St. Lucia (Stolberg)

St. Lucia (Stolberg)

St. Lucia ist der Name der katholischen Pfarre und Kirche in der Stolberger Altstadt der Stadt Stolberg (Rhld.) in der Städteregion Aachen. Sie liegt östlich der Stolberger Burg und ist die älteste Kirche der Stadt und Mutter anderer Pfarren. Ihre Ursprünge reichen bis zur Burgkapelle zurück.

St. Lucia von der Burggalerie aus gesehen
Blick vom Kranensterz 1800

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmalig erwähnt wurde die Burgkapelle im 14. Jahrhundert. Damals stand sie unter dem Patrozinium der Heiligen Dreifaltigkeit. Die erste zeichnerische Darstellung findet sich auf der Karte des Vichttals, die Egidius von Walschaple 1548 anfertigte. Sie zeigt eine kleine Kapelle, die sich an den Burgfelsen schmiegt.

Erste Abbildung der Kapelle am Fuß des Burgfelsens 1548

Der Pfarrer von Eschweiler klagte 1550 wegen der eigenmächtigen Einsetzung eines Pfarrers in Stolberg durch den Burgherren Hieronymus von Efferen, der 1554 auch einen Friedhof anlegen ließ. Johann von Efferen wies dem Eschweiler Geistlichen gar die Türe und berief an seiner Statt einen protestantischen Prediger. Auch gestattet er den Lutheranern 1592 bis 1606 die Nutzung der Burgkapelle. Bis 1745 war St. Lucia ein Vikariat der Eschweiler Kirche St. Peter und Paul, seither ist sie eine eigenständige Pfarre. 1802 wechselte das Patrozinium ganz zu St. Lucia. 1888 wurde St. Mariä Himmelfahrt auf der Mühle als eigenständige Pfarre ausgegliedert, die ihrerseits nach dem Zweiten Weltkrieg zur Mutterpfarre von St. Franziskus in der Velau wurde. Bekannte Pfarrer sind Roland Ritzefeld (1840-1900), der die Kirche erweiterte und für die Pfarre das nach ihm benannte Rolandshaus als Sitz des katholischen Gesellenvereins sowie das Bethlehem-Krankenhaus aufbaute, sowie Maximilian Goffart, der die Kirche mit einer konzertanten Orgel ausstattete und von 1978 bis zu seinem Tode 1980 Weihbischof in Aachen war. Goffarts Vorgänger war der langjährige Pfarrer Boltersdorf, sein Nachfolger Heribert Bahnschulte, der später Pfarrer im Bethlehem-Krankenhaus wurde. Heute wird die Pfarre von Pastor Funken betreut, der gleichzeitig Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt ist. 1925 wurde Pfarrer Schmitz der erste Dechant des neu eingerichteten Dekanats Stolberg. Die Trägerschaft des Kindergartens übergab die Pfarre 2006 wegen der Finanznot des Bistums der Stadt Stolberg.

Lage, Umgebung und Baubeschreibung

Aufgang am Luciaweg zum südlichen Seitenschiff
Zugang von der Katzhecke
Pestkreuz auf dem ehemaligen Friedhof

Die Kirche schließt sich östlich an die Burg an und weist eine geostete Orientierung auf. Sie ist stark in den Hang gebaut: Vom Burgplatz bzw. der Katzhecke im Norden steigt man eine steile Treppe herab, zum südlichen Hauptportal führt eine Treppe hinauf. Hier steht eine Kalksteinskulptur des Teufels mit einem Hahn, der den Besucher in ein Buch einträgt. Zum südlichen Querschiff führen parallel zum Seitenschiff zwei Treppen hinauf, deren Türen jedoch heute nicht mehr genutzt werden.

