Nigel Short

Nigel Short
Nigel D. Short, 2005 in Wijk aan Zee

Nigel David Short (* 1. Juni 1965 in Leigh) ist ein britischer Schach-Großmeister.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nigel Short nahm bereits mit zwölf Jahren an der Britischen Meisterschaft für Erwachsene teil und besiegte bei diesem Turnier den Landesmeister Jonathan Penrose. Mit fünfzehn wurde er Vizeweltmeister der Junioren hinter Garri Kasparow. Short wurde Nationalspieler und gewann 1983 das Turnier von Baku. 1984 erhielt er den Großmeistertitel. 1985 drang er bis ins Kandidatenturnier von Montpellier vor und belegte dort den geteilten 10. Platz.

Jonathan Speelman, John Nunn, Murray Chandler, Jonathan Mestel, William Watson und Nigel Short gewannen 1988 die Silbermedaille bei der Schacholympiade in Thessaloniki.

1986 und 1987 siegte er in Wijk aan Zee. 1992 bezwang er Anatoli Karpow im Kandidatenturnier, nachdem er schon Jonathan Speelman und Boris Gelfand besiegt hatte. 1993 siegte er über Jan Timman im Kandidatenfinale und erhielt das Recht, gegen Kasparow einen Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft auszutragen.

Da beide nicht unter den Bedingungen der FIDE den Weltmeisterschaftskampf austragen wollten, disqualifizierte die FIDE beide Spieler und setzte eine „Ersatz“-Weltmeisterschaft an. Short und Kasparow gründeten daraufhin 1993 die Professional Chess Association (PCA), eine Organisation, die sich nach der Ausrichtung des WM-Zyklus 1994/1995 wieder auflöste. Die PCA war eine Konkurrenzorganisation zur FIDE und trug eigene Weltmeisterschaften aus. PCA-Weltmeister wurde 1993 Kasparow durch ein 12,5:7,5 gegen Short.

2004 gewann Short die Meisterschaft des Commonwealth, im September 2006 die Meisterschaft der Europäischen Union in Liverpool und im November 2006 in Mumbai abermals die Commonwealth-Meisterschaft. Er schrieb regelmäßige Schachkolumnen in englischen Tageszeitungen (September 2005 bis Oktober 2006 in The Guardian, vorher im Daily Telegraph).

Im Juli 2007 wurde vor der Ethik-Kommission der FIDE eine von Surab Asmaiparaschwili eingereichte Beschwerde gegen ihn verhandelt. Short hatte Asmaiparaschwili wegen seiner Rolle als Mitglied des Schiedsgerichts im WM-Kampf Kramnik gegen Topalow kritisiert. Die Kommission entschied, dass die Äußerungen Shorts im Wesentlichen vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt seien, rügte ihn allerdings für die Verwendung des Wortes „Dunderhead“ (Dummkopf). [1]

2008 gewann Short in Nagpur erneut die Commonwealth-Meisterschaft. Im Juni 2009 siegte er beim Sigeman-Turnier in Malmö, im August erzielte er mit 8 Punkten aus 10 Partien das beste Ergebnis beim Staunton-Memorial in London. Im September gewann er in Mukatschewe einen Wettkampf gegen Sachar Efimenko mit 3,5:2,5 (+2 =3 -1).

Seit 1984 nahm er mit der englischen Mannschaft an 13 Schacholympiaden teil und erzielte dabei 86 Punkte aus 140 Partien. Für sein Ergebnis bei der Schacholympiade 1986 (10 Punkte aus 13 Partien) erhielt er eine Goldmedaille.[2] Die Meisterschaft von Großbritannien gewann er 1984, 1987 und 1998.

Shorts aktuelle Elo-Zahl beträgt 2687, damit liegt er auf Platz 51 der Fide-Weltrangliste und ist nach Michael Adams (Platz 28) der beste englische Spieler (Stand: Juli 2011).

Er ist mit einer Griechin verheiratet und hat zwei Kinder: eine Tochter (* 1991) und einen Sohn (* 1998).

Nigel David Short 2005 in San Luis, Argentina

Partie

In einer der Aufsehen erregendsten Partien[3] in der Geschichte des Schachs erzwang Short auf ganz ungewöhnliche Weise gegen Jan Timman den Sieg: Nigel Short führte die weißen Steine, der Niederländer Timman hatte Schwarz. Gespielt wurde die Partie 1991 beim Traditionsturnier im niederländischen Tilburg. Das Turnier gewann der damalige Weltmeister Garri Kasparow mit 1,5 Punkten auf Short, der alleiniger Zweiter (mit 8,5 aus 14) wurde.

1.e2-e4 Sg8-f6

Timman verteidigt sich mit der Aljechin-Verteidigung, die auf höchstem Niveau keinen sehr guten Ruf besitzt und nicht häufig vorkommt.

2.e4-e5 Sf6-d5 3.d2-d4 d7-d6 4.Sg1–f3 g7-g6 5.Lf1–c4 Sd5-b6 6.Lc4-b3 Lf8-g7 7.Dd1–e2

Andere hier gespielte Züge sind 7.a2-a4 und 7.Sf3-g5.

