Sokotra

Sokotra
Sokotra
NASA-Bild von Sokotra
NASA-Bild von Sokotra
Gewässer Indischer Ozean
Geographische Lage 12° 29′ N, 53° 52′ O12.48694444444453.859722222222Koordinaten: 12° 29′ N, 53° 52′ O
Karte von Sokotra
Anzahl der Inseln 4
Hauptinsel Sokotra
Gesamtfläche 3.796 km²
Einwohner 42.842 (2004)
Karte der Inselgruppe
Karte der Inselgruppe
Socotra ist Teil des Gouvernements Hadramaut

Sokotra (auch Socotra oder Sukutra; arabisch ‏سقطرى‎ Suqutrā, DMG Suquṭrā; altgr. Dioskouridou, lat. Dioscoridus (Bezeichnung der Insel in der Antike)[1]) ist der Name einer Inselgruppe im nordwestlichen Indischen Ozean.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der zur Republik Jemen gehörende Archipel liegt am Ostausgang des Golfs von Aden zwischen 100 und 350 km vom Horn von Afrika entfernt und etwa 350 km südlich der Arabischen Halbinsel. Innerhalb der Republik Jemen besteht die Inselgruppe aus zwei Distrikten des Gouvernements Hadramaut (bis 2004 Adan). Tektonisch gesehen befindet er sich zwischen der Arabischen und der Afrikanischen Platte.

Inselgruppe

Zur Inselgruppe gehören die Hauptinsel Sokotra, die 3.579 km² groß ist und 42.442 Einwohner hat (Stand Volkszählung 2004), und die sich nur etwas weiter westlich anschließenden kleinen Inseln Abd al-Kuri (133 km², ca. 300 Einwohner), Samha (40 km², 100 Einwohner) und Darsa (10 km², unbewohnt), sowie die unbewohnten und maximal 80 bis 85 Meter hohen Felsklippen Ka’l Fir’awn (9 ha, nördlich von Abd al-Kuri) und Sābūnīyah (3 ha, westlich von Sokotra). Die Westspitze der Insel Abd al-Kuri liegt etwa 100 km östlich vom Kap Guardafui (die Nordostspitze des Horns von Afrika) entfernt. Der Hauptort Hadibu (auch Tamrida oder Hudaybu genannt), der auf der Hauptinsel liegt, hat 8.545 Einwohner.

2003 erklärte die UNESCO Sokotra zum ersten Biosphärenreservat in der Arabischen Region und seit 2008 sind die Inseln als Weltnaturerbe ausgezeichnet.

Geologie

Die Inseln haben sich vermutlich vor über 20 Millionen Jahren vom Festland abgetrennt. Sie gehörten wie der Subkontinent Indien und Madagaskar einst zu dem Superkontinent Gondwana. Sie sind somit nicht vulkanischen Ursprungs. Die gesamte Inselgruppe sitzt auf einem Schelfsockel, der in Verlängerung der nordsomalischen Gebirge auf der Somali-Halbinsel nach Ost-Nordost zieht und maximal 914 m, überwiegend aber weniger als 200 m Meerestiefe aufweist. Von der Arabischen Halbinsel ist der Archipel durch den bis zu 5.029 m tiefen Golf von Aden getrennt.

Flora und Fauna

Drachenbaum

Sokotra wird auch das „Galapagos des Indischen Ozeans“ genannt. Durch die geographische Isolation entwickelten sich auf Sokotra zahlreiche endemische Arten, darunter sechs endemische Vogelarten.

Zu den endemischen Arten gehört Dendrosicyos socotranus, eines der wenigen baumförmigen Kürbisgewächse und der relativ bekannte Sokotragimpel (Rhynchostruthus socotranus). Forschungen ergaben, dass mehr als ein Drittel der 800 Pflanzenarten der Inseln nur auf Sokotra vorkommen. Endemische Pflanzenarten sind der gigantische sukkulente Baum Dorstenia gigas, der Baum Dendrosicyos und der seltene Sokotra-Granatapfel (Punica protopunica).[2]

Die Inseln beherbergen eine reiche Avifauna. Endemische Arten sind der Socotra-Star (Onychognathus frater), der Sokotranektarvogel (Nectarinia balfouri), Sokotrasperling (Passer insularis) sowie der Sokotragimpel (Rhynchostruthus socotranus). Die einheimischen Vögel werden häufig Beute eingeführter Katzen. [3]

Manche Teile der Küste sind von Dünen umsäumt, die zu den größten Küstendünen der Erde gehören. Sokotra ist die Heimat der Drachenbaumart Dracaena cinnabari, eines Reliktes der Kreidezeit, dessen Baumharz das Drachenblut zur Herstellung von Naturheilmitteln und Weihrauch genutzt wird.

Der Drachenbaum (auch: Drachenblutbaum) ist heute ein Symbol von Sokotra.

Sprache

Auf der Inselgruppe Sokotra hat sich mit dem Soqotri bis heute eine semitische Sprache erhalten, die zur kleinen Gruppe der neusüdarabischen Sprachen gehört. Sie ist kaum erforscht und hat noch kein Zeichensystem. Der Name wird meist von Sanskrit 'dvipa sakhadara' als „Insel des Glücks“ abgeleitet.

