Ottbergen (Schellerten)

Ottbergen (Schellerten)
Ottbergen
Gemeinde Schellerten
Wappen von Ottbergen
Koordinaten: 52° 9′ N, 10° 5′ O52.15138888888910.082777777778122Koordinaten: 52° 9′ 5″ N, 10° 4′ 58″ O
Höhe: 122 m
Postleitzahl: 31174
Vorwahl: 05123
Fachwerk im Ortskern
Gedenkstein im Ortskern

Ottbergen ist ein Ortsteil der Gemeinde Schellerten im Landkreis Hildesheim, Niedersachsen. Das Dorf ist als Wallfahrtsort bekannt. Der Name „Ottbergen“, dessen Schreibweise im Laufe der Jahrhunderte wechselte, lässt sich schwer deuten. Vielleicht trifft die Deutung der ersten Silbe Ott oder Od als das Gut zu; dann hieße Ottbergen nichts anderes als „Gut, das am Berge liegt“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichtliche Funde deuten auf eine sehr frühe Besiedlung hin. Vom 3. Juni 1154 datiert die älteste erhaltene Urkunde, die Ottbergen erwähnt, eine Schenkung Heinrichs des Löwen an das Stift Riechenberg bei Goslar. Ein Berthold von Ottbergen, geschrieben Othberch, ist einer der zahlreichen Zeugen bei der Siegelung dieser Schenkung.

Der Ort ist katholisch geprägt und die Reformation wurde nicht eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg lagerten schwedische Truppen in Steinbrück nahe Marienburg und brannten 1633 das Dorf nieder.

1700 wird die St. Nikolaus-Pfarrkirche erbaut.

Ottbergen war bis zur Gemeindereform 1974 eine selbständige Gemeinde.

Wappen

Das Wappen der Ritter von Tossum, die den Taufstein in der Pfarrkirche stifteten, drei waagerechte Balken, und das Wappen der Ritter von Bortfeld, zwei gekreuzte Lilienstäbe, zieren das Wappen von Ottbergen.

Ottberger Lied

Das Ottberger Lied, das gern in geselliger Runde gesungen wird, handelt von dem schönen Dorf am Rande des Harzes. Die Melodie ist „Weißt Du Mutter, was ich 'träumt hab“. Es enthält auch eine volksetymologische Deutung des Ortsnamens:

Es grüßt aus grauer Vorzeit Tagen
ein Sachsendorf vom Bergeshang,
darf Kaiser Ottos Namen tragen,
dess' Ruhm in alle Welten drang.
Sein Vater Heinrich, Sachsenherzog,
er kannte schon den schönen Ort,
und nur der Königskrone wegen
zog er vom Vogelherde fort.

Kreuzberg und Kreuzwallfahrt

Die Ottberger Wallfahrtstradition am Fest Kreuzerhöhung geht auf die Kreuzesvision eines Schäfers Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Die heutige Kreuzbergkapelle stammt aus dem Jahr 1726. Die neuromanische Vorhalle mit dem Kanzelanbau an der Ost- und dem 25 m hohen Turm an der Westseite wurde 1905 hinzugefügt. Die vierzehn Kreuzwegstationen an der Allee, die vom Fuß des Berges zur Kapelle führt, wurden in den 1950er Jahren neu gestaltet. Besonders in der Zeit des Bismarckschen Kulturkampfs und wieder während des NS-Regimes bekam die Ottberger Wallfahrt die Bedeutung einer Glaubensdemonstration.

1836 schenkte Papst Gregor XVI. dem Wallfahrtsort eine Kreuzreliquie, die seither am Wallfahrtstag in Prozession von der Pfarrkirche zur Kreuzbergkapelle hinaufgetragen wird, wo sich die Eucharistiefeier anschließt.

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Seit 1853 besteht in Ottbergen das Kloster der Kapuziner, seit 1868 Franziskaner (OFM), die die Wallfahrt betreuen. Die Klosterkirche wurde 1900/01 im Stil der Neoromanik von dem Hildesheimer Baumeister Richard Herzig aus rotem Backstein erbaut. Sie hat einen Dachreiter statt eines Turmes. Das Kirchenschiff ist rund 10 m hoch, 16 m breit und bis zur Apsis 29,5 m lang.
  • Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus hat einen rund 32 m hohen romanischen, quadratischen Westturm von 8 x 8 m Seitenlänge, dessen Wände im Erdgeschoss 1,5 m dick sind. Die Laternenhaube des Turmes stammt aus der Zeit des Barock. Am Eingang des Turmes ist ein Taufstein aus Sandstein mit flachen Reliefs aus der Zeit um 1600 beachtenswert[1]. Das Kirchenschiff mit Gewölbe, Strebepfeilern und einem Satteldach ist 26 m lang, 9,5 m breit und 7,5 m hoch. Es wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts vollendet. Das Innere der Kirche wurde nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils erheblich verändert. Aus dem 18. Jahrhundert stammen noch der Beichtstuhl von 1768, die Kanzel und die Orgelempore von 1789. Die Orgel wurde 1892 gebaut, sie hat 2 Manuale und 19 Register. Zu den ältesten Stücken der Ausstattung der Kirche zählen eine Pietá aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts sowie ein farbiges Holzrelief mit einer Kreuzigungsgruppe aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
  • An verschiedenen Stellen im alten Ortskern Ottbergens sind gut erhaltene Bauern- und Fachwerkhäuser sehenswert.
  • In der Hauptstraße erinnert ein Gedenkstein an die erste urkundliche Erwähnung Ottbergens im Jahre 1154.

Galerie

Pfarrkirche St. Nikolaus

Klosterkirche

Kreuzberg, Kapelle und Prozession

Einzelnachweise

  1. Kurt Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, S. 1073, München 1992.

Literatur

P. Heribert Griesebeck: Die Kirchen in Ottbergen. München 1990.

Weblink


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