Schloss Schönborn

Schloss Schönborn
Johannes Nepomuk-Kapelle im Schlosspark

Schloss Schönborn ist ein barockes Schloss südöstlich der Marktgemeinde Göllersdorf und nordöstlich der Stadt Stockerau im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich, 25 km nördlich von Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schloss wurde in den Jahren 1712 bis 1717 als Sommersitz für Friedrich Graf von Schönborn, einen Fürstbischof von Würzburg und Bamberg und Reichsvizekanzler, erbaut. An dieser Stelle befand sich zuvor die Veste Mihlberg. Baumeister Johann Lucas von Hildebrandt errichtete eine Dreiflügelanlage mit weitläufigem Schlosspark, Orangerie und Schlosskapelle. Ein Pavillon der Orangerie wurde 1715 mit Fresken von Jonas Drentwett ausgestaltet. Salomon Kleiner fertigte seinerzeit Zeichnungsserien der Gestaltung der Anlage zu Dokumentationszwecken. Im Schlosspark errichtete Hildebrandt 1729-1733 eine Johannes-Nepomuk-Kapelle.

1945 wurde die wertvolle Einrichtung größtenteils zerstört und das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Das Schloss wurde prachtvoll renoviert. Der Schlosspark hat eine Größe von circa 104 Hektar mit teilweise altem Baumbestand.

Bedeutung

Schloss Schönborn ist der Nachfolgebau der alten Buchheimschen Mühlburg und hat daher das Wesen eines Adelssitzes. Das neu erstellte Schloss des Reichsvizekanzlers gibt aufgrund seiner äußeren und inneren Ausstattung den repräsentativen Rahmen für eine Hofhaltung. Hierfür sprechen die Räume im Inneren des Schlosses, der Hauptsaal, das Treppenhaus, die Galerien, die Vorräume und die Appartements. Entsprechend dem Vorbild der großen fürstlichen Residenzen bestimmt eine dem Rang nach geregelte Abfolge der Zimmer die Einteilung im Inneren des Schlosses. Der Residenzanspruch ist durch die Anordnung der Zimmer des Schlossbaues und die damit verbundene Bezugnahme auf Schloss Clagny bei Versailles zum Ausdruck gebracht. In ähnlicher Weise war Schloss Schönborn als Residenz des Grafen Schönborn angelegt, nicht als eine offizielle Residenz des Reichsvizekanzlers. Neben der Funktion eines „Herrenhauses mit Gutsbewirtschaftung“ und der Residenz steht dem Grafen Schloss Schönborn vor allem auch als Privat- und Jagdschloss zur Verfügung, wofür Fasanerie und die dazuzählenden Gärten Zeugnisse sind. Friedrich Carl hielt in Göllersdorf nicht Hof als Inhaber des Reichskanzleiamtes, sondern als Privatperson.

Umbau

Mit dem Erwerb der Herrschaft war ihm endgültig der Einstieg in den österreichischen Adel gelungen. Ein solcher Status musste beibehalten und durch Bewahrung alter Traditionen und der Pflege der überkommenen Herrschaftssitze erhalten werden. Deshalb fanden auch die Grundmauern der ehemaligen Mühlburg Eingang in den Umbau zum Schloss und wurden in den Grundriss eingegliedert. Auch durch diese Berücksichtigung setzte der Graf dem österreichischen Adel entsprechend sein architektonisches Monument.

Im Baubefund sind die Mauerreste durch ihre erhöhte Stärke erkennbar. Der eng und beklemmend wirkende Innenhof steht in einem groben Missverhältnis zu dem sonst so breit angelegten äußeren Schlosshof. Hildebrandt hatte zwei verschiedene Pläne für Schloss Göllersdorf gezeichnet, welche in der Literatur als Projekte I und II bekannt sind. Projekt I stellte eine moderne Flügelanlage mit zwei Stockwerken dar. Die Hoffront sollte durch eine breit angelegte und risalitartige Gestaltung für die Hofanlage bestimmend sein. Stallungen sollten vom eigentlichen Schloss getrennt sein und sich um einen verselbstständigten äußeren Schlosshof legen. Waren es einerseits finanzielle und wirtschaftliche Überlegungen, die eine Umsetzung von Projekt I verhinderten, so war der ausschlaggebende und bedeutendere Grund das Traditionsbewusstsein der Grafen von Schönborn, ältere Bauteile des Vorgängerbaues in die Umgestaltung mit einzubeziehen.

Das zur Ausführung gelangte Projekt II übernahm die Grundrissposition des inneren Hofes der alten Mühlburg. Damit kommt der Anspruch einer zeitgemäßen und großzügigen Schlossanlage und eines Herrschaftssitzes zum Ausdruck. Im Herbst 1712 war das Gebäude wiederhergestellt, seine Innenarchitektur neu gegliedert und mit einem neuen Dach versehen. Im Sommer 1713 waren die Stuckaturarbeiten im Saal beendet, bis in den Herbst wurden weitere zwölf Räume mit Stuckatur versehen. An den dreiflügeligen Kernbau wurden zwei Pavillons angefügt. Für die innere Ausschmückung des Schlosses waren die Fresken in der Sala terrena im Juli 1714, in der Kapelle und in der Bibliothek im Juni 1715 von Jonas Drentwett gemalt worden. Im Herbst 1716 war das Schloss vollendet und die Maurer wurden zum Bau der Orangerie herangezogen.

Ein nicht datierter Stich der Schönbornschen Schlossprospekte zeigt, dass der Schlossbau in seiner gegenwärtigen Erscheinung in zumindest zwei Bauabschnitten entstanden ist. Die dreiflügelige Anlage erscheint nur durch Torbauten mit den äußeren Flügeltrakten verbunden, die mit Tortürmen über ihren Mittelachsen viertelkreisrund ausschwingen und so das Bassin umrahmen.

Nutzung

Das Schloss befindet sich weiterhin im Familienbesitz (Friedrich Karl Schönborn-Buchheim sen.).

Im Schlosspark wurde 1989 eine Golfanlage eröffnet, die internationale Auszeichnungen errang. Zwei Drittel der Anlage befinden sich auf dem Schlossparkareal und fügen sich harmonisch in das historische Parkgelände ein. Der Golfclub Schloß Schönborn nutzt das Schloss als Clubhaus.

Siehe auch

Bei Kriegsende 1945 hatte die Familie Schönborn das meiste Inventar des Schlosses nach Westen verlegt und war selbst in St. Gallenkirch im Montafon. Nur die alte Gräfin Elise blieb zurück, sie starb Anfang Juli. Das Kunsthistorische Museum Wien verlagerte viele Wertgegenstände in die oberen Räume des Schlosses. Während der letzten Wochen des Krieges, als die Front nur wenige Kilometer entfernt war, dienten viele Räume als Lazarett für die deutsche Wehrmacht. 18 deutsche und zwei russische Soldaten wurden im Fasangarten begraben. Einheiten der SS und der russischen Armee haben geplündert.

Weblinks

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