Geschichte

Detail der Cantino-Planisphäre: der Persische Golf, die Insel Sokotra (rot eingefärbt), das Rote Meer

Erste Zeugen der Geschichte war die Oldowan Kultur in Sokotra. Steinwerkzeuge der Kultur wurden 2008 von einer russischen Expedition bei Hadibo gefunden. Sokotra wurde von den Griechen in der Periplus Seekarte der Erythreischen See aus dem 1. Jahrhundert vor Christus vermutlich Dioskouridou genannt. Der Name ist nicht griechischen Ursprungs, sondern kommt von dem Sanskrit Wort „dvipa sukhadhara“ („Insel des Glücks“).

Die Geschichte der Inselgruppe entspricht etwa der Historie der Reiche in Südarabien. Nach lokaler Überlieferung wurden die Einwohner im Jahre 52 n. Chr. vom Apostel Thomas zum Christentum bekehrt. Im 10. Jahrhundert gab der arabische Geograph Abu Muhammad al-Hasan al-Hamdani an, dass die Mehrzahl Christen seien. Auch Marco Polo in seinem Reisebericht „Il Milione“ berichtete davon und davon, dass Sie einen Erzbischof haben würden, der den (nestorianischen) Erzbischof in Bagdad, aber nicht Rom anerkenne.

1507 landete eine portugiesische Flotte unter Tristão da Cunha und Afonso de Albuquerque bei dem seinerzeitigen Hauptort Suq um eine portugiesische Basis zu errichten, den arabischen Handel aus dem roten Meer zu behindern und die mutmaßlich freundlichen Christen vom islamischen Joch zu befreien. Sie bauten eine Festung, verließen die Insel jedoch vier Jahre später wieder.

Die Inseln kamen danach im Jahre 1511 unter die Kontrolle des Sultanats Mahra. Anschließend wurde Sokotra 1834 von Großbritannien besetzt, weil die damaligen Kolonialmächte den Golf von Aden als Zugang zum sich daran anschließenden Roten Meer beherrschen wollten, wurde es 1866 zum britischen Protektorat. Mit der Eröffnung des Sueskanals 1867 wurde dieser strategisch wichtige Punkt noch viel bedeutender. Der Oman, der 1891 ebenfalls britisches Protektorat geworden war, erhob wiederholt Ansprüche auf die Insel, die Briten unterstützten diese Position zu verschiedenen Zeiten gelegentlich, ohne Sokotra tatsächlich an den Oman zu übergeben. Stattdessen übergaben die Briten 1967 die von Südjemen beanspruchten Churiya-Muriya-Inseln an Oman. Eine besondere Rolle spielte die Insel während des Kalten Krieges. Die seit 1967 unabhängige und mit dem Ostblock befreundete Volksdemokratische Republik Jemen (Südjemen) erklärte die Insel aus strategischen Gründen zum militärischen Sperrgebiet. Kriegsschiffe der Sowjetunion führten im Mai 1980 auf Sokotra ein amphibisches Landemanöver durch, zwei Staffeln sowjetischer Suchoi-Bomber wurden dort stationiert.[4]

Mit der Vereinigung Südjemens und Nordjemens fiel die Insel 1990 an die Republik Jemen, als Nachfolger der Sowjetunion strebt Russland weiterhin nach einem Marinestützpunkt.[5]

Literatur

  • Zoltán Biedermann: Soqotra: Geschichte einer christlichen Insel im Indischen Ozean vom Altertum bis zur frühen Neuzeit. Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-447-05421-8.
  • Wolfgang Wranik: Sokotra: Mensch und Natur. Wiesbaden 1999, ISBN 3-89500-099-X.
  • Vladimir Agafonov: Temethel as the Brightest Element of Soqotran Folk Poetry. Folia Orientalia. 42/43, 2006/07, S. 241-249.

Film

  • Sokotra. Schatzinsel in Gefahr. Reportage, Frankreich, Deutschland, 2009, 43 Min., Buch und Regie: Ines Possemeyer, Produktion: Medienkontor FFP, arte, Reihe: 360° - GEO Reportage, Erstsendung: 25. Juli 2009, Inhaltsangabe von arte, mit Video-Ausschnitt, 2:06 Min.

Weblinks

 Commons: Socotra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lionel Casson: The Periplus Maris Erythraei: text, translation, and commentary Princeton University Press, Princeton 1989. S. 47.
  2. Jonathan Kingdon: Island Africa: The Evolution of Africa's Rare Plants and Animals, S. 38–42, Princeton, New Jersey: Princeton University Press 1989, ISBN 0-691-08560-9
  3. Alan Burdick: The Wonder Land of Socotra. In: T Magazine, New York Times, 25. März 2007. Abgerufen am 9. November 2009. 
  4. Feuer der Revolution nicht zu löschen. Der Spiegel online vom 3.März 1980.
  5. Russland plant Marinestützpunkte in Nahost und Nordafrika. Die Welt online vom 17. Januar 2009:

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