Rouben Mamoulian

Rouben Mamoulian

Rouben Mamoulian (* 8. Oktober 1897 in Tiflis, Georgien; † 4. Dezember 1987 in Woodland Hills, Kalifornien, USA) war ein US-amerikanischer Film- und Theaterregisseur.

Karriere

Gebürtig aus einer armenischen Bankiersfamilie in Tiflis, verbrachte er einen Teil seiner Kindheit in Paris, studierte unter anderem Kriminologie an der Universität von Moskau und später Schauspiel bei Stanislawski und Wachtangow. 1918 gründete er seine eigene Bühne in Tiflis und ging 1920 auf Tournée nach England, wo er später drei Jahre in London Schauspiel- und Dramaunterricht in London nahm. 1923 wechselte er in die USA, wo er am George Eastman Theater in Rochester Opern und Operetten inszenierte. 1926 lehrte er bereits selber bei der New Yorker Theatre Guild, wo er 1927 eine von der Kritik bewunderte Aufführung Porgy and Bess auf die Bühne brachte.

1929 übernahm der die Regie für den frühen Tonfilm Applaus, der in den New Yorker Astoria Studios der Paramount gedreht wurde. Die Hauptrolle hatte Helen Morgan. Der Film wurde von den Kritikern für seinen innovativen Einsatz von Ton und Dialog für die Dramaturgie der Geschichte hoch gelobt.

1931 ging er nach Hollywood mit einem Vertrag bei Paramount, um das Theaterstück City Streets mit Gary Cooper und Sylvia Sidney in den Hauptrollen zu verfilmen. Dieser frühe Gangsterfilm zeichnete sich erneut durch eine innovative Regie aus. Die Kameraarbeit ist flüssig, fast wie mit der Handkamera gedreht, die Verwendung von inneren Dialogen ist für die Zeit revolutionär. Zu den bekanntesten Filmen von Mamoulian gehört die Verfilmung von Dr. Jekyll and Mr. Hyde aus dem Jahr 1932, der Fredric March den Oscar einbrachte und das Horrorgenre neu belebte. Die Szenen zwischen March und Miriam Hopkins, die eine bravouröse Balance zwischen Gewalt und Sexualität halten, waren mit Kraft auf die Leinwand gebracht und machten aus Mamoulian den meistdiskutierten Regisseur des Jahres. Sein nächster Streifen Schönste, liebe mich, eine Operette mit Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald war ebenfalls ein Erfolg. Einige Kritiker lobten, Mamoulian habe Ernst Lubitsch auf seinem eigenen Paradegebiet, der leicht frivolen Gesellschaftskomödie, geschlagen.

Mit Song of Songs vertraute das Studio Mamoulian 1933 einen seiner wertvollsten Stars an: Marlene Dietrich. Die erste Regiearbeit der Schauspielerin ohne die Mitwirkung von Josef von Sternberg war eine elegant erzählte, vom Inhalt jedoch reichlich veraltete Geschichte über ein Bauernmädchen, das nach manchen erotischen Abenteuern endlich das wahre Glück findet. Die Geschichte war einige Jahre vorher als Stummfilm mit Pola Negri bereits verfilmt worden. Die meisten Kritiker fanden, das Studio hätte es dabei belassen sollen.

Mamoulians Prestige war so groß, dass Louis B. Mayer sich persönlich einsetzte, ihn für das Comeback von Greta Garbo nach achtzehn Monaten Leinwandabwesenheit für MGM auszuleihen: Königin Christine war eine romantisierende Geschichte, die nicht einmal ansatzweise etwas mit der historischen Königin von Schweden zu tun hatte. Mit viel Aufwand produziert, enthält sie zwei von Mamoulians bekanntesten Szenen: die ich erinnere mich an Raum Sequenz, in der Garbo sich zum Takt eines Metronoms still durch einen Raum bewegt und alle Gegenstände berührt, um den Zauber des Augenblick zu bewahren. Und die Schlussszene, in der nur das vollkommen leere, ausdruckslose Gesicht der Schauspielerin auf der Leinwand erscheint. Der Zuschauer kann somit jedes eigene Gefühl in den Ausdruck hineininterpretieren. Mit einem Gewinn von $ 650.000 trug Queen Christina entscheidend dazu bei, MGM solvent durch das wirtschaftlich schwerste Jahr der Filmindustrie überhaupt zu bringen.

Der Produzent Samuel Goldwyn engagierte Mamoulian im Folgejahr, aus seinem Protegée Anna Sten den größten dramatischen Star von Hollywood zu machen. Der Streifen We Live Again, frei nach Tolstois Auferstehung war künstlerisch und finanziell enttäuschend. Auch der nächste Film, der erste abendfüllende Film im verbesserten 3-Farben Technicolor, Becky Sharp, die Adaption des Romans Jahrmarkt der Eitelkeit, war technisch innovativ und stilbildend. Der Ball der Herzogin vor der Schlacht bei Waterloo wurde zum Beweis, dass der bewusste Einsatz von Farbe die Dramaturgie der Szenen erhöhen kann. Finanziell war der Film ein Reinfall.

Die nächsten Jahre drehte Mamoulian etliche Filme aus den unterschiedlichsten Genres, doch keiner der Filme konnte an die Qualität der Streifen aus den frühen 1930igern heranreichen. Trotzdem zeichnen sich auch diese Werke, wie das aufwändige Musical High, Wide, and Handsome mit Irene Dunne von 1937 oder das Mantel-und-Degen Epos The Mark of Zorro mit Tyrone Power durch elegante Kameraführung und flüssige Inszenierung aus. Beim Film König der Toreros, 1941 wieder mit Power gedreht, ein Remake des Films Blood and Sand mit Rudolph Valentino, war die Lichtführung an den Werken von Goya, Velasquez und El Greco orientiert. Von den späteren Werken sind besonders Summer Holiday von 1948, eine Musicalversion von Eugene O'Neills Ah, Wilderness! und Silk Stockings, einem Tanzfilm mit Fred Astaire und Cyd Charisse bemerkenswert durch die perfekte Einbindung von Gesang- und Tanzeinlagen in die Inszenierung der Handlung.

Mamoulian hatte oft Probleme mit dem Studiobossen. So wurde er 1944 mitten in den Dreharbeiten zu Laura durch Otto Preminger ersetzt. Ebenfalls an Preminger verlor er 1958 die Regie für Porgy and Bess. Ebenfalls im Rausschmiss endete seine Beteiligung bei dem Mammutunternehmen Cleopatra. Der fertige Film, der noch manchen Regiewechsel erleben sollte, enthält ein gut 10 minütiges Segment, das noch von Mamoulian inszeniert wurde. Während der gesamten Jahre kehrte Mamoulian immer wieder an den Broadway zurück, wo er für einige der spektakulärsten Inszenierungen überhaupt verantwortlich war. A Farewell to Arms von 1930, Oklahoma! von 1943, mit der er praktisch über Nacht die Inszenierung für Musicals revolutionierte, Carousel aus dem Folgejahr. Gemeinsam mit Maxwell Anderson schrieb er 1959 das Drehbuch für den Film Never Steal Anything Small. 1964 schrieb er das Kinderbuch Abigayil und 1965 Hamlet Revised and Interpreted.

Mamoulian war seit 1945 mit Azida Newman verheiratet.

1982 verlieh ihm die Directors Guild of America den D.W. Griffith Award. In Hollywood wurde er mit einem Stern auf dem Walk of Fame in der Vine Street geehrt.

Filmographie

Weblinks


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