7...Sb8-c6 8.0–0 0–0 9.h2-h3 a7-a5 10.a2-a4 d6xe5 11.d4xe5 Sc6-d4 12.Sf3xd4 Dd8xd4 13.Tf1–e1 e7-e6 14.Sb1–d2 Sb6-d5

Dieser Zug war bis dato unbekannt. In Shorts eigener Praxis begegnete er hier zuvor dem Zug 14...Lc8-d7 (Short-Hennigan, Meisterschaft Großbritanniens 1987).

15.Sd2-f3 Dd4-c5 16.De2-e4! Dc5-b4! 17.Lb3-c4 Sd5-b6 18.b2-b3! Sb6xc4 19.b3xc4

Weiß verfügt gemäß Short in dieser Stellung über Vorteil.

19...Tf8-e8 20.Te1–d1 Db4-c5 21.De4-h4 b7-b6 22.Lc1–e3! Dc5-c6

Vermutlich war 22. ... Dc5-f8 besser.

23.Le3-h6 Lg7-h8 24.Td1–d8 Lc8-b7 25.Ta1–d1 Lh8-g7 26.Td8-d7!

Es ging nicht stattdessen 26.Lh6xg7?, wegen Ta8xd8

26...Te8-f8

Weiß drohte auf verschiedene Antworten mit 27.Txf7!

27.Lh6xg7 Kg8xg7 28.Td1–d4

Eine interessante Möglichkeit war hier stattdessen 28.c4-c5!? b6xc5 29.Dh4-c4 Dc6-e4 30.Dc4xc5 De4xa4 31.Sf3-g5! Lb7-d5! 32.Dc5-e7! Kg7-g8 33.Td7xc7 mit Angriff.

28. ... Ta8-e8 29.Dh4-f6+ Kg7-g8 30.h3-h4 h7-h5 31.Kg1–h2 Te8-c8?

Der entscheidende Fehler. 31...Lb7-c8 war der einzige Zug, den Schwarz spielen konnte, aber nach 32.g2-g4! h5xg4 33.Sf3-g5 g4-g3+! 34.f2xg3 Lc8-b7 35.Sg5-e4 (35.Df6-f1 gewinnt auch) 35. ... Dc6xa4 36.h4-h5 Da4xc2+ 37.Se4-f2 g6xh5 38.Td4-d3 Lb7-e4 39.Td3-d2 Dc2-b1 40.Td2-d1 Db1–c2 41.Td7-d2 Dc2xc4 42.Td2-d4 steht Weiß gleichfalls auf Gewinn (Variante von Short angegeben). Möglich wäre auch (nach 31...Lb7-c8) 32.Td7-e7! Te8xe7 33.Df6xe7 Lc8-b7 34.Kh2-g3 Dc6-c5 35.De7xc5! b6xc5 36.Td1-d7 mit deutlichem Vorteil, zum Beispiel 36. ... Lb7xf3?! 37.Kg3xf3 Tf8-c8 38.Kf3-f4 Kg8-f8 39.f2-f3! (aber nicht 39.Kf4-g5? Kf8-e8 mit Ausgleich) 39. ... Kf8-e8 40.Td7-d3 Td8-b8 41.Td3-b3! Tb8-b4 42.Tb3xb4 c5xb4 43.Kf4-g5 Ke8-e7 44.g2-g4 h5xg4 45.f3xg4 mit leichtem Gewinn.

Solid white.svg a b c d e f g h Solid white.svg
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Stellung nach dem 31.Zug von Schwarz
32.Kh2-g3!!

Die Einleitung zum undeckbaren Matt!

32...Tc8-e8 33.Kg3-f4!

Schwarz kann bloß noch zusehen.

33...Lb7-c8 34.Kf4-g5!

Timman gab hier auf. Auf 34...Lc8xd7 folgt 35.Kg5-h6 und Weiß setzt im nächsten Zug mit Df6-g7 matt. Spielt Schwarz 34...Kg8-h7, so nimmt Weiß mit 35.Df6xg6+ den (dann ungedeckten) Bauern g6 (f7 ist gefesselt) und setzt wenige Züge später matt. Ein Königsmarsch auf „vollem“ Brett, wie er zuvor nicht gesehen wurde. Der von Short entdeckte Gewinnweg ähnelt eher einer Studie als einer wirklich gespielten Turnierpartie. Die Partie gewann den Spezialpreis des Schachinformators als beste Partie des Schachinformators 53 (dies ist auch die Quelle für die verwendeten Anmerkungen).

Literatur

  • Forbes, Cathy: Nigel Short, quest for the crown. Cadogan, London 1993. ISBN 1-85744-048-X
  • Keene, Raymond: Nigel Short. World Chess Challenger. Batsford, London 1992, 1993 ISBN 0-7134-7281-2
  • Löffler, Stefan: Challengers. So spielt Nigel Short. Sportverlag Berlin 1993. ISBN 3-328-00586-2
  • Short, David: Nigel Short, chess prodigy. Faber & Faber, London 1981. (Eine von seinem Vater verfasste Biographie).
  • Short, Nigel: Nigel Short's chess skills. Hamlyn, London 1989. ISBN 060055743X. (Lehrbuch des Schachs auf Grundlage eigener Partien).

Weblinks

 Commons: Nigel Short – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Entscheidung der Ethik-Kommission (PDF, englisch)
  2. Olimpbase.org
  3. Notation

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