Landkreis Cosel

Landkreis Cosel
Landkreis Cosel, 1905

Der Landkreis Cosel ist ein ehemaliger Landkreis in Oberschlesien und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1816 und 1945. Der Landkreis Cosel umfasste am 1. Januar 1945 die Stadt Cosel sowie 77 weitere Gemeinden und einen Gutsbezirk (Forst). Der Sitz des Landratsamtes war in Cosel. Der Eisenbahnknotenpunkt Kandrzin mit seinen 6125 Einwohnern (1933) war (nach der Kreisstadt Cosel) die zweitgrößte Gemeinde des Landkreises.

Inhaltsverzeichnis

Einwohner

Von den Bewohnern des Landkreises waren 1939 96 % katholisch und 4 % evangelisch. Der Anteil der polnisch sprechenden Bewohner lag um 1890 noch bei 82,0 % und sank bis 1900 auf 73,7 %.

Einwohnerentwicklung

  • 1871: 64.984
  • 1885: 68.486
  • 1919: 79.973
  • 1925: 81.189
  • 1933: 85.354
  • 1939: 90.320

Verwaltungsgeschichte

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress trat mit dem 1. Mai 1816 der Kreis Cosel in der preußischen Provinz Schlesien vom Regierungsbezirk Breslau zum Regierungsbezirk Oppeln. Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus dem Regierungsbezirk Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet. Nach der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 und der Aufteilung in einen westlichen deutschen und einen östlichen polnischen Teil wurde am 3. September 1922 im deutsch gebliebenen Teil eine weitere Volksabstimmung durchgeführt, bei der über die Bildung eines eigenen Landes Oberschlesien im Deutschen Reich entschieden werden sollte. Jedoch sprachen sich über 90% für den bisherigen status quo, also den Verbleib Oberschlesiens im Freistaat Preußen der Weimarer Republik aus.[1]

Zum 1. Januar 1927 wurden die Landgemeinden Ehrenfeld, Habicht und Mosurau und die Gutsbezirke Dollendzin, Habicht und Mosurau aus dem Kreis Cosel in den Landkreis Ratibor eingegliedert. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Cosel entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Einzig die unbewohnten Forstgutsbezirke behielten ihre Selbstständigkeit, da sich in ihnen ein Gemeindeleben nicht entfalten konnte. Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen.

Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den bisherigen Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung.

Kommunalverfassung

Der Kreis Cosel gliederte sich in die Stadtgemeinde Cosel, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinde Cosel führte jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881. Seit dem 1. Januar 1939 führte der Kreis Cosel entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Ortsnamen

Im Jahre 1936 fanden im Kreis Cosel umfangreiche Änderungen und Eindeutschungen von Ortsnamen statt. Sie umfassten lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:

  • Birawa: Reigersfeld,
  • Brzeźce: Birken,
  • Comorno: Altenwall,
  • Czissowa: Dünenfeld,
  • Dzielau: Teilbach,
  • Gieraltowitz: Geroldsdorf, später: Gerolsdorf,
  • Goschütz: Meisenbusch,
  • Grzendzin: Grenzburg,
  • Kamionka: Steinbirn,
  • Kandrzin: Heydebreck O.S. (Umbenennung am 16. März 1934),
  • Lanietz: Hirschgraben,
  • Lenartowitz: Waldbrücken,
  • Lenkau: Wolfswiesen,
  • Libischau: Liebenbach,
  • Miesce: Luisental O.S.,
  • Ortowitz: Rehwalde O.S.
  • Ostrosnitz: Schneidenburg,
  • Poborschau: Eichhagen O.S.,
  • Rzetzitz: Riedgrund,
  • Slawentzitz: Ehrenforst,
  • Wronin: Vierraben.

Landräte

  • 1847-1882: Eduard Benno Fedor Himmel
  • 1882-1883: Wentzel (interim.)
  • 1883-1887: Ernst von Heydebrand und der Lasa
  • 1887: von Borstel (interim.)
  • 1888-1919: Max Spieller von Hauenschild
  • 1919-1922: Hans Deloch
  • 1922-1933: Paul Bleske
  • 1933-1945: Fritz Bischoff

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Provinz Oberschlesien: Volksabstimmungen 1920 und 1922

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