Kloster Heiligkreuztal

Kloster Heiligkreuztal
Klosterkirche Heiligkreuztal
Innenraum der Klosterkirche
Kreuzgang

Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal liegt im gleichnamigen Teilort der Gemeinde Altheim (bei Riedlingen) in Oberschwaben/ Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster Heiligkreuztal wurde 1227 gestiftet. Es bestand aber schon vor dieser Zeit in dem benachbarten Dorf Altheim eine klösterliche, aus einer Beginen-Gesellschaft hervorgegangene Anstalt, deren Ursprung auf das Jahr 1140 angesetzt wird; diese Gesellschaft, aufgrund ihrer Kleidung die grauen Schwestern genannt, wandte sich an den Abt von Salem mit der Bitte um Aufnahme in deren Klosterverband, der 1204 stattgegeben wurde. Zeit seiner Existenz unterstand es der Oberaufsicht durch Salem. Das ehemalige Lehensgut Wazzirschaphen konnte käuflich erworben werden, doch erst die starke finanzielle Zuwendung des Grafen Egon von Grüningen-Landau und seiner Schwester Hailwilgilde († 1240) ermöglichte den Bau einer würdigen Unterkunft. Letztere wurde dann auch die erste Äbtissin des Klosters.

Der Name Wasserschapfen änderte sich bereits um 1231 in Heiligkreuztal, da der Sage nach Graf Egon einen Splitter des Kreuzes Jesu vom Kloster Reichenau erwerben konnte und dem Kloster stiftete. 1234 unterstellte König Heinrich VII. das Kloster seinem besonderen Schutz. 1251 wurde das Kloster auch durch den Papst bestätigt und erhielt die üblichen klösterlichen Privilegien, d.h. es unterstand nicht mehr der Gewalt des Bischofs und der Jurisdiktion weltlicher Gerichte.

Da vor allem Töchter aus Adelsfamilien dort Zulass fanden, blühte das Kloster durch bedeutende Schenkungen schnell auf und konnte seinerseits nach und nach Höfe und ganze Ortschaften in der Umgebung erwerben. So gehörten ihm Ende des 18. Jahrhunderts die Orte Andelfingen, Beuren, Binzwangen, Ertingen, Friedingen, Heiligkreuztal, Hundersingen und Waldhausen. In seiner Blütezeit befanden sich bis zu 125 Nonnen innerhalb der Mauern. Die erste, 1256 geweihte Klosterkirche wurde Anfangs des 14. Jahrhunderts erweitert.

Die 1521 zur Äbtissin gewählte Veronika von Rietheim sorgte dafür, dass sich die Klosterfrauen wieder an ein strenges Ordensleben gewöhnten. Zudem setzte sie die bereits von ihrer Vorgängerin begonnene Renovierung des Klosters fort. Das Münster erhielt 1532 ein Gewölbe und das Refektorium, Kapitelsaal und Kreuzgang wurden mit einem Netzgewölbe versehen. 1552, im Schmalkaldischen Krieg, wurde das Kloster geplündert; gleiches taten Schweden im Jahr 1632 und französische Truppen 1796.

Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses fiel Heiligkreuztal 1803 an das spätere Königreich Württemberg und wurde aufgelöst. Die Nonnen durften zunächst noch verbleiben, bis 1843 die letzten von ihnen das Kloster verlassen mussten.

Sehenswürdigkeiten

Johannesminne in Heiligkreuztal

Die heutige Gestalt der Klostergebäude stammt aus der Zeit anfangs bis Mitte des 18. Jahrhunderts unter der Äbtissin Maria Holzapfel (1723–1761). Der Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer gestaltete 1754 die Decke über dem Nonnenchor. Seinerzeit entstanden auch ein Urkundenarchiv und die bedeutende Bibliothek (über tausend Bände). Stifter und Wohltäter des Klosters erhielten aus Dankbarkeit ihre Grablege in der Klosterkirche.

Das bekannteste Ausstattungsstück der Kirche ist die in der Apsis aufgestellte Johannesminne, eine Holzplastik eines unbekannten Künstlers aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Andachtsbild stellt Christus und seinen Lieblingsjünger Johannes dar.

Nutzung der ehemaligen Klostergebäude

Die Gebäude wurden kurz nach der Säkularisation für kurze Zeit als Oberamtsverwaltung und dann als Sitz einer Försterei genutzt. Das wertvolle Inventar sowie Bibliothek und Archiv kamen größtenteils nach Stuttgart. Nach dem endgültigen Auszug der Nonnen verfiel das Bauwerk und wurde schließlich bis auf die beiden Kirchen 1972 an das Aulendorfer Stefanuswerk e.V. (heute Stefanus-Gemeinschaft) verkauft, das damit eine Stätte christlicher Begegnung schuf. In der Bruderkirche richtete die Einrichtung "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" ein Museum ein, das neben Raritäten sakraler Kunst auch Glaubenszeugnisse frommer Frauen präsentiert.

Wappen

Das Wappen des Klosters enthielt drei Hirschgeweihe, in Anlehnung an das der Grafen von Grüningen-Landau, den größten Stiftern und Wohltätern des Hauses.

Literatur

  • Alfons Bacher: Heiligkreuztal. Geschichte und Gegenwart. 5. Auflage. Verlag Aktuelle Texte, Heiligkreuztal 1982, ISBN 3-921312-26-4.
  • Erwin Reiter: Heiligkreuztal. Ein Begleiter durch Münster und Klosteranlage. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2004, ISBN 3-89870-166-2.
  • Johann Daniel Georg v. Memminger: Gemeinde Heiligkreuzthal. In: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1827 (Volltext bei Wikisource)
  • Karl Werner Steim: Heiligkreuztal. Vom Kloster zum Dorf. Gemeinde Altheim, Altheim 1992.

Weblinks

 Commons: Kloster Heiligkreuztal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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