Schönfließ (Oberhavel)

Schönfließ (Oberhavel)
Schönfließ
Koordinaten: 52° 39′ N, 13° 20′ O52.65638888888913.33944444444435Koordinaten: 52° 39′ 23″ N, 13° 20′ 22″ O
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 10,63 km²
Einwohner: 2.186 (30. Juni 2008)
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 16567
Vorwahl: 033056
Schönfließ (Oberhavel) (Brandenburg)
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Lage von Schönfließ in Brandenburg

Schönfließ ist ein Ortsteil der Gemeinde Mühlenbecker Land im Landkreis Oberhavel in Brandenburg. Bis zum Oktober 2003 war es eine selbstständige Gemeinde, die in einer Urkunde des 13. Jahrhundert erstmals namentlich genannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Schönfließ liegt im Südwesten der Gemeinde Mühlenbecker Land. Neben der Ortschaft Schönfließ erstreckt sich südwestlich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemeinde Glienicke/Nordbahn und Berlin-Frohnau das Neubaugebiet Bieselheide. Nachbarorte sind (in Uhrzeigerrichtung) Mühlenbeck, Mönchmühle, Schildow, Glienicke/Nordbahn, Hohen Neuendorf und Bergfelde.

Geschichte

Die älteste urkundliche Erwähnung von Schönfließ stammt aus dem Jahre 1270. Der Ort wurde vermutlich unter der Ägide der Askanier schon zuvor gegründet und entwickelte sich als typisches Angerdorf mit einer Kirche im Zentrum. Als erster Eigentümer ist Gerardus von Sconevlet auf der Urkunde genannt, von dem der Ortsname herrührt. Im Landbuch Kaiser Karls IV. tauchte der Ort 1375 als Schoneflyt. Ab dem 15. Jahrhundert gab es die folgenden sehr häufigen Eigentümerwechsel: 1442 Lehnsherrnfamilie von Krummensee, 1536 Stadt Bernau, Dompropst von Havelberg Friedrich von Bardeleben, Joachim von Barsdorf. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und nach der Pest blieben kaum Einwohner übrig. Schließlich zerstörte ein Brand die Häuser und die letzten Menschen verließen den Ort. Nach fast 20 Jahren Ödnis traten wieder neue Besitzer auf wie Johann Siegmund von Götzen, der auch den Dorfkrug und einen Ziegelhof erwarb und sein Anwesen zu einem Rittergut ausbauen ließ. Aber der Verkauf des Gutes Schönfließ geht munter weiter: Ende des 17. Jahrhunderts wurde Friedrich von Brösicke, Domherr zu Brandenburg, Besitzer und sorgte für die Neuansiedlung von Bauern bzw. Untertanen, im 18. Jahrhundert sind die Ländereien im Eigentum des Generals Wolf von Pannewitz und seiner Erben, die das Anwesen schöner als vorher wieder herrichten lassen. Das Gut erhielt ein solides Landhaus und etliche Nebengebäude sowie einen planmäßig angelegten Gutspark. Doch auch dieser Zustand blieb nicht erhalten - ab dem 19. Jahrhundert gehörte alles der Familie von Veltheim. Nun entstand anstelle des Landhauses ein herrschaftliches Schloss, der Park wurde verschönert, die Kirche renoviert und erweitert. Vor allem aber wurde die Landwirtschaft intensiviert - Schönfließer Produkte, vor allem frisches Gemüse, werden bis in die deutsche Hauptstadt Berlin geliefert. Erst die nationalsozialistische Zeit und der Zweite Weltkrieg beendeten das langsame Aufblühen des Ortes. Im Mai 1945 werden die letzten Mitglieder der Familie von Veltheim umgebracht, vertrieben oder enteignet. Der Landbesitz wird unter Neubauern aufgeteilt.

LPG Schönfließ bei Oranienburg im Jahr 1955

In der Mitte der 1950er-Jahre erfolgte die Gründung der LPG IV. Parteitag, die das wirtschaftliche Rückgrat des Ortes sicherte. Mit der Wende wandeln die Bauern das Gemeinschaftseigentum in eine Agrar- und Handels-GmbH um und können so weiter bestehen.

In den 1960er-Jahren wurden am Rand des Dorfes, in der Biesenheide, Kasernen errichtet, die dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstanden. Ab 1990 wurden auf diesem Gelände neue Wohnhäuser für rund 500 Familien gebaut, wodurch sich die Einwohnerzahl von etwa 400 (1989) innerhalb von 20 Jahren verfünffachte. Weitere Wohnneubauten sorgten seitdem für ein kontinuierliches Wachstum der Einwohnerzahlen.

Politik

Die letzten Kommunalwahlen fanden im September 2008 statt. Schönfließ stellte drei Kandidaten für die Gemeindeverwaltung. Als ehrenamtlicher Ortsvorsteher wurde Mario Müller gewählt.

