Ausländische Haushaltshilfe

Ausländische Haushaltshilfe

Eine ausländische Haushaltshilfe ist eine Haushaltshilfe, die in einem anderen als dem eigenen Staat erwerbstätig ist. Die Beschäftigung von ausländischen Helferinnen im Haushalt und in der häuslichen Pflege stellt in westeuropäischen Staaten eine sozialpolitische Problematik im Sinne prekärer Arbeitsverhältnisse dar, oft verbunden mit Schwarzarbeit und illegaler Einwanderung. Diese Form der Arbeitsmigration ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit der Öffnung der osteuropäischen Länder nach Westen 1989/1995 zahlenmäßig stark angestiegen. Inzwischen trägt sie in diesen Ländern mit ihren Leistungen in der Altenpflege zur Sicherung der häuslichen Pflege vieler an Demenz erkrankter Personen bei.

Inhaltsverzeichnis

Ausmaß und wirtschaftliche Aspekte

Nach verschiedenen Schätzungen beschäftigen über vier Millionen deutsche Privathaushalte regelmäßig oder wiederholt eine Haushaltshilfe. Ein großer Teil davon sind Ausländerinnen. Nur ein Teil davon hat legale Aufenthaltstitel. Viele ausländische Helferinnen reisen mit einem Touristenvisum für drei Monate ein. Dies wiederholt sich bei derselben Person evtl. dann über Jahre.[1] Präzise Angaben kann es solange nicht geben, wie diese Beschäftigungsverhältnisse zur „Kostenersparnis“ der Arbeitgeber-Familien (und möglicherweise auch für das Sozialversicherungssystem der betreffenden Länder) illegal bleiben. Als sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer wurden 2005 ca. 40.000 Personen in der deutschen Statistik genannt.[2]

Die hauswirtschaftliche Tätigkeiten erfordern bereits im Allgemeinen einen großen Zeitaufwand. Hauptsächlich geht es den beauftragenden Familie aber um eine fast ständige Anwesenheit einer Überwachungsperson, um Schäden für die kranke Person zu vermeiden. Damit sind nicht nur (arbeits-)rechtliche Gesichtspunkte sondern auch moralische und Beziehungsaspekte verbunden (Stichwort in der Psychologie z. B. die Rollenumkehr). Arlie Russell Hochschild stellte den Beitrag der Emotionsarbeit heraus, als sie ein Phänomen beschrieb, das sie als globale Betreuungskette bezeichnete. Dabei übernehmen Arbeitsmigrantinnen Betreuungs- und Pflegeaufgaben während zugleich ihre eigenen Kinder im Heimatland bleiben und dort von Familienangehörigen oder Angestellten betreut werden; z. B. arbeiten philippinische Ärztinnen als Krankenschwestern in den USA.

Rechtsgrundlagen

Der Ausländerstatus hat spezielle Rechtsgrundlagen für ein Beschäftigungsverhältnis zur Folge. Zum Beispiel muss in Deutschland das Ausländergesetz (Schweiz und Österreich entspr. Gesetze; insbesondere über das Visum) beachtet werden, da der Aufenthalt weder dem Tourismus noch einem Studium dient. Soziologisch wird von Arbeitsmigration gesprochen. Gelegentlich wird auch die Rechtsstellung bei Au pair-Einsätzen als mögliche Grundlage herangezogen. Das Arbeitserlaubnisrecht wird in Deutschland im Aufenthaltsgesetz, als Hauptbestandteil des Zuwanderungsgesetzes, geregelt.

- Siehe auch : Gastarbeiter, sans papiers.

Das Wort Haushaltshilfe bezeichnet allgemein Arbeitnehmer (weit überwiegend weiblich), die in einem Privathaushalt tätig sind. Beachtlich ist dabei auch der rechtliche Zusammenhang zwischen Arbeitnehmerin und Arbeitgeber; insbesondere einer Familie als Arbeitgeber (vor allem in Form des Arbeitsvertrags und der Krankenversicherungspflicht). Durch den Umfang der Beschäftigung von ausländischen Helferinnen in der häuslichen Pflege in den D-A-CH-Ländern hat dies besondere sozialpolitische Folgen aufgeworfen wie die Absicherung der Beschäftigten im jeweiligen Sozialversicherungssystem, die Frage prekärer Arbeitsverhältnisse.

