Sklavenküste

Sklavenküste

Sklavenküste (Beninküste), Küstenstrich in Westafrika (s. Karte bei Artikel »Guinea« und »Togo«), an der Bai von Benin, zwischen Voltafluß und Beninmündung, politisch zu England (Goldküste und Lagos), Deutschland (Togo) und Frankreich (Dahome) gehörig, benannt nach dem früher hier schwunghaft betriebenen Sklavenhandel. Hinter einem niedrigen, gleichförmig verlaufenden schmalen Uferstreifen ziehen sich langgestreckte Lagunen hin, welche die Flüsse aufnehmen, aber nur schmale Ausgänge zum Meere haben. Dahinter steigt das 60–70 m hohe Land zu den mit wenigen Bäumen und niederm Strauchwerk bedeckten Tafelländern des Binnenlandes auf, die von Gebirgen (400–800 m) im weiten Bogen umzogen werden. Vom Volta zieht es bis Nupe, nördlich zu den Steppen steil abstürzend, nach Süden in Stufen absteigend. Granit, Basalt und Trapp sind vorherrschend, ein großer Teil ist Lateritboden; nur in den Tälern der Flüsse findet sich schwärzliche, fruchtbare Erde. Diese (Mono, Ouemé, Ogun) können in der Trockenzeit durch die Lagunen zum Meer nicht vordringen; nur bei Hochwasser öffnen sich stets wechselnde Kanäle, der Ouemé ist bis Dogba schiffbar. Flora und Fauna sind dieselben wie an der Goldküste, das Klima gilt als das gesündeste der westafrikanischen Küste, doch herrschen auch hier gefährliche Fieber. Die mittlere Temperatur beträgt 26,2° (Maximum 35,2°, Minimum 20,5°). Es gibt zwei Regen zeiten, die Niederschlagsmenge steigt nach O. zu. Die Bevölkerung besteht westlich des Ogun aus Ewe, östlich aus Joruba. Die erstern (Anto, Aweno, Agbosome, Wenji, Togo u. a.) sind groß und wohlgebaut, von regelmäßigern Zügen, weniger dunkler Haut als ihre westlichen Nachbarn und großer Reinlichkeit, die Joruba friedfertig und gelehrig. Die aus Brasilien zurückgekehrten freigelassenen Sklaven, vielfach vermischt mit portugiesischem Blut, die Mina, machen als gewandte Händler den europäischen Kaufleuten erfolgreich Konkurrenz, sprechen zum Teil ein verderbtes Portugiesisch und fuhren meist portugiesische Namen. Einige portugiesische Familien an der Dahoméküste stammen aus der Zeit, wo Portugal hier Fort Ajuda besaß.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sklavenküste — Sklavenküste, so v.w. Benin 1) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Sklavenküste — Sklavenküste, Landstrich in Nordwestafrika zwischen den Flüssen Volta und Niger am Golf von Benin; von dem Aposso oder Opossumgebirge durchzogen; Flüsse: Mono, Weme, Ogun; Lagunenseen (Togosee u.a.); Bevölkerung meist Ewe, außerdem Joruba, Mina u …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Sklavenküste — Sklavenküste, s. Guinea …   Herders Conversations-Lexikon

  • Sklavenküste — Sklavenküste,   englisch Slave Coast [ sleɪv kəʊst], früher Bezeichnung für den Abschnitt der Oberguineaküste zwischen Voltamündung und Nigerdelta (Togo, Benin und Nigeria), Westafrika; besonders im 18. Jahrhundert Hauptgebiet des atlantischen… …   Universal-Lexikon

  • Sklavenküste — Die Einteilung der Guineaküste gemäß ihren Produkten im 16. Jahrhundert Die Sklavenküste oder auch Diego Cao (benannt nach dem portugiesischen Entdecker) ist der historische Name der Küste von Togo, Benin und dem westlichen Nigeria. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Royal African Company — Die Royal African Company (RAC) (englisch für Königlich Afrikanische Gesellschaft) wurde 1671 als Handelskompanie für den britischen Handel in Westafrika und Westindien gegründet und mit einem entsprechenden königlichen Monopolpatent ausgestattet …   Deutsch Wikipedia

  • Agome — Das Agomegebirge ist ein Gebirge in Togo an der ehemaligen Sklavenküste Westafrikas und bildet den südwestlichen Ausläufer des Apossogebirges (Akpossogebirge), mit dem es früher unter der Bezeichnung Fetischberge einen Teil des sich von Nordosten …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Burdon Ellis — (* 1852; † 1894) war ein britischer Offizier und Autor, der an der Sklavenküste und Goldküste von Westafrika ethnographische, linguistische und historische Forschungen betrieb. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Bücher über die die Religion …   Deutsch Wikipedia

  • Bight of Bonny — Der Golf von Guinea Der Golf von Guinea bezeichnet den Teil des Atlantischen Ozeans, der von den Küsten Westafrikas im Norden und Osten begrenzt wird. Im Norden und Osten grenzt er an das Küstenland der Regionen Ober und Niederguinea und im Süden …   Deutsch Wikipedia

  • Dalzel — Archibald Dalzel (* 23. Oktober 1740 in Kirkilston, Schottland; † 1811 oder früher), eigentlich Dalziel, war ein britischer Sklavenhändler, Historiker, Abenteurer und Gouverneur der Goldküste (heute Ghana). Er ging 1763 als Chirurg nach Afrika… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”