Bahnhof Metz

Bahnhof Metz
Gare de Metz-Ville
Metz Bahnhof.jpg
Daten
Betriebsart Regionalbahnhof mit Fernverkehr
Bahnsteiggleise 9
Lage
Stadt Metz
Département Moselle
Region Lothringen
Staat Frankreich
Koordinaten 49° 6′ 35,3″ N, 6° 10′ 39″ O49.10986.1775Koordinaten: 49° 6′ 35,3″ N, 6° 10′ 39″ O
Eisenbahnstrecken
Liste der Bahnhöfe in Frankreich

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Der Bahnhof Metz-Ville ist ein Bahnhof in der französischen Stadt Metz, im Département Moselle.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bahnhof von Metz, erbaut von 1905 bis 1908, wurde vom Berliner Architekten Jürgen Kröger in neo-romanischem – wilhelminischem – Stil entworfen. Er hat ein gewaltiges und repräsentatives Hauptgebäude mit 300 Meter langen Bahnsteigüberdachungen.[1]

Der Hauptort des Départements Moselle besaß bereits seit 1878 einen von Johann Eduard Jacobsthal entworfenen Kopfbahnhof. Die Gebäude, die sich an der Place du roi Georges befinden, beherbergen heute die Regionaldirektion der SNCF.

Die Entscheidung der Militärbehörden, im Reichsland Elsaß-Lothringen knapp dreißig Jahre nach Errichtung des ersten Bahnhofs ein neues Bahnhofsgebäude zu errichten, war militärstrategisch, ohne Rücksicht auf eine wirtschaftliche oder zivile verkehrliche Bedeutung in Friedenszeiten begründet. Der neue Bahnhof erlaubte einen durchgehenden Bahnverkehr in Nord-Süd-Richtung entlang der französischen Grenze, die sowohl von Norden von der Kanonenbahn (BerlinWetzlarTrierThionville (Diedenhofen)) als auch von Süden aus Richtung Saarbrücken bedient werden konnte. Bis zur Einweihung des TGV Est, der auf eigenem Gleiskörper fährt und nicht mehr den Metzer Bahnhof erreicht, mussten alle Züge in Ost-West-Richtung im Metzer Bahnhof die Fahrtrichtung wechseln.[2]

Architektur

Uhrturm
Kaiserpavillon

Die Gebäude sind aus graugelbem Vogesensandstein gebaut und vor allem durch den Charakter ihrer Skulpturen geprägt. Bereits die Wahl dieses Vogesensandsteins sollte einen Bruch mit dem Pierre de Jaumont (oolithischer Kalkstein) des alten Metz symbolisieren. Der nur mit reichsdeutscher Beteiligung durchgeführte Architektenwettbewerb wurde vom Berliner Kröger gewonnen. Bei der Planung assistierten ihm Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann. Daneben nahm aber auch Kaiser Wilhelm II. bis in Details Einfluss, insbesondere auf das Aussehen des Turmes. Die Dimensionen des Bahnhofs mit seiner 300 m langen Halle sind gewaltig und auf seine militärische Funktion zugeschnitten. Die Festung Metz war wichtigster Truppenumschlagplatz für die Westfront. Der Schlieffen-Plan sah vor, die Truppen mit Hilfe strategischer Eisenbahnstrecken an die Westfront zu schaffen, Frankreich in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen, anschließend die gleichen Truppen mit der Eisenbahn in Richtung Osten zu schaffen, um mit Russland Krieg zu führen. Der Bahnhof ermöglichte dem Kaiser den Transport einer kompletten Armee in 24 Stunden.

Im Mitteltrakt ließ Wilhelm sich einen eigenen Kaiserpavillon einrichten, dessen Glasfenster auf mittelalterliche Motive zurückgreifen. In den Sujets vermischen sich deutscher Herrschaftsanspruch und Jugendstil, beispielsweise in der Darstellung Karls des Großen. Die Kapitelle bilden die technischen Fortschritte der damaligen Zeit ab: Auto, Zeppelin, die sozialen Errungenschaften, wie Eisenbahner im Ruhestand, Arbeitsmedizin oder auch die Ausdehnung der Kolonialgebiete Deutschlands mit Hilfe von Kamelen. Bereits durch das gesamte Gebäude aufgegriffen wird der Spannungsbogen des mittelalterlichen Europas zwischen Staat und Kirche, symbolisiert durch das Motiv des Uhr-(Glocken-)turms (Abfahrtsbereich) und einer Kaiserpfalz (Ankunftsbereich).

