Peter Hagendorf

Peter Hagendorf

Peter Hagendorf war ein Söldner des Dreißigjährigen Krieges, der ein umfangreiches Tagebuch hinterlassen hat, das als ein wichtiges Zeugnis des Söldnerlebens im Dreißigjährigen Krieg gilt. Der erhaltene Teil umfasst einen Zeitraum von 25 Jahren zwischen 1625 und 1649. Nach Beendigung dieses Krieges im Jahr 1648, währenddessen er etwa 22.500 km durch Italien, Deutschland, die Spanischen Niederlande und Frankreich gezogen war, erwarb er von seinem Sold 12 Bögen feines Papier, das er mit derben Fäden zusammenband, um seine Kriegserlebnisse aufzuschreiben. In schnörkelloser Reinschrift auf 192 Seiten mit meistens 12 geraden Zeilen schilderte er nüchtern diese Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod. Während des Krieges starben sieben seiner Kinder und seine erste Frau.

Peter Hagendorfs Herkunft und das Taufdatum einer seiner Töchter konnten mittlerweile ermittelt werden. Im ersten Kirchenbuch (1629–1635) von Engelrod (heute Ortsteil von Lautertal im Vogelsberg) findet sich folgender Taufeintrag: „Eichelhain, Anno 1629, August 17., Elisabeth, Peter Hagendorffs, eines Soldaten von Zerbst Döchterlein ...“[1]

Die Aufzeichnungen wurden 1993 im Handschriftenverzeichnis der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin gefunden. Hagendorfs Name war zwar darin nicht vermerkt, doch der Historiker Jan Peters suchte in der Chronik nach Hinweisen für den Namen des Verfassers – wo dessen Kinder geboren und getauft worden waren oder woher seine Frau stammte. Im Buch spricht der Anonymus von seiner Tochter Magreta, die am 3. November 1645 in Pappenheim zur Welt gekommen war. Im Kirchenbuch des lutherischen Pfarramtes findet sich der Name des Kindes als Anna Marget wieder, auch der Name der Mutter Anna Maria stimmt überein, und als Vater wird Peter Hagendorf genannt. Andere Quellen[2] stützen diese Zuordnung.

Hagendorf war an der Erstürmung von Magdeburg beteiligt, wo er schwer verwundet wurde. Er kämpfte hauptsächlich im Regiment Pappenheim, wurde zwischenzeitlich jedoch auch von den Schweden zwangsrekrutiert, eine im Dreißigjährigen Krieg übliche Praxis. Sein Sohn Christoff Melchert, auf den er sehr stolz war und den er sogar zur Erziehung an einen Pfarrer gegeben hatte, überlebte.

Literatur

  • Peter Burschel: Himmelreich und Hölle. Ein Söldner, sein Tagebuch und die Ordnungen des Krieges. In: Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hrsg.): Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. 2. Auflage, (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 148), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 181–194, ISBN 3-525-35463-0.
  • Hans-Christian Huf: Mit Gottes Segen in die Hölle – Der Dreißigjährige Krieg. Ullstein-Verlag, Berlin 2001.
  • Jan Peters (Hrsg.): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte. (Selbstzeugnisse der Neuzeit. Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte), Akademie Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-001008-8, Inhaltsverzeichnis als PDF-Datei

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich J. Ortwein (Hrsg.): Die Kirchenbücher Engelrod 1629–1698. Hannover und Köln 1993/2006, S. 179.
  2. Friedrich J. Ortwein (Hrsg.): Die Kirchenbücher Engelrod 1629-1698. Hannover und Köln 1993/2006, S. 4ff.

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