busch zum Vormund.
  • 1925 Ausstellung mit Werken des Künstlers im Oldenburger Kunstverein.
  • 1935 Auf Betreiben des Museumsdirektors Walter Müller-Wulckow und des Malers Richard tom Dieck wird eine große Gemälde, Druckgraphik und Handzeichnungen umfassende Verkaufsausstellung im Schlosssaal des Landesmuseum durchgeführt.
  • 1939 Am 13. Januar in Wehnen gestorben. Beisetzung auf dem Friedhof in Dötlingen.

Radierungen von Georg Müller vom Siel

Literatur

Selbstbildnis, Radierung

Weblinks

 Commons: Georg Müller vom Siel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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