Rudolstadt-Schwarza

Rudolstadt-Schwarza
Schwarza
Koordinaten: 50° 41′ N, 11° 19′ O50.68638888888911.315277777778Koordinaten: 50° 41′ 11″ N, 11° 18′ 55″ O
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Rudolstadt
Postleitzahl: 07407
Vorwahl: 03672

Schwarza ist ein Ortsteil der Stadt Rudolstadt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen. Schwarza ist Verkehrsknotenpunkt und bedeutender Industriestandort (u. a. Heizkraftwerk Schwarza, BASF, Herzgut-Molkerei, Papierfabrik Jass).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Schwarza um 1900

Schwarza liegt an der Einmündung der Schwarza in die Saale zwischen Rudolstadt im Norden, Bad Blankenburg im Westen und Saalfeld im Süden und ist damit der Mittelpunkt des Ballungsgebietes am Saalebogen.

Die höchsten Berge der Flur sind der Schenkenberg (354 m) und der Gemeindeberg (327 m).

Geschichte

Schwarza wurde 1074 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Das Land war zu diesem Zeitpunkt aber schon vermessen und vergeben. Darum kann man davon ausgehen, dass die Siedlung schon deutlich älter ist und damit zu einer der ältesten in Thüringen gehört. Die ersten Siedler waren Slawen, später folgten Hermunduren, die nach dem Untergang des Thüringer Reiches durch Siedler aus Franken verdrängt wurden.

Wappen am ehemaligen Gasthaus Zum Goldenen Löwen

In historischen Dokumenten ist Schwarza vor allem durch drei Siedelhöfe verankert. Diese sind bis zu ihrer ersten Erwähnung im 15. Jahrhundert nachweisbar, auch heute existieren noch zwei von ihnen.

Große Bedeutung für den Ort hatten die Brücke über die Schwarza und die weiter unten beschriebenen Verkehrswege. Dies führte aber auch dazu, dass Krankheiten, wie die Pest, das Dorf heimsuchten. Schwarza war durch die günstigen Verkehrsanbindungen immer wieder Durchzugsgebiet und Rastplatz von Heeren, in der Zeit vom Dreißigjährigen Krieg bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Während der Kriege gab es auch Gefechte in und um Schwarza. 1632 kam es hier zu Kämpfen zwischen der kaiserlichen Armee und den Schweden. 1761, im Siebenjährigen Krieg, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen preußischen und österreich-ungarischen Truppen. In der Zeit der Napoleonischen Kriege gab es wieder Kämpfe in Schwarza. 1806 trafen hier die Preußen mit ihren sächsischen Verbündeten auf die Franzosen.

Bis zur Begradigung des Flusses im 19. Jahrhundert kam es oft zu großen Überschwemmungen. Dabei wurde die hölzerne Brücke mehrmals zerstört, bis Mitte des 18. Jahrhunderts eine steinerne errichtet wurde. Doch auch in neuerer Zeit konnte die Hochwassergefahr nicht ganz gebannt werden. Das letzte Mal wurde der Ort im April 1994 überschwemmt.

Am 1. Juli 1950 wurde das Dorf von Rudolstadt eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl :

  • 1855: 622
  • 1927: 2108
  • 1939: 3233

Wirtschaft und Verkehr

Bis Ende der 19. Jahrhunderts war Schwarza vor allem landwirtschaftlich geprägt. Daneben wurde aber auch Fischfang, Flößerei und Goldwäsche betrieben. Durch Schwarza führte die so genannte Kupferstraße, welche von Nürnberg Richtung Norden bis nach Magdeburg verlief. Eine weitere Straße ging nach Westen Richtung Ilmenau. Dadurch war der Ort schon immer ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Von 1925 bis 1945 gab es in Schwarza einen Flugplatz. Er verlor jedoch schnell an Bedeutung, da eine höhere Reichweite der Verkehrsmaschinen einen Zwischenstopp unnötig machten.

Polyamidseidenproduktion im Stammbetrieb des Chemiefaserkombinates „Wilhelm Pieck“ Schwarza

Der wirtschaftliche Aufschwung Schwarzas begann mit dem Anschluss an die Saalbahn (NaumburgJena–Saalfeld) im Jahr 1874. 1884 wurde noch eine Stichbahn, die Bahnstrecke Schwarza–Bad Blankenburg, eröffnet. Sie wurde im Jahr 2000 stillgelegt. Für einen weiteren Schub sorgte der Bau der Thüringischen Zellwolle AG im Jahr 1935 im Rahmen des Autarkie-Programms der Nationalsozialisten. Zu DDR-Zeiten arbeiteten bis zu 6000 Mitarbeiter im VEB Chemiefaserkombinat Schwarza, der 1993 als Thüringische Faser AG in die Gesamtvollstreckung ging. Der daraufhin von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen entwickelte Industrie- und Gewerbepark Rudolstadt-Schwarza gehört mit einer Fläche von 110 Hektar zu den größeren Industriegebieten Thüringens. In Nachfolgeunternehmen wie der TFG Thüringer Filamente GmbH oder der BASF Performance Polymers GmbH werden dort auch weiterhin Chemiefasern hergestellt.

Neben den genannten Eisenbahnlinien treffen in Schwarza auch die Bundesstraße 85 (Weimar–Saalfeld) und die Bundesstraße 88 (Ilmenau–Jena) aufeinander. Erstere führt als vierstreifige Schnellstraße östlich parallel zur Saalbahn am Ortskern vorbei.

Sehenswürdigkeiten

Im Knopf des Kirchturms der evangelischen Kirche steckt ein Pfeil. Dieser stammt von einem Baschkiren, der 1814 dem Schwarzburger Fürsten beweisen wollte, dass Pfeil und Bogen auch im 19. Jahrhundert immer noch brauchbar waren.

Regelmäßige Veranstaltungen

Von Januar bis April findet alle 14 Tage, immer sonntags, ein Kleintiermarkt neben der evangelischen Kirche statt.

Sport

In Schwarza ist der SV 1883 Schwarza ansässig.

Literatur

  • Friedrich Lundgreen: Geschichte des Marktfleckens Schwarza (Saale). K. H. Pfotenhauer, Schwarza (Saale) 1928.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 255.

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