Bajonett

Bajonett
Bajonett
Bayonette-p1000740.jpg
Angaben
Waffenart: Messer
Verwendung: militärische Waffe
Entstehungszeit: ca. 17. Jahrhundert
Einsatzzeit: ca. 17. Jahrhundert - aktuell
Ursprungsregion/
Urheber:
Frankreich
Verbreitung: weltweit
Gesamtlänge: ca. 40-80 cm, variierend
Klingenlänge: ab ca. 20-60 cm, variierend
Griffstück: Holz, Metall, Kunststoff
Listen zum Thema
Deutsches Bajonett 98/05 von 1905 für das Gewehr 98

Als Bajonett (nach der frz. Stadt Bayonne) oder Seitenwehr bezeichnet man eine auf den Gewehrlauf aufsteckbare (aufpflanzbare) Stichwaffe in Form eines langen Dorns oder einer Stahlklinge.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Bajonett wird im demontierten Zustand wie andere Waffen an der Seite oder am Koppel getragen. Bajonette können auch an der Waffe fest installiert sein und werden in die Gebrauchsstellung ausgeklappt (Klappbajonett). Dann handelt es sich im strengen Sinne des Wortes nicht mehr um ein Seitengewehr. Der Begriff Seitengewehr wird gelegentlich aus dem Englischen side arm falsch übersetzt – hinsichtlich moderner Waffen ist meist eine Zweit- oder Offiziers-Pistole gemeint.

Aufpflanzen bedeutet das Befestigen einer Stichwaffe an einer Schusswaffe mit langem Lauf (Gewehr). Damit hat man eine zweite Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswaffe. Im Nahkampf ist es damit möglich, das Gewehr als Stich- oder Stoßwaffe zu verwenden. Diese Waffenform gibt es seit den Vorderladergewehren (Spundbajonett) und wird bis zu den heutigen, modernen Gewehren (Bayonet-Knife M9) fortgesetzt.

Als Bajonettarm wird ein an manchen Bajonetten angebrachtes Metallstück zwischen der Klinge und der Tülle bzw. sonstigen Befestigung bezeichnet.

Befestigung

Das Bajonett wird an der Waffe an der sogenannten Aufpflanzvorrichtung angebracht (auch Bajonetthalter oder Bajonetthaft genannt). Es ist das Bauteil an der Waffe, auf den das Bajonett aufgeschoben und arretiert wird. Die Aufpflanzvorrichtung kann schienen-, bolzen- oder stabförmig sein.

Der Bajonetthalter ist eine Profilschiene, die unter einem Gewehrlauf angebracht ist und zur Befestigung des sogenannten Kastenbajonetts dient. An älteren Gewehrmodellen ist diese Schiene seitlich am Gewehr angebracht und dient zur Befestigung des Aufsteckdorns bei Dornbajonetten.

Die Bajonetthaft oder auch Bajonettwarze ist eine auf dem Gewehrlauf befestigte Nocke und ist rund- oder vierkantig ausgeführt. Diese Nocke dient der Arretierung des älteren Düllenbajonetts. Die Nocke passt in die Führungsrille des Bajonetts und arretiert es am Lauf. Es gibt noch weitere Versionen, die bei modernen Bajonetten benutzt werden.[1]

Entstehung

Im Mittelalter wurden an der Hüfte getragene Blankwaffen Seitenwehr genannt, also Degen, Säbel, Rapier, Jagdschwert, Hirschfänger. Seitenwehr wird auch Seitengewehr genannt. Diese Wörter sind bedeutungsgleich, denn Gewehr hat seine Bedeutungseinengung auf die Schusswaffen und Wehr seine Bedeutungseinengung auf die Verteidigung erst spät erhalten; ursprünglich meinen beide Wörter allgemein Waffe. Heute bezeichnet Seitengewehr das zum Aufpflanzen auf das Gewehr bestimmte Bajonett.

