Paul Vittorelli

Paul Vittorelli

Paul Vittorelli (bis 3. April 1919 von Vittorelli; * 9. März 1851 in Triest; † 20. April 1932 in Wien) war Jurist und Richter im kaiserlichen und im republikanischen Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er studierte Jus an der Universität Graz und der Universität Wien und trat 1873 in den richterlichen Dienst Cisleithaniens. 1897 wurde das speziell für Exekution (gerichtliche Pfändung) zuständige Exekutionsgericht Wien nach seinem Konzept eingerichtet, Vittorelli bis 1903 die Leitung des Gerichts übertragen. Später wurde er zum Präsidenten des Straflandesgerichtes Wien und des Oberlandesgerichtes Wien berufen.

Vom 27. Oktober 1918 an war er als Mitglied des so genannten „Liquidierungsministeriums“ Lammasch, das die Auflösung der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns zu administrieren hatte, soweit das von Wien aus möglich war, Minister der Justiz. Ab Anfang November übergab er seine Agenden an den deutschösterreichischen Staatsrat bzw. an den von diesem am 30. Oktober 1918 eingesetzten Staatssekretär für Justiz Julius Roller. Die formelle Enthebung der Regierung Lammasch durch Kaiser Karl I. erfolgte am 11. November 1918.

Seine berufliche Qualifikation machte ihn auch in der neuen Republik zu einem gefragten Juristen. Er wurde vom deutschösterreichischen Staatsrat bzw. dessen Präsidenten Karl Seitz zum Präsidenten des am 25. Jänner 1919 Jahr neu gegründeten Verfassungsgerichtshofs berufen und behielt dieses Amt bis 15. Februar 1930, als nach einer Verfassungsnovelle alle Verfassungsrichter neu bestellt wurden.

Schriften

  • Römische Rechtsgeschichte und System des römischen Privatrechts von Eduard Heilfron. Für Österreich bearb. von Paul von Vittorelli und Alfred Bloch. Berlin 1905.
  • Schriftsätze im Exekutions- und Sicherungsverfahren, Von Paul von Vittorelli, Alfred Bloch und Hanns Fischböck, Wien 1900
  • Zusammenstellung der anweisenden Behörden und auszahlenden Cassen im Sinne des § 295 der Executionsordnung. Bearb. ... von Paul von Vittorelli unter Mitwirkung von Hans Fischböck und Josef Berkovits, Wien 1901
  • Der Verfassungsgerichtshof. Die für ihn geltenden besonderen Vorschriften und seine wichtigsten Erkenntnisse. Nach dem Stande vom 31. Jän. 1928. Hrsg. von Paul Vittorelli, Handausgabe der österr. Gesetze und Verordnungen. 242. , Wien, 1928

Ehrengrab

Paul Vittorelli ist in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 14 C, Nr. 5, bestattet.

Literatur

  • Werner Ladenbauer: Dr. Paul von Vittorelli (1851 - 1932), letzter Justizminister der k.k. Monarchie (1918) und Präsident des Verfassungsgerichtshofes der Ersten Republik (1919 - 1930). Dissertation, Wien 1997.
  • Kurt Heller: Der Verfassungsgerichtshof. Die Entwicklung der Verfassungsgerichtsbarkeit in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Österreich: Wien 2010, ISBN 978-3-7046-5495-3.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paul Vitorelli — Paul von Vittorelli (* 9. März 1851 in Triest; † 20. April 1932 in Wien) war ein österreichischer Jurist und Richter. Paul Vittorelli zählte aufgrund seiner Vielseitigkeit zu den hervorragenden promovierten Juristen seiner Zeit. Grundsätzlich dem …   Deutsch Wikipedia

  • Vittorelli — ist der Nachname folgender Personen: Paul Vittorelli Pietro Vittorelli Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort bezeichneter Begriffe …   Deutsch Wikipedia

  • Vitorelli — Paul von Vittorelli (* 9. März 1851 in Triest; † 20. April 1932 in Wien) war ein österreichischer Jurist und Richter. Paul Vittorelli zählte aufgrund seiner Vielseitigkeit zu den hervorragenden promovierten Juristen seiner Zeit. Grundsätzlich dem …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Vi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste gewidmeter Gräber auf dem Wiener Zentralfriedhof — Ehrengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof …   Deutsch Wikipedia

  • 9. März — Der 9. März ist der 68. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 69. in Schaltjahren), somit bleiben 297 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Februar · März · April 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Grabmayr — Angerheim (bis 3. April 1919 von Angerheim, * 11. Februar 1848 in Bozen, Tirol, Kaisertum Österreich; † 24. Juni 1923 in Meran, Südtirol, Königreich Italien) war als studierter Jurist konservativer Tiroler und österreichischer Abgeordneter,… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassungsgerichtshof (Österreich) — Der österreichische Verfassungsgerichtshof, in der ehemaligen Böhmischen Hofkanzlei am Judenplatz 11 in Wien Der österreichische Verfassungsgerichtshof (Abkürzung VfGH, in Deutschland bisweilen auch VerfGH) ist ein Gerichtshof des öffentlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Oberösterreichisches Infanterie-Regiment "Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein" Nr. 14 — Das Oberösterreichische Infanterie Regiment Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14 (volkstümlich auch „die Hessen“ oder „Hessenregiment“ genannt[1]) war ein 1733 als Infanterieregiment Graf Salm gegründetes Regiment der… …   Deutsch Wikipedia

  • Vincenzo Bellini — Pour les articles homonymes, voir Bellini (homonymie). Vincenzo Bellini Naissance 3 …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”