Rudolf II. von Scherenberg

Rudolf II. von Scherenberg
Gesichtszüge des Rudolf von Scherenberg als Ausschnitt des Epitaphaltars des Künstlers Tilman Riemenschneider im Würzburger Dom
Gesichtszüge des Rudolf von Scherenberg
Zum Vergleich das nebenstehende, jedoch spätgotische Grabmal des Lorenz von Bibra, ebenfalls von Tilman Riemenschneider
Gemehrtes fürstbischöfliches Wappen an einer Wehrmauer der Festung Marienberg
Wappen Rudolf II. von Scherenburg nach Lorenz Fries: Chronik der Bischöfe von Würzburg, 1574-1582

Rudolf II. von Scherenberg (* ca. 1401 wahrscheinlich in Frankenwinheim; † 29. April 1495 auf der Festung Marienberg in Würzburg) war Fürstbischof von Würzburg von 1466 bis zu seinem Tod 1495.

Inhaltsverzeichnis

Familiärer Kontext

Rudolf II. stammte aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der von Scherenberg aus dem Steigerwald. Er war der Sohn von Erhard von Scherenberg und Anna von Masbach [1] . Er war der Letzte seines Geschlechts.

Rudolf II. als Bischof

Rudolf II. von Scherenberg war 1416/17 an der Universität Leipzig immatrikuliert und noch einmal 1437 an der Universität Heidelberg, um den Wirren in Würzburg zu entgehen, die unter Johann II. von Brunn entstanden waren. 1450 war er Scholaster, d.h. Leiter der Domschule. Am 30. April 1466 wurde er zum Bischof ernannt, um Johann III. von Grumbach zu ersetzen. Er wurde als Bischof am 20. Juni von Papst Paul II. bestätigt und erhielt am 28. September die Weihe.

Der Bischof galt als talentierter Verwalter. Es gelang ihm, die auf dem Bistum lastenden Schulden abzutragen und Besitz und Ämter auszulösen bzw. zurückzugewinnen. Er setzte sich für die Aufrechterhaltung des Landfriedens ein und erneuerte die Bündnisse seiner Vorgänger. Ihm gelang auch die Aussöhnung mit dem Hochstift Bamberg. Das nach ihm benannte Scherenbergtor auf der Festung Marienberg ist der Eingang zum wichtigsten Hof.

Wiederholt war Markgraf Albrecht Achilles sein Gegner, der mit der Einführung der "Pfaffensteuer" für sein Gebiet, neben weiteren Maßnahmen, den Klerus in seinem Einflussbereich stärker von ihm abhängig machen will. Damit wurde der Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht offen ausgetragen. Zusammen mit dem Bamberger Bischof Philipp von Henneberg sprach Rudolf II. den Kirchenbann und das Interdikt gegen ihn aus. Im Bayerischen Krieg ergriffen die beiden Bischöfe auf der Seite Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut in einem Zweckbündnis auch militärisch Partei gegen Albrecht Achilles.

Hans Böhm auf dem Scheiterhaufen (Illustration aus der Echter-Chronik, 1. Hälfte 16. Jh.)

Mit dem Auftreten von Hans Böhm, dem Pauker von Niklashausen, bekam er einen Vorgeschmack des späteren Bauernkrieges zu spüren. Zwar konnten die bedrohlich erscheinenden, jedoch weitgehend friedlichen Ansammlungen der Bauern und das neue Gedankengut mit dem Ruf nach Veränderungen zerstreut werden. Hans Böhm wurde 1476 in Würzburg auf dem Scheiterhaufen verbrannt, die Situation eskalierte aber etwa 50 Jahre später im Bauernkrieg erheblich und wendete sich in aller Schärfe auch gegen die Obrigkeit.

Epitaphaltar von Tilman Riemenschneider im Würzburger Dom

Fürstbischof Rudolf von Scherenberg ist bekannt wegen seines Grabes in der Kathedrale St. Kilian in Würzburg. Nachdem er im Jahre 1495 an einem Steinleiden gestorben war, gab sein Nachfolger Lorenz von Bibra Tilman Riemenschneider den Auftrag, sein Grab zu entwerfen. Lorenz von Bibra hatte zu Lebzeiten Riemenschneider beauftragt, sein eigenes Grab nur ein paar Meter entfernt von Scherenbergs Grab anzulegen. Heute stehen die beiden Grabdenkmäler nebeneinander, aus gleichem Kalkstein, dem Adneter Marmor aus Österreich, und vergleichbarem Motiv, aber in zwei verschiedenen Stilen, nämlich Spätgotik und Renaissance. Ein Merkmal, an dem man die Veränderung der Stile erkennt, sind die Gesichtszüge der beiden Fürstbischöfe: Scherenbergs Gesicht zeigt jede Falte, Lorenz' Gesicht ist dagegen idealisiert. Diese beiden Gräber waren Riemenschneiders bekanntesten Werke. Er geriet zunächst in Vergessenheit, wurde aber später von den Deutschen wieder entdeckt und ist heute weltberühmt.

Literatur

  • Julien Chapuis: Tilman Riemenschneider: Master Sculptor of the Late Middle Ages. National Gallery London Publications. 11. Oktober 1999. ISBN 0-300-08162-6
  • Ernst Schubert: Rudolf von Scherenberg. In: Gerhard Pfeiffer (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Band 2. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1968, (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe VII A. Band 2), S. 133-158.
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg: Teil 3. Die Bischofsreihe von 1455 -1617. 1978. ISBN 3-11-007475-3. S. 20-51.
  • Wissenschaftliche Vereinigung für den Deutschen Orden e.V. und Historische Deutschorden-Compaigne zu Mergentheim 1760 e.V. (Hrsg.): 1300 Jahre Würzburg - Zeichen der Geschichte, Bilder und Siegel der Bischöfe von Würzburg. Heft 23. Lauda-Königshofen 2004. S.42.

Einzelnachweise

  1. siehe auch Liste fränkischer Rittergeschlechter#M

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann III. von Grumbach Fürstbischof von Würzburg
14661495
Lorenz von Bibra

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