Gewerbe, Vereine, Sport

In Schönfließ erwartet eine Gaststätte Besucher, darüber hinaus bieten ein Friseur, eine Glaserei, eine Apotheke, eine Tierarztpraxis und ein Garten- und Landschaftsbau ihre Dienstleistungen an. Am 20. Juni 1904 wurde im Dorf der Feuerwehrverein gegründet, der seitdem für den Brandschutz, technische Hilfe oder Brandbekämpfung zuverlässig arbeitet. Die Freiwillige Feuerwehr ist als Feuerwehr Mühlenbecker Land zusammengeschlossen, in Schönfließ ist jedoch ein Löschzug stationiert.[1]

Erwähnenswert ist der heutige Schönfließer Hundesport-Club, der 1952 als Verein für Deutsche Schäferhunde in Glienicke gegründet wurde. 1972 zogen die Mitglieder nach Schönfließ um und richteten sich aus eigener Kraft aus einer Mülldeponie einen Übungsplatz her, dem später auch ein Clubhaus folgte.[2] Die Geschichte des Ortes wurde seit den 1990er-Jahren durch den neu gegründeten Geschichtsverein Historicum, der eng mit dem ebenfalls neuen Freundeskreis Dorfkirche Schönfließ e.V. zusammenarbeitet, sorgfältig erforscht und ist online detailliert nachzulesen.[3]

Verkehr

Die B96 a führt in Ost-West-Richtung durch den Ort, von ihr zweigen die Landesstraßen L30 und L171 ab. Schönfließ ist an das Berliner S-Bahnnetz (Linie S8) angeschlossen.[4] Eine Omnibuslinie (Nr. 809), die zwischen Glienicke und Hennigsdorf verkehrt, sichert den zusätzlichen öffentlichen Personenverkehr.[5]

Sehenswürdigkeiten und regelmäßige Veranstaltungen

Dorfkirche in Schönfließ

Auffällig ist die mittelalterliche Dorfkirche, deren Baubeginn im Jahr 1375 erfolgte. Einige der zahlreichen Besitzer des Gutes Schönfließ hatten im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder für Anbauten, Umbauten und Renovierungen des Gotteshauses gesorgt.

Das im 19. Jahrhundert errichtete Schloss der Familie von Veltheim existierte bis 1945. Nach dem Ende des Krieges und der erfolgten Enteignung wurde das Gebäude bis auf den Südflügel zerstört. Dieser dient seitdem als Kindergarten. Kirche und die erhaltenen Teile des Gutes stehen in der Brandenburgischen Liste der Baudenkmale.

Als heimliches Wahrzeichen des Ortes gilt das Storchennest auf dem Schornstein der alten Bäckerei. Dieses zählt zu den von den Vögeln am häufigsten genutzten der Region. Seit 1970 zogen hier Storchenpaare nur zweimal keine aber bereits sechsmal vier Junge auf. Am 4. Dezember 2004 wurde das über 1000 kg schwere Altnest durch eine neue Nesthilfe ersetzt.

Touristisch interessant sind die Schönfließer Sommermusiken, eine abwechslungsreiche Konzertreihe in den Monaten August und September (seit 1990), und ein herbstliches Drachenfest.

Spezial-Nachrichten

Das Zugunglück 1979 bei Schönfließ

Am 19. Dezember 1979 ereignete sich ein Zugunglück, als ein aus Oranienburg kommender S-Bahnzug auf der Strecke Schönfließ-Blankenburg auf einen haltenden Güterzug auffuhr. Der Triebwagenführer kam ums Leben und mehrere Fahrgäste erlitten Verletzungen.

Der Ort Schönfließ wurde durch Nachrichten über den gesuchten Dennis J., auf den ein Polizist am Jahresende 2008 tödliche Schüsse abgab, deutschlandweit bekannt.[6][7]

Personen

Literatur

  • Sonja Wüsten: Märkische Miniaturen. Unbekannte Dörfer und Herrensitze. - Verlag Das Neue Berlin (1998); S. 23-36: Aus der Geschichte von dem adlichen Gute Schönfließ

Quellen und Einzelnachweise

  1. Kurzdarstellung Feuerwehr Schönfließ mit Gruppenbild
  2. Homepage des HSC Schönfließ; abgerufen am 17. Februar 2010
  3. Geschichte von Schönfließ bei 'Historicum'; abgerufen am 17. Februar 2010
  4. Bahnhof Schönfließ auf der S-Bahn-Homepage
  5. Darstellung der Omnibuslinien
  6. Was geschah wirklich in Schönfließ?, Artikel in der "Berliner Zeitung" vom 3. Juli 2010; abgerufen am 26. Oktober 2010
  7. "Tumulte nach dem Schönfließ-Urteil", B.Z. vom 3. Juli 2010, abgerufen am 26. Oktober 2010

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