Maik und Dirk Löbbert

Maik und Dirk Löbbert

Maik und Dirk Löbbert, teilweise nur als Löbbert bezeichnet, sind ein deutsches Brüderpaar, das in vielfältiger Weise künstlerisch und architektonisch-künstlerisch tätig ist.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Maik Löbbert

Maik Löbbert wurde 1958 geboren in Gelsenkirchen. Von 1984 bis 1987 belegte er eine Studium der Fotografie an der GHK Kassel, Floris M. Neusüss und von 1987 bis 1990 der Malerei/Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, bei Fritz Schwegler; als Meisterschüler. Er ist seit 2005 Rektor der Kunstakademie Münster.

Dirk Löbbert

Dirk Löbbert wurde 1960 geboren in Wattenscheid. Von 1983 bis 1988 belegte er ein Studium der Bildhauerei an der FHS Köln, als Meisterschüler und von 1988 bis 1992 der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Erich Reusch und Irmin Kamp; ebenfalls als Meisterschüler. Seit 2001 ist er Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Münster.

Zusammenarbeit

1985 erfolgte der Beginn der Zusammenarbeit und seit 2001 eine gemeinsame Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Münster.

Künstlerisches Schaffen

Für Maik und Dirk Löbbert ist die Wahrnehmung des Besonderen im Alltäglichen das zentrale Thema. Sie beschäftigen sich also sowohl mit der Wahrnehmung der Umwelt, als auch mit der Erkundung der Beziehung zwischen Wahrnehmen und Erkennen des Umfeldes. Im Mittelpunkt der Arbeit von Maik und Dirk Löbbert steht das Alltägliche und Unauffällige, das insofern eine ungewohnte Aufmerksamkeit erfährt, als es vom Betrachter mit des Künstlers Auge zu sehen ist.

Außerdem setzen sich die Löbberts immer mit dem Ort, an dem sie ausstellen und/oder vorübergehend leben, auseinander und nehmen oft auf seine Geschichte Bezug. So entstehen auf den jeweiligen Raum bezogene Arbeiten, die auch aus verändernden Eingriffen in die architektonische Substanz bestehen. Doch ist die Architektur dabei nicht Bildträger, Podest oder Podium künstlerischer Leistung. Sie ist vielmehr Teil einer Gesamtkonzeption, in das die Brüder Löbbert sowohl Skulpturales als auch Malerisches einflechten, allerdings immer unter Bezugnahme auf den Bewohner der Architektur, also den Menschen.

Schon in den frühen Arbeiten ist die intensive Beschäftigung mit dem von der Architektur geprägten menschlichen Umfeld sichtbar. Die ›Sperrmüllarbeiten‹ von 1985 bis 1987 beziehen sich deutlich auf ihre unmittelbare Umgebung. Die Artefakte der Ensembles, gefundene Möbel und sonstige, alltägliche Gegenstände könnten im Sinne von objet trouvé interpretiert werden und somit außerhalb der jeweiligen Komposition keine eigenständige, künstlerische Bedeutung haben.

Nach orts- bzw. platzbezogenen Arbeiten kristallisierte sich bei den Brüdern Löbbert zunehmend das Interesse an der festgefügten Architektur heraus. Mit ›Integrationsobjekt Kanalstraße‹ in Hannover lassen sie den normalen Passanten zumindest kurz innehalten: eine eigentlich unauffällige Kaufhauswand hat eine minimale Veränderung erfahren und damit die Gewohnheit, in diesem Fall die typisch deutsche Innenstadt-Alltagsarchitektur, aus dem Lot gebracht. Die Künstler greifen Form und Struktur der Kaufhausfassade auf, indem sie einen rechteckigen Körper schräg gegen die Häuserwand lehnen; der vorhandene Stromkasten wird durch eine Aussparung integriert; der Körper ist mit den gleichen Klinkern verkleidet wie die Wand, allerdings wird er um 90 Grad gedreht. Diese »unsere Arbeit«, so Maik und Dirk Löbbert, »korrespondiert u. a. mit den Schaufenstervitrinen und der gekachelten Fassade, d. h. mit den für uns bereits vorhandenen Bildern, Skulpturen und Reliefs dieser ausgewählten Innenstadtsituation«.

Technik und Beschaffenheit der Kunstwerke legen die Interpretation nahe, dass die Brüder Löbbert die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die physische Beschaffenheit der Räume und auf die Architektur lenken wollen. Sie benutzen nämlich Materialien, Formen und Elemente, die entweder an den jeweiligen Orten bereits vorhanden oder aber typisch sind für die Region. Zum einen gehören dazu Stoffe, mit denen die Menschen ihren Lebensraum gestalten, beispielsweise Tapeten, Lampen und Farbe. Zum anderen arbeiten sie auch mit Wasser, Rotwein oder Steinkohle, wenn dadurch ein Bezug zur Umgebung hergestellt wird. Die Formen lassen sich fast immer aus der vorhandenen Architektur ableiten; meist handelt es sich um geometrische Grundformen wie Kreis, Ring, Dreieck und Ellipse. Beispielsweise ›malen‹ sie in Köln-Sülz mit Wasser auf den Bürgersteig ein gleichschenkliges Dreieck, das die Häuserecke aufgreift und allein durch den Hell-Dunkel- sowie Trocken-Nass-Kontrast sichtbar ist.

