Niederdollendorf

Niederdollendorf

Niederdollendorf ist ein am rechten Rheinufer dem Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg gegenüberliegender Stadtteil von Königswinter. Er hat 3556 Einwohner (Stand: 30. Juni 2011).[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Niederdollendorf liegt im Übergangsbereich vom Mittel- in den Niederrhein gegenüber von Plittersdorf und Rüngsdorf am nordwestlichen Rand des Siebengebirges. Im Südosten reicht die Gemarkung über den Kellerberg bis auf den Gipfel des Petersbergs heran, den sie sich mit der Königswinters teilt. Der Hauptort mit dem Großteil der Wohnbebauung, die zum Teil fließend in die Königswinters im Süden und Oberdollendorfs im Osten übergeht, liegt auf einem größtenteils flachen Gelände. Östlich der heutigen Trasse der Bundesstraße liegt am Kellerberg das Gelände des Haus Heisterberg („Pfaffenröttchen“). Dort bestehen drei Weinbaulagen der Großlage Petersberg: Goldfüßchen, Heisterberg, Longenburgerberg. Bewirtschaftet wird derzeit die Lage Heisterberg.

Der Rhein wird bei Niederdollendorf seit 1887 durch sieben, etwa 100 m in den Fluss reichende Buhnen reguliert.[2]

Geschichte

Auf dem Gelände einer Ziegelei in Niederdollendorf wurde 1901 ein fränkischer Grabstein aus dem 7. Jahrhundert gefunden.

St. Michael

Urkundlich erwähnt wurde Dollendorf erstmals 966 von Kaiser Otto I. als Dullendorp. In einer Urkunde aus dem Jahre 1144 wurde zum ersten Mal zwischen Oberdollendorf und Niederdollendorf unterschieden. Seit 1306 sind Schöffen des Gerichts zu Dollendorf nachgewiesen. Bedeutendster Grundherr in Niederdollendorf war das Kloster Heisterbach.[3] 1555 war Niederdollendorf Honschaft und Kirchspiel im bergischen Amt Löwenburg.[4]

Von 1815 bis 1969 war die Gemeinde Niederdollendorf Teil der Bürgermeisterei Oberkassel (1927 umbenannt in Amt Oberkassel). Mit der kommunalen Neuordnung ging sie in der neuen Stadt Königswinter auf.

Der Turm der katholischen Pfarrkirche St. Michael stammt aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts, das Kirchenschiff wurde 1910 für eine Vergrößerung und zur Reparatur von Wasserschäden etwas versetzt im neugotischem Stil neu errichtet und das bisherige Schiff anschließend abgebrochen.

1967 hatte Niederdollendorf 3.059 Einwohner, von denen 22 in der Land- und Forstwirtschaft, 571 im verarbeitenden Gewerbe und 347 im Dienstleistungsbereich tätig waren. 690 Auspendlern standen 736 Einpendler gegenüber. In 3 Industriebetrieben waren 519 Personen beschäftigt. An öffentlichen Einrichtungen waren 1967 vorhanden: eine Volksschule, ein Sportplatz, ein Kindergarten und eine Bücherei.[3]

Am 1. August 1969 wurde Niederdollendorf in die Stadt Königswinter eingegliedert.[5]

Einwohnerentwicklung[6]

Jahr Einwohner
1816 395
1843 472
1871 569
1905 1.183
1961 2.789

Longenburg

Als Lunenburg taucht das Gut in einer Urkunde von 1275 erstmals auf, benannt nach dem langen Berg, einem langgestreckten Bergrücken (heute Kellerberg/Kapp) zwischen Rheintal und Petersberg. Erster nachweisbarer Besitzer des Hofes war 1407 der Ritter Godart van Lomer (Lohmar). 1689 zerstörten Truppen Ludwigs XIV. die Burg, die ab 1698 wieder aufgebaut wurde. 1920 wurde der Wassergraben zugeschüttet. 1952 wurde die durch Kriegseinwirkungen (Bombenvolltreffer am 24. April 1944 im Herrenhaus) stark beschädigte Burg von Paul Lemmerz gekauft. 1958 wurde der Abriss beantragt, und 1962 wurde dieser für eine Erweiterung des Firmengeländes der Lemmerzwerke begonnen.[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein herrschten Landwirtschaft und Weinbau vor. Die heutige Landesstraße 268 war 1853-1855 als Verbindungsstraße "Niederdollendorf-Oberpleis-Eudenbach-Buchholz-Kircheib" vom Rhein bis zur alten "Köln-Frankfurter Straße" (heutige Bundesstraße 8) gebaut worden.[8] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Fabriken, die feuerfeste Steine herstellten. Von diesen hat sich eine bis heute erhalten. Heute wird die Wirtschaft Niederdollendorfs von den Betrieben des Gewerbegebiets Im Mühlenbruch dominiert. Unter diesen ist der größte Betrieb Dinova mit den Didier-Werken, die feuerfeste Steine herstellen.