Die Herkunft und Entstehung des Bajonetts ist nicht eindeutig geklärt. Es besteht die Möglichkeit, dass es als Jagdwaffe entstand, um angreifende Tiere nach einem Fehlschuss abzuwehren. Es gibt Hinweise, dass die Waffe bereits im 14. Jahrhundert in China entstanden ist.

Name

Die Benennung der Waffengattung ist auf die südfranzösische Stadt Bayonne zurückzuführen. Einer Legende nach gehörten ihre Bürger irregulären Truppen bei verschiedenen Militärkonflikten in der Mitte des 17. Jahrhunderts an. Als bei einem Gefecht die Musketen heißgeschossen waren, sollen sie zum Weiterkämpfen ihre Jagdmesser in die Mündungen gesteckt haben. Bajonette wurden seit Mitte des 17. Jahrhunderts in Frankreich verwendet und wurden allmählich in den meisten europäischen Armeen gebräuchlich. Anfangs wurden Bajonette mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt (so genannte Spundbajonette), sodass die Muskete nicht feuern konnte. Bereits 1669 erfand Vauban Bajonette, die mit einer Tülle seitlich am Lauf befestigt wurden – sog. Tüllen- oder Dillenbajonette – und somit auch im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von Musketenkugeln nicht verhinderten. Mit diesen neuartigen Bajonetten wurde die französische Armee seit 1689 ausgestattet. Etwa um 1700 tauchten Bajonette auf, welche einen abgewinkelten Arm besaßen und so auch das Nachladen ermöglichten. Zur wichtigsten Klingenform entwickelte sich bald eine stabile, drei- oder vierkantige Form mit etwa 40 cm Länge.

19. Jahrhundert

Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Tüllenbajonett schrittweise von Bajonetten abgelöst, die eigene Griffe hatten – sog. Messer - oder Säbelbajonette – und wie Messer, kurze Pallasche oder Säbel beschaffen waren. „Vorfahren“ derselben waren im 18. Jahrhundert aufpflanzbare Hirschfänger, die wie diese mittels eines seitlichen Rings am Rohr fixiert wurden. Da solche Waffen aber das Nachladen des Vorderladers verhinderten, setzten sie sich erst mit Einführung des Hinterladers endgültig durch. Doch bereits 1840 wurde der doppelt gekrümmte französische Jatagan mit ca. 60 cm Klingenlänge vorbildhaft. Bekannt ist auch das gerade, vorn verbreiterte, etwa 50 cm lange (Klinge) preußische Füsilierseitengewehr von 1860.

Die Entwicklung des Bajonetts und die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen ließen den Einsatz von Pikenieren und Schweinsfedern in der Schlacht allmählich zurückgehen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Pikenier-Einheiten der meisten europäischen Armeen aufgelöst.

Erster und Zweiter Weltkrieg

Deutsche Soldaten beim Üben des Bajonettfechtens, 1914

Im Ersten Weltkrieg erreichten Bajonette noch eine Länge bis zu 50 cm, teilweise kam es zu einem regelrechten Fechten nur mit diesen überlangen Messern. In der Nachkriegszeit wurden sie allerdings immer kleiner und handlicher – heutige Bajonette haben die Größe und das Gewicht handelsüblicher Haushaltsmesser, wurden jedoch als Standard-Stichwaffe der Infanterie nie verworfen und sind nach wie vor Zubehör vieler Sturmgewehre. Über den Wert des Bajonetts im Kampf gab es bis in das 20. Jahrhundert hinein heftige Diskussionen. Die teils prominenten Befürworter wurden durch die Entwicklungen im amerikanischen Sezessionskrieg und im Ersten Weltkrieg widerlegt. Dennoch kamen Bajonette in Stellungskämpfen des Zweiten Weltkriegs auf nahezu allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz, in der Regel aufgepflanzt auf einen Karabiner. So überrannte am 11. Juni 1944 ein US-Bataillon der 101. Luftlandedivision eine deutsche Abwehrstellung bei Carentan nur mit aufgepflanzten Bajonetten. Der Kommandant der Einheit, Robert George Cole, wurde dafür mit der Medal of Honor ausgezeichnet.

