Schlacht bei Culloden

Schlacht bei Culloden
Schlacht bei Culloden
Teil von: Zweiter Aufstand der Jakobiten
Die Schlacht bei Culloden. Gemälde von David Morier, 1746
Die Schlacht bei Culloden.
Gemälde von David Morier, 1746
Datum 16. April 1746
Ort Culloden, (Schottland)
Ausgang Sieg der Engländer
Konfliktparteien
Union flag 1606 (Kings Colors).svg
englische Regierungstruppen
Befehlshaber
Charles Edward Stuart Wilhelm August von Cumberland
Truppenstärke
ca. 5.400 Mann ca. 9.000 Mann
Verluste
1.250 Gefallene
1.000 Verwundete
558 Gefangene
300 Gefallene
259 Verwundete
Aufstand der Jakobiten
Schlacht bei Prestonpans, Schlacht von Falkirk, Schlacht von Culloden

Die Schlacht von Culloden vom 16. April 1746 zwischen englischen Regierungstruppen und aufständischen Jakobiten fand auf dem Culloden Moor (gälisch Culloden Muir, auch bekannt als Drummossie Muir) nahe der gleichnamigen Ortschaft östlich von Inverness in Schottland statt und endete mit einem Sieg der englischen Regierungstruppen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Prinz Charles Edward Stuart (genannt Bonnie Prince Charlie) und seine etwa 5000 Mann zählende Armee, die vor allem aus Männern aus den schottischen Highlands bestand, war nach seinem Sieg in der Schlacht bei Prestonpans, der ihm die Vorherrschaft in Schottland gesichert hatte, am 8. November 1745 über die Grenze nach England vorgestoßen. Die Armee gelangte über Carlisle und Manchester bis Derby. Hier beschloss man jedoch auf Drängen der von Lord George Murray geführten Ratgeber und gegen den Widerstand des Prinzen den Rückzug nach Schottland, da die Position der Jakobiten durch zwei Armeen unter General George Wade und dem Prinzen Wilhelm August, Herzog von Cumberland bedroht wurde.

Unter dem Kommando von Murray sicherten die Jakobiten den Rückzug nach Schottland durch ein siegreiches Gefecht bei Clifton und erreichten Glasgow am 25. Dezember, wo Proviant und Verstärkungen auf sie warteten. Zwar blieb Charles am 17. Januar 1746 in der Schlacht von Falkirk gegen General Henry Hawley ein letztes Mal siegreich, musste sich aber unter dem Druck überlegener Regierungstruppen nach Norden zurückziehen, wobei seine Soldaten angesichts der prekären militärischen Lage und der schlechten Versorgungslage zu desertieren begannen.

Die Schlacht

Als bekannt wurde, dass Cumberland mit seiner Armee auf Inverness marschierte, postierte Charles seine Armee auf dem nahe gelegenen Culloden Moor. Sie zählte noch etwa 5.000 Mann und war durch Krankheiten, Hunger und schlechte Bewaffnung geschwächt und demoralisiert. Zu ihr gehörten überwiegend Highlander. Hinzu kamen Schotten aus dem Tiefland, Teile der in französischen Diensten stehenden Irischen Brigade, Teile der Royal-Ecossais (ein von 1744 bis 1762/63 existierendes schottisches Regiment in französischen Diensten), und schließlich auch eine Handvoll englischer Jakobiten.

Das Schlachtfeld im Jahr 2008

Cumberlands Regierungsarmee umfasste 8000 Infanteristen und 900 Kavalleristen, zu denen neben englischen Soldaten auch deutsche Söldner, Hannoveraner sowie mehrere Regimenter regierungstreuer Schotten gehörten. Cumberland war zwar kein begnadeter Stratege, erwies sich jedoch als ein ausgezeichneter Organisator und hatte zudem im Österreichischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen einige Erfahrung gesammelt So war er auch mit der Kampfweise der Highlander vertraut, da zu seiner Armee in Flandern auch schottische Einheiten wie das berühmte Black Watch-Regiment gehört hatten. Er hatte bei der Vorbereitung des entscheidenden Gefechts nichts dem Zufall überlassen. Insbesondere waren seine Infanteristen auf die Abwehr des gefürchteten Sturmangriffs der Highlander gedrillt worden und hatten gelernt, mit dem Bajonett nicht den ihnen gegenüberstehenden Mann, sondern den rechts davon anzugreifen und so die Deckung durch den traditionellen Schild zu umgehen.

