Mens sana in corpore sano

Mens sana in corpore sano

Mens sana in corpore sano ist eine lateinische Redewendung. Sie bedeutet „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die Redewendung ist ein verkürztes Zitat aus den Satiren des römischen Dichters Juvenal.

Satiren 10, 356: Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
„Beten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“

Juvenals eigentliche Absicht zielte darauf, diejenigen seiner römischen Mitbürger zu geißeln, die sich mit törichten Gebeten und Fürbitten an die Götter wandten. Beten, meint er, solle man allenfalls um körperliche und geistige Gesundheit. Mens sana in corpore sano ist also nur im Zusammenhang mit dem Sinn und Inhalt von Fürbitten und Gebeten zu verstehen. Er hat also als Satiriker keineswegs behauptet, dass ausschließlich in einem gesunden Körper ein gesunder Geist stecke, sondern nur – da er meist das Gegenteil davon erlebt hatte –, dass es wünschenswert sei, wenn dem so wäre. Juvenal hat somit auch die sportlichen Idole seiner Zeit (60–127 n. Chr.) parodiert, deren geistige Fähigkeiten seiner Meinung nach wohl häufig hinter den körperlichen zurücktraten.

Rezeption

Die Wendung wird meist im oben erläuterten Sinne vordergründig und geradlinig missverstanden oder vorsätzlich falsch interpretiert.

Die körperliche Ertüchtigung, die im Nationalsozialismus aus Gründen der Wehrertüchtigung der Rekruten eine zentrale Rolle spielte, stand unter dem verkürzt interpretierten Motto Juvenals.

Heute propagieren verschiedene Mental-Gurus wie Tony Buzan immer wieder, dass intensives sportliches Training die intellektuelle Leistungsfähigkeit ganz signifikant steigere. Dies ist aber in dem Ausmaß nicht der Fall. Vor allem kann aus dem Satz Mens sana in corpore sano nicht abgeleitet werden, dass Menschen, die körperlich fitter sind als ihre Mitmenschen, intelligenter sein müssten oder aber dass intelligente Menschen zwangsläufig körperlich durchtrainiert sein müssten.

Im Umkehrschluss heißt die verkürzt interpretierte Redewendung, dass in kranken und schwachen Körpern kein gesunder Geist innewohne. Eine derartige Analogie führt geradewegs in die Diskriminierung Körperbehinderter. Vor diesem Hintergrund lehnen die Interessenvertreter von Behinderten (Behindertenverbände) das „Mens sana in corpore sano“ vehement ab. Als Beispiel dafür, dass ein brillanter Wissenschaftler ein körperlich gebrochener Mensch sein kann, führen sie unter anderem Stephen Hawking an.

Eine Erklärung, warum entgegen dem Volksglauben bzw. entgegen der verkürzten Interpretation der Redewendung ein weit schwächerer Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit besteht, mag darin zu suchen sein, dass die Stoffwechselvorgänge eines gesunden Menschen so beschaffen sind, dass sich Defizite erst sehr spät auf die Versorgung des Gehirns auswirken, das Gehirn also bezüglich des Stoffwechsels eine bevorzugte Stellung unter den Organen besitzt. Dies ist auch verständlich, da Beeinträchtigungen des Gehirns (neben den weiteren lebenswichtigen Organen wie Herz und Lunge) im Vergleich zu denjenigen anderer Organe die verheerendsten Auswirkungen auf das Überleben des Individuums haben würden.

Andererseits ist es natürlich auch der Fall, dass körperliche Mängel durchaus geistige Beeinträchtigungen nach sich ziehen können, sei es im extremeren Fall durch manifeste Krankheiten wie etwa der Hepatischen Enzephalopathie, oder auch einfach nur durch mangelnde Fitness bedingte Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, zum Beispiel chronische Überlastungs- und Schmerzzustände, welche zumindest aus Sicht vieler Betroffener Konzentrationsstörungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit verursachen können. Offenbar gibt es auch hier, je nach Veranlagung und individueller Vorgeschichte, eine gewisse Streuung: der eine Mensch fühlt sich durch körperliche Defizite stärker in seiner geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, der andere weniger.

So lässt sich zusammenfassen, dass eine gesunde, d. h. ausgeglichene und der Leistungsfähigkeit angepasste, körperliche Betätigung auch der geistigen Leistungsfähigkeit eher zunutze kommt als ihr schadet. "Das Potential des Gehirns lässt sich durch Ausdauertraining steigern, aber nur Laufen reicht auch nicht. Am Lernen führe jedenfalls kein Weg vorbei." [1]

Sonstiges

Die Anfangsbuchstaben der Worte der leicht abgewandelten Wendung "anima sana in corpore sano" (anima = Seele) bilden das Akronym des Sportartikelherstellers ASICS.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Studie der Universität Ulm bestätigt: Laufen macht schlau


 Wikisource: Saturae/Liber IV/Satura X – lateinischer Originaltext
Wiktionary Wiktionary: Mens sana in corpore sano – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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