Die Zweckbestimmung sorgte für architektonische Besonderheiten der Anlage. Die Bahnsteige waren sehr breit und sehr lang. Dies ermöglichte im Falle eines Krieges das schnelle Be- und Entladen von Pferden. Für jeden Bahnsteig existierte ein Bereich für die Reisenden zu Fuß und einer für die Reisenden zu Pferd zuzüglich einer kleinen Rampe auf der anderen Seite.

Der Turm auf der linken Seite des Bahnhofs ist der ehemalige Wasserturm zur Versorgung der Dampflokomotiven. Er wird derzeit einer neuen Nutzung zugeführt. Die ersten Glasfenster wurden in den 1970er Jahren entfernt, als ein Parkplatz auf Höhe der Bahnsteige errichtet wurde.

Der Bau gründet auf mehr als 3000 Pfählen aus Stahlbeton, die bis zu 17 Meter Tiefe erreichen.

Der Bahnhof von Metz wurde am 15. Januar 1975 unter Denkmalschutz gestellt und als Monument historique klassifiziert. Im Jahr 2007 beantragte die Stadt Metz bei der UNESCO die Aufnahme des Bahnhofsviertels als Gesamtensemble in die Liste des UNESCO-Welterbes.

Lage

Der Bahnhof liegt im durch ihn dominierten Quartier de la Gare an einer strategischen Scharnierposition außerhalb der damaligen Stadtgrenzen. Das ganze Viertel ist durch wilhelminische Architektur geprägt, die eine neue Dynamik für die Stadt symbolisieren sollte. Die Öffnung der mittelalterlichen Mauern der Stadt Metz bot große Möglichkeiten für deren Entwicklung. Die Bürgerschaft wünschte sich seit langem ein Viertel von Luxusvillen mit Komfort und großen Grundstücken als Schaufenster ihres Erfolgs. Auch die übrigen Wohnungen und Geschäfte des Viertels sollten ihrem Lebensstil entsprechen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend lange aus politischen Gründen gemieden. Die Qualität des Städtebaus und der Architektur wird jedoch heute vorurteilsfrei neu entdeckt.

Verkehrliche Bedeutung

Mit Integration von Elsaß-Lothringen in das Reich wurden die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen gegründet, die das dazugehörige Netz betrieben. Heute wird der Bahnhof von Zügen des Regional-Express-Netzes TER Lorraine und von TGVs angefahren. Der Bahnhof verfügt über eine Verladestelle für Autoreisezüge.[3]

Der Bahnhof in der Literatur

Im Roman Die Katrin wird Soldat von Adrienne Thomas spielt der Bahnhof Metz eine zentrale Rolle. Die Hauptdarstellerin Katrin meldet sich bei Ausbruch des ersten Weltkrieges freiwillig als Helferin beim Deutschen Roten Kreuz. Dies setzt die Siebzehnjährige auf dem Metzer Bahnhof ein, der von nun an ihr Lebensmittelpunkt sein wird. Sie begegnet den jubelnd ausziehenden und später schwer verletzt wiederkommenden Soldaten, französischen Gefangenen, dem Grafen Zeppelin, diversen Hoheiten und dem Kronprinzen am Kaiserpavillon, während die Front nach Metz greift.

Literatur

  • André Schontz: Le chemin de fer et la gare de Metz, Metz 1990.
  • Niels Wilcken: Architektur im Grenzraum. Das öffentliche Bauwesen in Elsaß-Lothringen (1871-1918), Saarbrücken 2000, Seite 121-136.
  • Niels Wilcken: Metz et Guillaume II, Éditions Serpenoise, Metz (Frankreich) , ISBN 978-2-87692-648-6, 2007; Seite 136.
  • Philippe Hubert: Metz, ville d'architectures, Serge Domini Éditeur, Metz (Frankreich) , ISBN 2-912645-70-0, 2004; Seite 72-73.
  • Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat und Anderes aus Lothringen; St. Ingbert, Röhrig Universitätsverlag, ISBN 978-3-86110-455-1, 2008 (mit dem 1930 erschienen Roman, Tagebuchauszügen der Autorin und Texten über die Rezeption des Romans)

Weblinks

 Commons: Bahnhof Metz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.bahnbilder.de/name/galerie/kategorie/Frankreich~Bahnh%F6fe~Metz.html Bahnbilder Frankreich
  2. http://www.memotransfront.uni-saarland.de/quartier_gare.shtml Weitergehende Hintergrundinformation der Universität Saarbrücken.
  3. Terminalbeschreibungen SNCF Autoreisezug (Pdf-Datei)

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