Angesichts der ungünstigen Bedingungen schlug Murray für die Nacht vor dem 16. April einen Nachtangriff auf die Regierungstruppen vor. Da es sehr lange dauerte, bis die auf der Suche nach Nahrung zerstreute Armee versammelt war, wurde das Lager der Feinde nicht rechtzeitig gefunden und in den frühen Morgenstunden brach man das Vorhaben ab. Murray und einige andere Offiziere forderten angesichts ihrer übermüdeten Soldaten einen Rückzug in weniger zugängliches Gelände, wurden aber überstimmt. Charles beschloss, Cumberland auf der flachen Ebene des Culloden Muir zu erwarten. Er übernahm das Kommando des Zentrums, Murray des rechten und Lord John Drummond des linken Flügels.

Cumberland postierte seine Armee in drei Linien, die jeweils vier Mann tief waren. Die Artillerie stand in den Lücken zwischen den Regimentern, die Kavallerie an den Flügeln, um den Jakobiten in die Flanken fallen zu können.

Zu Beginn der Schlacht eröffneten die weit überlegenen Geschütze Cumberlands ein destruktives Feuer auf die Linien der Jakobiten, das deren schwächere Artillerie nicht effektiv erwidern konnte. Angesichts der steigenden Verluste gab Prinz Charles Lord Murray die Anweisung, den Angriff zu befehlen.

Nur ein Teil der jakobitischen Truppen beteiligte sich an dieser Attacke. Die MacDonalds, die traditionell das Recht für sich beanspruchten, den rechten Flügel zu stellen, waren auf dem linken Flügel postiert worden und weigerten sich aus Zorn über diese Kränkung größtenteils, dem Angriffsbefehl zu folgen. Die Hauptlast des Kampfs fiel deswegen auf die Camerons, MacLeans, Chattans und MacLachlans.

Trotz schwerer Verluste durch das Artilleriefeuer und die Musketensalven der Regierungstruppen konnten die Highlander die erste Linie bei zwei Regimentern durchbrechen. Die zweite Linie hielt jedoch. Es kam zu einem harten Nahkampf, doch angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Regierungstruppen und des Artilleriefeuers mussten die Jakobiten schließlich unter schweren Verlusten den Rückzug antreten. Nach Berichten von Zeitzeugen hat die Schlacht insgesamt nur etwa 25 Minuten gedauert.

Einem Teil der hannoverschen Kavallerie gelang es, den rechten Flügel der Jakobiten zu umgehen. Zwar gelang es den regulären Soldaten der Irischen Brigade und der Royal-Ecossais, die Regierungstruppen lange genug aufzuhalten, um einem erheblichen Teil der geschlagenen Armee den Rückzug zu ermöglichen, doch unter den Soldaten, die das Schlachtfeld nicht schnell genug verließen, richtete die Kavallerie anschließend ein Massaker an. Die Verluste der Besiegten waren enorm: rund 1250 Jakobiten waren getötet worden, im Vergleich dazu 300 Regierungssoldaten.

Folgen

Denkmal auf dem Schlachtfeld von Culloden

Nach der Schlacht befahl Cumberland, alle verwundeten und gefangenen Jakobiten zu exekutieren. Lediglich die Soldaten der Irischen Brigade und der Royals Ecossais wurden ausgenommen und als Kriegsgefangene behandelt. Seine Soldaten töteten etwa 450 verwundete Jakobiten, weitere sollen in eine Scheune gebracht und in ihr bei lebendigem Leib verbrannt worden sein. Einige höherrangige Gefangene wurden zunächst verschont, um in Inverness vor Gericht gestellt und später gehängt zu werden. Dieses auch für damalige Verhältnisse barbarische Vorgehen versuchte Cumberland damit zu rechtfertigen, dass es sich bei den Jakobiten um Hochverräter handele, denen gegenüber die üblichen Kriegsregeln nicht galten.

Am folgenden Tag schickte Cumberland Patrouillen auf das Schlachtfeld, um etwaige weitere Überlebende aufzugreifen und zu töten. Hierbei starben zeitgenössischen Quellen zufolge noch einmal etwa 70 Jakobiten. Weitere Gefangene brachte man zunächst ins englische Carlisle Castle und stellte sie dort wegen Hochverrats vor Gericht. Auch sie wurden bis 1754 großenteils hingerichtet. Die erbeuteten Fahnen der Jakobiten wurden öffentlich verbrannt. Nur eine Fahne, auf der noch die Blutspuren des Bannerträgers zu sehen sind, überdauerte in einem Versteck und wird heute auf Edinburgh Castle ausgestellt.

