Ludwig Siebert

Ludwig Siebert
Ludwig Siebert

Ludwig Georg Siebert (* 17. Oktober 1874 in Ludwigshafen; † 1. November 1942 in Stock am Chiemsee) war Mitglied der NSDAP und vom 12. April 1933 bis zu seinem Tod bayerischer Ministerpräsident.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Sein Vater war Lokomotivführer[1], sein Bruder Friedrich Siebert General der Infanterie[2] in der Wehrmacht. In Mannheim besuchte er das Gymnasium, um danach von 1893 bis 1897 ein Studium der Rechtswissenschaften in München zu beginnen.[1] Mitglied der schlagenden „Studentenverbindung Apollo“[3] im Rothenburger Verband Schwarzer Verbindungen (RVSV) – heute: Burschenschaft Franco-Bavaria München in der DB.

Nach der zweiten juristischen Prüfung im Jahr 1900, einer Tätigkeit als Rechtsanwaltskonzipient in Frankenthal (Pfalz), wurde er in den bayrischen Justizdienst als Amtsanwaltsverweser eingestellt, wobei seine ersten Dienststellen sich in Bad Dürkheim und in Neustadt an der Weinstraße befanden.[1]

Nachdem er sich in Fürth von 1905 bis 1906 als Staatsanwalt am dortigen Landgericht betätigte, verließ er den Staatsdienst und trat ab 1906 in den kommunalen Dienst der Stadt Lindau ein, um dort als Rechtsrat zu wirken.[1] Von 1908 bis 1919 repräsentierte er die Stadt Rothenburg ob der Tauber als Rechtskundiger Bürgermeister[4] und wurde Mitglied in der Bayerischen Volkspartei.

In der Stadt Lindau wählte man ihn 1919 zum Bürgermeister, ab 1924 zum Oberbürgermeister. In seiner Amtszeit wurde die Stadt durch Eingemeindungen zu Groß-Lindau erweitert, die Seebrücke und das Strandbad Eichwald gebaut sowie der Toskanapark und der neue Friedhof angelegt.[1]

Durch seinen Eintritt in die NSDAP im Januar 1931 (Mitglied Nr. 356.673)[5] wurde er zum ersten Oberbürgermeister der NSDAP in Bayern. [6] Von 1932 bis 1933 nahm er ein Mandat der NSDAP im Bayerischen Landtag wahr, um dann vom 12. November 1933 bis 1942 im Reichstag die NSDAP für den Wahlkreis 24, Oberbayern und Schwaben, zu vertreten.[1]

Am 9. März 1933 wurde Siebert unter dem Reichskommissar Franz Ritter von Epp Staatskommissar für das Finanzministerium in Bayern und am 16. März Finanzminister im kommissarischen Ministerrat. Am 12. April 1933 wurde Siebert schließlich zum Ministerpräsidenten Bayerns ernannt und übernahm noch 1936 zusätzlich das Wirtschaftsministerium.[7] Am 9. November 1933 war er zum SA-Gruppenführer ernannt worden.[4]

In Bayreuth wurde die 1935 zur Festhalle umgebaute ehemalige markgräflichen Reithalle (heute „Stadthalle“) nach ihm benannt, in Rothenburg ob der Tauber trägt eine Straße bis heute seinen Namen. Am 12. April 1938 verlieh ihm die NSDAP das Goldene Parteiabzeichen.[5] Zum SA-Obergruppenführer wurde er am 9. November 1938 ernannt.[4]

Ludwig Siebert wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft Ehrenbürger mehrerer Städte. Obwohl die Ehrenbürgerwürde nur auf Lebenszeit verliehen wird, erkannten z. B. Speyer [8] und Augsburg die Ehrenbürgerschaft Sieberts nach dem Kriegsende ausdrücklich wieder ab und konnten ihn so aus der Liste der ehemaligen Ehrenbürger streichen.

Auszeichnungen

Funktionen

  • Mitglied des Arbeitsausschusses des Deutschen Städtetags, 1933
  • Mitglied des Kulturrats des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart, 1933 bis 1942
  • Präsident der Akademie für Deutsches Recht, 1939
  • Präsident der Deutschen Akademie in München, 1939 bis 1942

Mitglied oder Vorsitzender eines Aufsichtsrats

  • Reichswerke AG Alpine Montanbetrieb „Hermann Göring“ in Linz, 1938–1942
  • Bayerischer Lloyd Schiffahrts AG in Regensburg
  • Reichswerke AG für Binnenschiffahrt „Hermann Göring“
  • Bayerische Werke AG
  • Walchenseewerk AG
  • Mittlere Isar AG
  • Bayerische Wasserwerke AG
  • Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG
  • Bayerische Heimstätten GmbH

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I, Teil 5. Heidelberg 2002.
  • Joachim Lilla: Statisten in Uniform – Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Düsseldorf 2004.
  • Klaus D. Patzwall: Das goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. (Studien zur Geschichte der Auszeichnungen, Band 4).
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 1998.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Dvorak, Burschenschaft, S. 428.
  2. Biografie von Friedrich Siebert auf Axis Biographical Research
  3. Münchner Burschenschaft Apollo: Festschrift zur Hundertjahrfeier 1865–1965; München 1965; S. 49, 59, 160 (Mitgliederverzeichnis – 2. Die Toten 1940–1965).
  4. a b c Lilla, Statisten in Uniform, S. 617.
  5. a b Klaus D. Patzwall: Das goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S. 87.
  6. Manfred Krapf: Oberbürgermeister, in: Historisches Lexikon Bayerns.
  7. Erich Stockhorst: Wer war was im Dritten Reich. Velbert 1967, S. 363.
  8. Ehrenbürger der Stadt Speyer

Weblinks


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