Lindheim

Lindheim

Lindheim, 1) Hermann Dietrich, Industrieller, geb. 1790 in Breslau, gest. 11. März 1860 in Wien, widmete sich dem Kaufmannsstand, betrieb von England aus einen bedeutenden Handel mit Baumwollgarnen, gründete 1825 in Ullersdorf in der Grafschaft Glatz die erste Baumwollspinnerei in Schlesien, ergänzte diese Anlage durch Appreturen, Bleichen, Webereien und Färbereien in Rückers und Löwin und errichtete auch in Eisersdorf bei Glatz eine große Spinnerei und Weberei. Weiterhin errichtete er in Ullersdorf eine große mechanische Flachsspinnerei und eine Lokomotivenfabrik. 1837 gründete er eine Baumwollspinnerei in Skalitz, 1840 die Großhandlung J. M. u. H. D. Lindheim in Wien, 1844 die Eisenwerke und Kohlengruben in Josephshütte, Hermannshütte und Mantau im Pilsener Kreis. Es gelang ihm zuerst, aus den böhmischen Erzen gute Eisenbahnschienen zu machen, und seine Werke bilden die Basis der heutigen Prager Eisenindustriegesellschaft. 1856 erhielt L. die Konzession der Eisenbahn Wien-Linz-Salzburg-München, auch gründete er die Bahn Prag-Pilsen. 1858 gründete er die chemische Fabrik in Aussig. Lindheims Bedeutung liegt darin, daß er einer der ersten Fabrikanten war, die Baumwoll- und Leinengarn auf Maschinen spannen, vor allem aber darin, daß er die Maschine selbst baute, als deren Ausfuhr aus England verboten war. Nach seinem Tode wurde seinen Söhnen der Adel verliehen.

2) Alfred, Ritter von L., Sohn des vorigen, geb. 11. Okt. 1836 in Ullersdorf, gründete 1869 in Wien die ersten Lagerhäuser und die Privattelegraphengesellschaft, die in Wien das Telephon einführte. 1876 wurde er zum Präsidenten des Börsenschiedsgerichts ernannt, und 1888 schuf er die Landeshypothekenanstalt für Niederösterreich. 1891 wurde er Präsident des Kaufmännischen Vereins, und 1893 errichtete er das kaufmännische Vereinshaus mit großartigen Schulanstalten. 1901 trat er an die Spitze der Antituberkulosenbewegung im Landtage, dem er seit 1878 angehört. Er schrieb unter anderm: »Das Schiedsgericht im modernen Zivilprozeß« (3. Aufl., Wien 1894); »Erzherzog Karl Ludwig, Lebensbild« (das. 1897); »Die Verbreitung der Tuberkulose im Wiener Handwerkerstande« (das. 1902); »Saluti aegrorum. Aufgabe und Bedeutung der Krankenpflege im modernen Staat« (das. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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