Verkehr

Bahnhof Niederdollendorf

Niederdollendorf ist an die Bundesstraße 42 angebunden, die im benachbarten Bonner Stadtteil Oberkassel in die Flughafenautobahn A 59 übergeht. Eine Besonderheit dabei ist, dass die B 42 die Stadtteile Niederdollendorf und Oberdollendorf in großen Teilen voneinander trennt. Um zwischen den Stadtteilen verkehren zu können, muss man aber nicht überall über eine Brücke gehen, da ein 610 Meter langer Tunnel das Stadtgebiet unterquert. Ebenfalls durch diesen Tunnel verläuft die Siebengebirgsbahn, deren Stadtbahnlinie 66 über Bonn nach Siegburg und in Richtung Bad Honnef führt. Nördlich des Bauwerks verläuft die Bundesstraße einige Meter unter der Erdoberfläche und geht danach in den zeitgleich ausgeführten Tunnel Oberkassel über.

Autoschnellfähre Bad Godesberg–Niederdollendorf

Für den Bau der autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße wurden Straßen verlegt, abgerissen und voneinander getrennt sowie Tunnel und Brücken gebaut. Das Bauwerk mit allen daraus folgenden Maßnahmen war aufgrund seiner Komplexität sehr teuer, wegen der starken Verkehrsbelastung ist es vierspurig.

Niederdollendorf ist ein Bahnhof auf der rechten Rheinstrecke. Die zwischen den Jahren 1940 und 1950 stufenweise stillgelegte Heisterbacher Talbahn hatte dort ihren Endpunkt.

Große Bedeutung für den Verkehr in Niederdollendorf hat die den Rhein querende Autoschnellfähre Bad Godesberg–Niederdollendorf. Diese findet auch Erwähnung im Lied "Seemann" der Wise Guys.

Sehenswürdigkeiten

Myriameterstein am Rheinufer

Am Rheinufer findet sich einer der wenigen noch erhaltenen Myriametersteine der ersten Stromvermessung von 1863/67.

Der Kreis der Heimatfreunde Niederdollendorf e. V. zeigt in seiner Heimatstube Bilder und Gegenstände aus der Geschichte Niederdollendorfs und seiner Umgebung wie Longenburg, Petersberg, Heisterbach, Weinbau und Landwirtschaft, Rheinschifffahrt, Fährwesen und vieles mehr. Die Heimatstube ist zu erreichen von der Petersbergstraße und Friedenstraße (Schulhof) und an jedem ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12:30 Uhr geöffnet.

Panorama-Ansicht von Niederdollendorf(Fähre) in Richtung Bonn-Bad Godesberg
Panorama-Ansicht von Niederdollendorf(Fähre) in Richtung Bonn-Bad Godesberg

Persönlichkeiten

  • Heinrich Reifferscheid (1872–1945), Maler der Stille
  • Ottmar E. Strauß (1878−1940), Unternehmer, Mitgründer des Otto-Wolff-Konzerns in Köln, ab 1919 Eigentümer von Haus Heisterberg (heute Jugendhof Rheinland)
Der alte Aussichtsturm beim Jugendhof Rheinland

Literatur

  • Ferdinand Schmitz: Die Mark Dollendorf. Bergisch Gladbach 1925
  • Heinrich Neu: Nieder- und Oberdollendorf in den letzten anderthalb Jahrhunderten. Oberdollendorf 1972
  • Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V. (Hrsg.): Erinnerung an eine verworrene Zeit (1. Teil) Nieder- und Oberdollendorfer Bürger blicken zurück auf die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Königswinter 1996
  • Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V. (Hrsg.): Erinnerung an eine verworrene Zeit (2. Teil) Nieder- und Oberdollendorfer Bürger blicken zurück auf die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Königswinter 2001
  • Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Königswinter 2003
  • F. Wilhelm Gassen: Niederdollendorf - Eine heimatgeschichtliche Zeitreise, hrsg. Stadt Königswinter. 1. Auflage, Königswinter 2008. ISBN 978-3-932436-13-0
  • Dieter Mechlinski: Der Geheime Regierungsrat Ottmar Edwin Strauss - Biografie eines vergessenen Königswinterer Mitbürgers. hrsg. v. Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V.. 6., stark erweiterte Auflage, Königswinter 2010

Weblinks

 Commons: Niederdollendorf – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstatistik der Stadt Königswinter
  2. Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851-1900. Halle a.S. 1900, S. 106/107
  3. a b Der Rhein-Sieg-Kreis. Herausgeber: Oberkreisdirektor Paul Kieras. Stuttgart 1983, S. 276.
  4. W. Harleß: 'Die Erkundigung über die Gerichtsverfassung im Herzogtum Berg vom Jahr 1555. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 20. Band, Jahrgang 1884, Bonn 1885, S. 123.
  5. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  6. Volkszählungsergebnisse von 1816 bis 1970 der Städte und Gemeinden. Beiträge zur Statistik des Rhein-Sieg-Kreises, Bd. 17/ Siegburg 1980, S. 62-63.
  7. http://www.rheinkiesel.de/pdf/rk0212.pdf
  8. Helmut Weinand: Die preußischen Bezirksstraßen im Regierungsbezirk Koblenz bis zum Jahre 1876. Bonn 1971, S. 157-158.
50.6930319444447.17905

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