Murray unternahm noch einen Versuch, die geschlagene Armee in Ruthven neu zu formieren, aber das Fehlen von Lebensmitteln und Nachschub verhinderte eine Fortführung des Kampfs. Die Reste der jakobitischen Armee lösten sich auf. Die Teilnehmer des Aufstands versteckten sich oder versuchten, ins Ausland zu flüchten. Prinz Charles entkam seinen englischen Verfolgern aufgrund der vielfältigen Unterstützung durch die Bevölkerung auf einer fünfmonatigen, abenteuerlichen Flucht durch Schottland nach Frankreich. Besonders bemerkenswert ist, dass die verarmten Schotten den besiegten "Bonnie Prince Charles" schützten und versteckten, obwohl England ein enormes Kopfgeld von 30.000 Pfund auf seine Ergreifung ausgesetzt hatte.

In der Folge des ersten Jakobitenaufstandes von 1715 hatte General Wade, der Generalkommandeur von Schottland, das unzugängliche Hochland mit einem Netz von modernen Straßen und Brücken erschließen lassen. Anders als früher bot dies den englischen Patrouillen einen Zugang in die Rückzugsgebiete der schottischen Kämpfer und es gelang den englischen Truppen, das Hochland bis in die Tiefen zu kontrollieren. Cumberland befahl, mit äußerster Härte gegen die schottische Bevölkerung vorzugehen, da er sie der Unterstützung des Aufstands oder des Prinzen verdächtigte. Die englischen Truppen wüteten in den Highlands, es kam massenhaft zu willkürlichen Exekutionen, Verhaftungen, Plünderungen und Brandschatzungen.

Regierungstreue schottische Beamte und Adelige versuchten, Cumberland zu einer milderen Vorgehensweise zu bewegen, da hauptsächlich Unschuldige getroffen würden. Duncan Forbes of Culloden, einer der treuesten Anhänger des Hauses Hannover in Schottland, wurde bei einem solchen Versuch von Cumberland als „das alte Weib, das mir etwas von Humanität erzählen wollte“ verhöhnt. Alle Appelle blieben wirkungslos, Cumberland befahl den englischen Truppen, weiterhin marodierend durch die Highlands zu ziehen. Seine Erbarmungslosigkeit, seine menschenverachtende Brutalität und sein Zynismus brachten Cumberland den dauerhaften Hass der Schotten und den ihm bis heute anhaftenden Beinamen the Butcher („der Schlächter“) ein.

Mit Waffengewalt und mit repressiven Gesetzen (Disarming Act) wurden die Clans in den folgenden Monaten entwaffnet, die Burgen gebrandschatzt und das traditionelle Clan-System zerstört. Weite Teile der gälischen Kultur gingen in der Folge unter, da fortan die traditionelle Kleidung (Kilt und Tartan) verboten waren.

Die Schlacht bei Culloden war die letzte Schlacht auf dem Boden der britischen Inseln. Sie wird in Schottland bis heute vielfach als nationale Katastrophe wahrgenommen, wobei die Grausamkeiten Cumberlands und die folgende Zerstörung der alten Gesellschaftsordnung der Highlander gleichermaßen eine Rolle spielen. Als nationales Trauma ist sie natürlich auch in die Literatur und die Dichtung eingegangen, z. B. in Robert Burns’ Gedicht The lovely lass of Inverness, oder das heute vielfach vertonte Loch Lomond von Andrew Lang.

Insbesondere in der englischen Geschichtsschreibung wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich zwar um eine Schlacht zwischen Schotten und Engländern handelte, bei der aber auch Schotten auf der englischen Seite kämpften. Charles Edward Stuart wurde nicht von allen Schotten unterstützt, denn etliche Profiteure der Union mit England in den Städten und im Tiefland lehnten den Jakobitenaufstand ab oder empfanden das traditionelle Clansystem als rückständig. Selbst einige Teile der Hochlandclans unterstützten zunächst das Haus Hannover.

Im Nachhinein bildet die Schlacht von Culloden einen sehr gravierenden Einschnitt in der Geschichte Schottlands. Sie beendete nicht nur den letzten Versuch der Stuarts, ihren Anspruch auf den Thron durchzusetzen, sondern leitete zugleich den Untergang der traditionellen schottischen Kultur und der machtvollen Sonderposition der Clanchefs ein und besiegelte die Eingliederung des vordem selbstständigen Landes in ein englisch dominiertes Großbritannien.

Wilhelm August, Herzog von Cumberland, wurde trotz der begangenen Greueltaten als britischer Nationalheld gefeiert. Anlässlich der Siegesfeier erhielt Georg Friedrich Händel den Auftrag zur Komposition des Oratoriums Judas Maccabaeus.

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