Kopfzwangshaltung

Kopfzwangshaltung

Eine Kopfzwangshaltung ist eine abnormale Kopfhaltung, meist zur Kompensation einer Augenmuskelgleichgewichtsstörung. Sie kann in Form von Kopfdrehung, -neigung, hebung oder -senkung oder einer Kombination aus allen genannten Formen auftreten.

Ist z. B. ein Augenmuskel gelähmt oder nur eingeschränkt funktionsfähig, können die beiden Augen nicht mehr parallel in die entsprechende Blickrichtung schauen. Es entsteht ein Schielwinkel und somit Doppelbilder. Um diese Doppelbilder zu vermeiden, wendet der Patient den Kopf in die Richtung, in der der Muskel eingeschränkt ist. Das „zur Seite drehen des Kopfes“ kompensiert dann die fehlende Funktion des Muskels und wird Kopfzwanghaltung genannt.

Beispiel: Am rechten Auge ist der Muskel, der das Auge zur Schläfe hin bewegt (musculus rectus lateralis), nur eingeschränkt funktionsfähig. Dadurch entsteht ein Einwärtsschielen zur Nase hin. Der Patient nimmt nun eine Zwangshaltung ein, indem er den Kopf nach rechts dreht, also entgegen der Richtung der Schielabweichung und in Richtung der Bewegungseinschränkung. Der Rechtsblick und die Doppelbilder werden dadurch vermieden, so der Betroffene über ein hinreichendes Fusionsvermögen verfügt.

Es kommt auch vor, dass Personen mit einer Augenmuskelgleichgewichtsstörung eine Kopfzwangshaltung einnehmen, um den Abstand der Doppelbilder voneinander so weit zu vergrößern, dass deren Auftreten nicht mehr störend wirkt. In diesem Fall ist der Kopf entgegen der Zugrichtung und Bewegungseinschränkung des betroffenen Muskels gerichtet.

Eine weitere Ursache für die Einnahme einer Kopfzwangshaltung ist ein sog. Nystagmus (Augenzittern). Hierbei kann in manchen Fällen durch die Kopfhaltung eine relative oder sogar absolute Ruhe des Augenzitterns und damit eine Verbesserung der Sehschärfe erreicht werden.

Die exakte Analyse und Messung aller Komponenten einer Kopfzwangshaltung ist ein wichtiger diagnostischer Aspekt hinsichtlich eines therapeutischen Ansatzes in dem Bereich der Strabologie und der Neuroophthalmologie.

Eine auffällige Schiefhaltung des Kopfes ist nicht immer okulär bedingt und kompensatorischer Natur. Ein Beispiel hierfür ist der sog. Torticollis spasticus.

Literatur

  • Herbert Kaufmann: Strabismus. Unter Mitarbeit von W. de Decker u. a., Stuttgart: Enke, 1986, ISBN 3-432-95391-7
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