Bewusstmachung von Architektur und Bewegung

Als die Löbberts 1996, in der florentinischen Villa Romana weilen, haben sie dem toskanischen Rotwein als Material genutzt, indem sie mit dieser natürlichen Farbe auf eine Wand eines Klosters einen Kreis malten. Eine naheliegende Interpretation ist, dass sie damit auf die Vergänglichkeit allen Tuns hinweisen wollten. Sie erarbeiteten das vergängliche Rotwein-Bild nach der Technik der Freskomalerei, die bekanntermaßen nicht dauerhaft ist.

Ein ähnliches Projekt ist ›Beleuchtung‹ von 1997 in der Skulpturenmeile der Stadt Schwerte. Hier stellten Maik und Dirk Löbbert über eine bereits vorhandene, die ›gute alte Zeit‹ symbolisierende, Straßenlaterne eine Laterne neuesten Typs (eine der sogenannten Großstadtmöblierung).

Normalerweise nimmt der Mensch die Architektur, in der er sich ständig aufhält, kaum bewusst wahr, und das machen sich die beiden Künstler zunutze. Dasselbe gilt auch für die Bewegung, die Maik und Dirk Löbbert u. a. mit ihrer Arbeit von 1988 in der Universität Düsseldorf aufgreifen: im 5. Stock des Gebäudes befindet sich ein Kreis aus dunkelgrauem Teppich, der so gelegt ist, dass sich ein Teil des Kreises in den Aufzugskabinen befindet. Sind die Aufzüge in Bewegung, fahren die Teilsegmente mit. Da ein Teil des Kreises somit immer in Bewegung ist, schließt sich der Kreis nie.

Mit ihrem Kunst-am-Bau Projekt ›Teich und Stege‹ im niederländischen Tilburg variieren die Löbberts das Thema Bewegung – und greifen zugleich die Architektur wieder auf. Sie lassen einen Teich mit zwei Stegen anlegen, die von gegenüberliegenden Seiten in ihn hineinragen. Es sind Wurmfortsätze des vorhandenen öffentlichen Radwegenetzes der Stadt. Doch sie zerreißen dieses Netz, indem die Spuren zwar aufeinander zuführen, sich aber letztlich doch nicht treffen und im Wasser enden.

Relief von Maik and Dirk Löbbert: Treppe Kosakenweg, Wuppertal-Ostersbaum während der Bergischen Expo 2006 als Teil des Kunstprojekts 7 Treppen – 7 Künstler – 7 Positionen der Elisabeth Montag Stiftung
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1997 im Kunstverein Bonn hatten die Künstler im Gang der Artothek in die Wand eine Öffnung gebrochen, deren Maß identisch war mit den Abmessungen der dort aufgehängten Bilder. Durch diese Öffnung wurde ein anderer Blick in den Ausstellungsraum des Kunstvereins möglich.

Literatur

  • "Maik + Dirk Löbbert – innenaußen-insideoutside-dentrofuori". Ausst.-Kat. kunst Meran - Merano arte, Meran. Mit Beiträgen von Valerio Dèho und Manfred Schneckenburger. Texte in deutscher, englischer und italienischer Sprache. Lektorat: Thomas Donga-Durach. Gestaltung: Rebecca Schröder. 112 Seiten. Verlag für moderne Kunst Nürnberg, Nürnberg 2008. ISBN 978-3-940748-72-0.
  • "Maik + Dirk Löbbert – Intermezzo". Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle, Mannheim. Mit Beiträgen von Hans-Jürgen Buderer und Thomas Donga. Texte in deutscher und englischer Sprache. 136 Seiten mit 64 farbigen und 66 s/w Abbildungen. Köln 1999.
  • Bernhard Waldenfels: Ordnungen des Sichtbaren. In: Gottfried Böhm (Hrsg.): Was ist ein Bild?. München 1994.
  • Victor-Emil von Gebsattel, in: Alexander Gosztony: Der Raum, Geschichte seiner Probleme in Philosophie und Wissenschaften. Freiburg/München 1976, Bd. II.
  • Renato de Fusco: Architektur als Massenmedium. Anmerkungen zu einer Semiotik der gebauten Formen. Wiesbaden 1995.
  • Henri Lefebvre: Das Alltagsleben in der modernen Welt. Frankfurt am Main 1972 (Original: La vie quotidienne dans le monde moderne, Paris 1968).
  • Detlef Bluemler, Klaus F. B. Oczipka: Am Fuße des Solitärs – Architektur des Alltags. Laubacher Feuilleton Nr. 6, München 1993.
  • Wolfgang Welsch: Zur Aktualität ästhetischen Denkens. In: Kunstforum International, Bd. 100, April/Mai 1989.
  • Lothar Romain: Die Zurücknahme von Selbstdarstellungen, Vom Hinstellen zum Vor-Stellen von Kunst in der Stadt. In: Kat. Im Lärm der Stadt, 10 Installationen in Hannovers Innenstadt, hrsg. v. Lothar Romain, Hannover 1991.

Quellen

Detlef Bluemler: Die Wahrnehmung des Besonderen im Alltäglichen. In: Künstler – Künstler – Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, hrsg. v. Lothar Romain und Detlef Bluemler, Ausgabe 43, Heft 22, München 1998.

Weblinks


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