Nikias

Nikias

Nikias (Νικίας; † 413 v. Chr. in Sizilien) war ein athenischer Politiker und Heerführer. Er war einer der maßgeblichen Akteure des Peloponnesischen Krieges (431 - 404 v. Chr.).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nikias war der Sohn des neureichen Atheners Nikeratos. Er hatte zwei Brüder, Eukrates und Diognetos, von denen der erste ebenfalls als Feldherr Athens tätig war. Der Historiker Xenophon beschreibt Nikias als sehr reich, wobei er sein Vermögen teils einsetzte, um sich bei der Bevölkerung von Athen beliebt zu machen. Das Familienvermögen stammte aus dem Ertrag von Silberminen im attischen Laurion, für deren Ausbeutung Nikias den Thraker Sosias einsetzte, der den Befehl über 1000 Sklaven führte. Nikias wird von Thukydides und anderen Gelehrten als fromm, rechtschaffen und distanziert dargestellt.[1] Er gehörte zu jener Gruppe der reichen Oberschicht, die wie die Athener Aristokraten Sparta in vieler Hinsicht bewunderten. Anders als Perikles vertrat er daher einen eher moderaten Kurs gegenüber den Lakedaimoniern; er knüpfte dabei an die Politik von Kimon an. Nach dem Tod des Perikles im Jahr 429 v. Chr. konnte er zunehmend an Einfluss gewinnen, wobei ihm jedoch in der Person des Kleon ein Konkurrent erwuchs.

Die Belagerung von Syrakus durch Nikias 414-413 v. Chr.

Auf militärischem Gebiet zeigte sich Nikias äußerst vorsichtig. Während des archidamischen Krieges operierte er erfolgreich in der Megaris, wo er 427 v. Chr. die Insel Nisaia besetzte, aber im folgenden Jahr wurde eine Intervention gegen die Insel Melos wieder abgebrochen. Anschließend wandte er sich bei Tanagra gegen den Böoitischen Bund und kämpfte 425 v. Chr. in der Schlacht bei Solygeia erfolgreich gegen die Korinther.

Nach dem Tod Kleons in der Schlacht von Amphipolis 422 v. Chr. war Nikias endgültig der führende Politiker in Athen. Seine größte Leistung erzielte er auf diplomatischen Gebiet: Nach ihm ist der Nikiasfrieden mit Sparta benannt, der jedoch keinen langen Bestand hatte, zumal der aus ältester Familie stammende Alkibiades bald darauf gegen die Politik des Nikias ankämpfte.

415 wurde Nikias von der Volksversammlung in Athen gemeinsam mit Alkibiades und Lamachos zum Strategen der geplanten Sizilienexpedition gewählt. Nikias hatte zwar gegen das Unternehmen votiert, sich aber angesichts der allgemeinen Kriegseuphorie nicht gegen den populären Alkibiades durchsetzen können, der das Volk zu dem Unternehmen überredete. Nach der Flucht des Alkibiades und dem Tod des Lamachos in der Schlacht war Nikias praktisch allein verantwortlich für die Belagerung von Syrakus, die fast zwei Jahre lang aufrechterhalten wurde. Als die Syrakusaner Hilfe von Sparta erhielten und langsam die Oberhand gewannen, zögerte Nikias zu lange, um Flotte und Heer noch zu retten. Dabei zeigte er sich auch sehr abergläubisch. Nach der Niederlage der Athener wurde Nikias auf der Flucht zusammen mit seinem Mitfeldherrn Demosthenes von den Syrakusanern gefangen genommen und hingerichtet.

Nikias' Sohn, der nach seinem Großvater benannte Nikeratos, und der erwähnte Bruder Eukrates wurden in Athen während der Herrschaft der Dreißig Tyrannen 404 v. Chr. hingerichtet.

Quellen

Die antiken Quellen (vor allem Thukydides und Plutarch) sind Nikias sehr gewogen.

Literatur

  • Norbert Geske: Nikias und das Volk von Athen im Archidamischen Krieg (= Historia. Einzelschriften, Heft 186). Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08566-1.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Donald Kagan, The Peloponnesian War: Athens and Sparta in Savage Conflict 431-404 BC, HarperCollinsPublishers, 2003, S. 99.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Nikĭas — Nikĭas, 1) Sohn des Nikeratos, einer der reichsten Athener, welcher allein 1000 Sklaven in seinen Bergwerken hatte. Er machte von seinem Reichthume gute Anwendung für heilige u. Staatsinstitute, konnte aber doch das Übergewicht über den Demagogen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Nikĭas — Nikĭas, Sohn des Nikeratos, athen. Staatsmann und Feldherr, der reichste Mann Athens, war, nachdem er schon unter Perikles sich als Feldherr ausgezeichnet hatte, nach dessen Tod 429 v. Chr. fünf Jahre lang Strateg und erwarb sich durch seine… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Nikias — I Nikias,   griechisch Nikịas, athenischer Feldherr und Politiker, * um 470 v. Chr., ✝ (hingerichtet) Syrakus 413 v. Chr.; Anhänger des Perikles, Gegner des Kleon. Nikias vermittelte im April 421 den für 50 Jahre vereinbarten Frieden mit Sparta… …   Universal-Lexikon

  • Nikias Arndt — (* 18. November 1991 in Buchholz in der Nordheide) ist ein deutscher Bahn und Straßenradrennfahrer.[1] Nikias Arndt wurde 2006 Deutscher Meister im Punktefahren der Jugendklasse. 2007 gewann er bei der Europäischen Jugendolympiade in Belgrad die… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikias Chryssos — (* 25. September 1978 in Leimen) ist ein deutsch griechischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere 2 Filmografie (Auswahl) 3 Auszeichnungen (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Nikias Arndt — Nikias Arndt …   Wikipédia en Français

  • Nikias II (Töpfer) — Nikias (griechisch Νικίας), Sohn des Hermokles, war ein attischer Töpfer, tätig um 420 400 v. Chr. in Athen. Er ist nur durch seine Signatur auf dem Fuß eines rotfigurigen Glockenkrater in London, British Museum Inv. 1898.7 16.6 bekannt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikias I (Töpfer) — Nikias (griechisch Νικίας) war ein attischer Töpfer, tätig um 560 550 v. Chr. in Athen. Von ihm ist nur eine frühe signierte Panathenäische Preisamphore bekannt, heute in New York, Metropolitan Museum Inv. 1978.11.13. Literatur Mary B. Moore …   Deutsch Wikipedia

  • Nikias (Begriffsklärung) — Den griechischen Namen Nikias (Νικίας) tragen: Personennamen der athenische Politiker Nikias († 413 v. Chr.) ein athenischer Maler: Nikias (Maler) (2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr.) ein attischer Töpfer: Nikias I (Töpfer) (um 560 550 v. Chr.) ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Nikias-Maler — Der Nikias Maler war ein griechischer Vasenmaler des rotfigurigen Stils, tätig um 420 400 v. Chr. in Athen. Seinen Notnamen erhielt er nach einer von dem Töpfer Nikias signierten Glockenkrater in London, British Museum Inv. 1898.7 16.6. Er… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”