St. Lucia ist eine dreischiffige Basilika neuromanischen Stils. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Bevölkerungswachstum infolge der Industrialisierung Erweiterungen des Kirchenschiffs notwendig machte. Der Chor wurde erweitert und mit dem Bau der Seitenschiffe unter der Leitung des damaligen Pfarrers Ritzefeld begonnen. Der Baubeginn des Kirchturms, der das Kirchengebäude im Westen bekrönt, fällt ins Jahr 1759, seine beiden unteren Geschosse sind noch in originaler Bausubstanz erhalten. Bei der Beseitigung der Schäden des Erdbebens von 1756 wurde auch das Kirchenschiff um 18 Fuß verlängert, außerdem eine Orgelempore errichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Spitzturm des Kirchturms durch eine Zwiebelhaube ersetzt. Im Westen, gegenüber der Torburg, schließt sich am Lucia-Platz auch das Pfarrhaus mit Pfarrbüro und Pfarrerswohnung an, ein weißer, denkmalgeschützter Bau.

Kirchhof

Der Kirchhof wurde Ende des 19. Jahrhunderts zugunsten des neu angelegten Friedhofs an der Bergstraße geschlossen. Heute ist er eine Grünanlage und dient als Durchgang vom nördlichen Burgvorplatz, dem Faches-Thumesnil-Platz, zum Vogelsang. Auf ihm steht ein altes Pestkreuz.

Fenster

Die Fenster der Nordseite aus dem Jahre 1891 sind stilistisch dem Historismus zuzurechnen. Sie wurden in der Johannishütte an der Zweifallerstraße gefertigt. Die Szenen aus der Apostelgeschichte sind das Jungwerk des aus Stolberg stammenden Künstlers Ch. Schneider. Die zwei Löwen des Rundbogenfensters am Aufgang zur Katzhecke sind vermutlich Symbole des Herzogtums Jülich. Das Fenster der Sakramentkapelle stammt von der Aachener Glasmalerin Maria Katzgrau (1912-1998). Es wurde 1970 bei Oidtmann in Linnich gefertigt und zeigt farbige Ornamente.

Orgel

Die Orgel wurde 1976 von dem Orgelbauer Heinz Wilbrand (Übach-Palenberg) erbaut, wobei 8 Register aus der Vorgängerorgel übernommen wurden, die 1938 von der Orgelbaufirma Georg Stahlhut & Co. gebaut worden war. Das Instrument hat 42 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Für die Neuerrichtung der Orgel wurde die obere der ursprünglich vorhandenen beiden Emporen abgerissen.[1]

I Rückpositiv C–g3
Holzgedackt 8’
Praestant 4’
Rohrflöte 4’
Prinzipal 2’
Waldflöte 2’
Sesquialter 22/3
Sifflöte 11/3
Zimbel III-IV 2/3
Holzkrummhorn 8’
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Prinzipal 8’
Gemshorn 8’
Oktave 4’
Koppelflöte 4’
Superoktave 2’
Cornet IV 4’
Mixtur V-VI 2’
Schlagtöne III 1/4
Fagott 16’
Trompete 8’
Clairon 4’
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Gedeckt 16’
Holzprinzipal 8’
Gamba 8’
Vox coelestis 8’
Prinzipal 4’
Blockflöte 4’
Nasard 22/3
Schwiegel 2’
Terzflöte 13/5
Scharf IV-V 11/3
Dulcian 16’
Trompette harmonique 8’
Oboe 8’
Tremulant
Pedal C–f1
Prinzipalbaß 16’
Subbaß 16’
Oktave 8’
Pommer 8’
Flöte 4’
Hintersatz V 4’
Posaune 16’
Trompete 8’
Trompete 4’

Kirchenschatz

Zum Kirchenschatz St. Lucias zählen sakrale Gegenstände, Messgewänder, Fenster, Bücher und Skulpturen. Zur Herstellung des barocken „Kapuziner-Kelches“ wurden zwei Silberleuchter eingeschmolzen. Ein 1724 entstandenes Kreuz nimmt beim Besuch Sterbender oder Kranker Öl und Hostien auf. Eine neugotische Monstranz wurde 1919 von Einbrechern entwendet, von denen einer bei dem Fluchtversuch erschossen wurde.

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel von St. Lucia

Weblink

 Commons: St. Lucia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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