Ausländische Haushaltshilfen werden seit 1995, seit der Einführung der Pflegeversicherung, in Deutschland vermehrt beschäftigt, weil Familien von dieser Versicherung einen „Barbetrag zur freien Verfügung“ erhalten, wenn sie pflegebedürftige Personen zuhause versorgen. Dabei gibt es verschiedene Rechtsgrundlagen für unterschiedliche Beschäftigungsverhältnisse.

Deutschland gewährt keine Aufenthaltsgenehmigungen für Reinigungs- oder Kinderbetreuungspersonal, da in diesem Sektor kein Arbeitskräftemangel anerkannt ist.[3] Seit Januar 2005 können osteuropäische Personen eine maximal dreijährige Aufenthaltserlaubnis erhalten, um in Haushalten von älteren und besonders pflegebedürftigen Personen zu arbeiten.[3][4] Andere Staaten, wie Italien, Griechenland und Spanien, führten Programme für die legale Anwerbung für live-in Haushaltsarbeiterinnen ein, die im Haushalt der Arbeitgeber leben.[3]

In Frankreich bestehen Modelle eines Dienstleistungsschecks, durch den haushälterische Leistungen eingekauft werden können.[5]

Die Diskussion in der Öffentlichkeit betrifft unter anderem das Ausmaß der damit verbundenen Schwarzarbeit. Vielen geht es aber nicht um die Bestrafung der ArbeitgeberInnen sondern um die Frage der Bezahlbarkeit guter Pflege kranker oder langfristig pflegebedürftiger Personen außerhalb von Pflegeheimen in deren privater Umgebung. Es gibt Organisationen, die solche Kräfte legal beschäftigen und vermitteln, die im Heimatland auch sozialversichert sind.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Neumann: Rettung aus Polen. Wie Pflege zu Hause tatsächlich gelingt. Kreuz-Verlag, Freiburg 2010, ISBN 978-3-7831-3402-5 (Erfahrungen mit demenzkranker Mutter und Ratgeber)
  • Jörg Alt: Leben in der Schattenwelt – Problemkomplex illegale Migration. Neue Erkenntnisse zur Lebenssituation 'illegaler' Migranten in München und anderen Städten Deutschlands. Loeper, Karlsruhe 2003, ISBN 3860594990 .
  • Vera Dörzbach: Bin nett, helfe gern... In: Heilberufe (Zeitschrift), 10:2005 (enthält die meisten Anregungen zu diesem Beitrag)
  • Anja Uhling, Stefan Hof: Hauptsache nicht ins Heim? Osteurop. Haushaltshilfen als Pflegekräfte. Interview mit Juliane Schmidt. In: Dr. Med. Mabuse 157 – Zeitschrift im Gesundheitswesen. Mabuse-Verlag GmbH, Frankfurt am Main (September. 2005).
  • Peter Hanau, Susanne Peters-Lange: Teilzeitarbeit. Mini-Jobs. Das Buch zur Fernsehserie ARD-Ratgeber: Recht. Nomos, 2007. ISBN 3-423-58113-1

Einzelnachweise

  1. „Wir können heute von einer Feminisierung der Migration sprechen“, sagt Sigrid Metz-Göckel. Die Professorin an der Universität Dortmund leitet seit 2004 ein Forschungsprojekt zur Migration polnischer Frauen ins Ruhrgebiet. Nach Evangelischer Pressedienst 17. Nov. 2006: Dienstmädchen aus aller Welt
  2. Maria S. Rerrich, epd 17. Nov. 2006, a a O
  3. a b c Helma Lutz: Intime Fremde – Migrantinnen als Haushaltsarbeiterinnen in Westeuropa. In: www.eurozine.com. 31. August 2007, abgerufen am 24. Oktober 2007.
  4. Modul 5: Erweiterungsprozess der EU und die arbeitsmarktpolitischen Konsequenzen für den Gesundheits- und Sozialbereich. In: EQUAL Entwicklungspartnerschaft „Berufsbilder und Ausbildungen in den Gesundheits- und Sozialen Diensten“, www.berufsbilder.org. Abgerufen am 16. Februar 2008 (PDF)., S.  170–174
  5. Häusliche Betreuung und Pflege zwischen Qualitätsanspruch und Kosten. Europäische Lösungsansätze im Vergleich. Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), Universität Frankfurt am Main, Oktober 2008, abgerufen am 21. November 2009 (PDF, Internationale Konferenz vom 20. und 21. Oktober 2008 an der Goethe- Universität in Frankfurt am Main).

Weblinks

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