Sowohl für den Ersten Weltkrieg als auch für den Zweiten Weltkrieg gilt die Besonderheit, dass neben dem Bajonett der Grabendolch als weitere Bewaffnung des Soldaten verwendet wurde. Dieser war kleiner und damit handlicher als das herkömmliche Bajonett und bot sich als Nahkampfwaffe insbesondere in den Grabenkämpfen an.

Deutsche Bajonette wurden Mitte der 1930er Jahre mit einem S-Code gekennzeichnet, um die Wiederaufrüstung zu verschleiern. Ab etwa 1937 verzichtete man auf die Heimlichkeit und kennzeichnete Bajonette auf der Fehlschärfe mit voll ausgeschriebenen Hersteller und Jahreszahl auf dem Klingenrücken. Nach Kriegsbeginn wurde ab 1940 ein Drei-Buchstaben-Code zur Kennzeichnung des Herstellers mit den 2 Endziffern des Herstellungsjahres auf die Fehlschärfe gestempelt.

Mit der Entwicklung des "SG42" (Seitengewehr 42) durch die Firma Eickhorn aus Solingen und dessen Einführung in die Wehrmacht setzte eine weltweite Entwicklung vom Bajonett als bloßer Hieb- und Stichwaffe hin zum aufpflanzbaren Mehrzweckmesser (Säge, Drahtschneider) ein.

Nachkriegszeit

M9 Bajonett mit modernisierter Scheide.
Schweizer SIG 550 mit Bajonett
Bajonett OKC-3S der US-Marines

Die deutsche Bundeswehr verwendete lange Zeit im Dienst überhaupt keine Bajonette, obwohl für das G3 Bajonette vorhanden waren, die allerdings nur mit Hilfe eines im Durchladerohr zu befestigenden Adapters aufgepflanzt werden konnten.

Erst mit Einführung des G36 nach Auflösung der NVA wurden vornehmlich an die damaligen KRK-Einheiten – Kalaschnikow-Bajonette aus NVA-Beständen ausgegeben. Allerdings wurde hier nicht zwischen dem Bajonett für das AK-47 und für das AK-74 unterschieden. Beide sind nicht zum Aufpflanzen auf das G36 geeignet, das AK-47-Bajonett wegen der nicht passenden Aufpflanznut und des zu engen Laufrings. Beim AK-74-Bajonett passt zwar die Aufpflanznut, der Laufring ist jedoch ebenfalls so eng, dass er nicht über den Mündungsfeuerdämpfer gestreift werden kann. Der Hauptverwendungszweck dieser Bajonette lag somit in erster Linie in ihrer Funktion als (Schneid-)Werkzeug und Drahtschneider (in Verbindung mit der teilweise metallenen Scheide). Beide Bajonett-Typen sind mittlerweile durch das neu entwickelte Kampfmesser 2000 (KM2000) ersetzt worden, welches ebenfalls nicht aufgepflanzt werden kann.

Bajonette werden heute in der Bundeswehr weder im Inland noch im Auslandseinsatz als Seitengewehr und Teil der Uniformierung geführt, eine Bajonett(nahkampf)ausbildung – in vielen Einsatzarmeen immer noch üblich – findet nicht statt.

Im April 2010 stellte die United States Army die Ausbildung ihrer Rekruten am Bajonett in ihrer Grundausbildung ein, da sie den Bajonettansturm als zunehmend irrelevant für ihr Aufgabenprofil ansah, das sich zunehmend auf die Bekämpfung paramilitärischer Kräfte konzentriert. Das US-Marine-Corps behielt demgegenüber die Ausbildung am Bajonett bei. [2]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Seifert: Fachwörter der Blankwaffenkunde: dt. Abc der europäischen blanken Trutzwaffen; (Hieb-, Stoß-, Schlag- und Handwurfwaffen), Verlag Seifert, 1981
  2. Evans, Michael: US Army thrusts bayonet aside after centuries of faithful service, in: The Times, 18. März 2010. Zugriff am 8. April 2010.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Bajonett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Bajonett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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