Stadthalle Göttingen

Stadthalle Göttingen

Die Stadthalle Göttingen ist eine Veranstaltungshalle am östlichen Rand der Göttinger Altstadt. Sie liegt gegenüber der Albanikirche am Albaniplatz an den ehemaligen Wallanlagen der Stadt.

Stadthalle Göttingen

Die Stadthalle wird gemeinsam mit der Lokhalle Göttingen von der stadteigenen GWG-Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH betrieben und bewirtschaftet.

Inhaltsverzeichnis

Erbauung

Erbaut wurde die Göttinger Stadthalle vom Architekten Rainer Scheller aus Stuttgart als Musik- und Kongresshalle und zum 1. September 1964 in Betrieb genommen. Die damals neuartige Architektur, insbesondere die ungewohnte Fassadengestaltung in changierend violetter Keramik, führte in den 1960er Jahren zunächst zu erregten Diskussionen in der Göttinger Bevölkerung. Gleiches galt für das an der Westseite angebrachte Bronzerelief Die Stadt von Jürgen Weber, das in seinen Darstellungsweisen als zu drastisch empfunden wurde und daher Entrüstung hervorrief.[1] Geblieben ist von dieser Kritik der liebevoll spöttische Spitzname Kachelofen.

Vorgeschichte

Ulrichs Garten 1801 auf einem Stammbuchblatt
Denkmal für Gottfried August Bürger in Ulrichs Garten (1956 abgetragen)
Mitte des 19. Jahrhundert nach dem neuen Besitzer "v. Sehlen's Garten"
Alte Stadthalle um 1900 (1956 abgerissen)

Das Grundstück der Stadthalle lag zu Zeiten der Torsperre direkt vor dem Albanitor, dem östlichen Stadttor Göttingens. Auf dem Grundstück lag die 1715 eingerichtete Großbäckerei der Garnison der Hannoverschen Armee. Diese war im Siebenjährigen Krieg durchaus in der Lage, für 20.000 Soldaten alle drei Tage ein Kommissbrot pro Kopf zu backen.[2] Nach dem Krieg wurde die Bäckerei 1763 von der Armee aufgegeben und an die Stadt Göttingen veräußert. Beim Verkauf wurden die Stallungen des Anwesens noch von dem Pionier der Veterinärmedizin Johann Christian Erxleben genutzt. Nach seinem Auszug übergab die Stadt das Areal dem Weinhändler Wacker zur Nutzung als Gartenwirtschaft, damit die Aufenthaltsqualität für die Studenten in Göttingen verbessert werde. Auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mode kommende Logen nutzten die Wirtschaft als Treffpunkt. 1794 ging die Gastwirtschaft auf Johann Heinrich Ulrich über, da Wacker wegen schlechter Wirtschaft seines Verwalters finanziell in Bedrängnis gekommen war und seine Schulden bei dem beliebten Göttinger Arzt Johann Friedrich Stromeyer, der auch die Entwicklung von Mariaspring als Ausflugslokal förderte, nicht abtragen konnte. Ulrich betrieb Billardtische, die innerhalb der Stadtmauern als Glücksspiel untersagt waren. Schnell verband sich sein Name mit der Gaststätte, die nun Ulrichs Garten genannt wurde. Man ging auf den Ulrich und dieser wurde ein beliebter Treffpunkt auch der Landsmannschaften und Corps des frühen 19. Jahrhunderts. 1817 kam es auf dem Ulrich zu einem Eklat, als der Hannoveraner Heinsius auf einer Tanzveranstaltung mit einem anderen Studenten wegen einer Tanzbestellung Streit bekam und diesen auf dem Tanzboden erschoss.[3] In Ulrichs Garten befand sich auch das erste Göttinger Denkmal für den Dichter Gottfried August Bürger aus der Werkstatt der Bildhauergebrüder Heyd in Kassel. Nach Ulrich wandelte sich der Name dieser Göttinger Institution mit den Wirten und hieß im 19. Jahrhundert erst Sehlens Garten dann Marwedels Garten. 1890 stellte sich nach ihrem Tod heraus, dass Frau Marwedel das Lokal bereits in aller Stille an die Eigentümer der Felsenkeller-Brauerei in Herford verkauft hatte. Diese erweiterten das Gebäude erheblich und benannten die Anlage Stadtpark. Im Ersten Weltkrieg wurde hier ein Hilfslazarett eingerichtet. Der Stadtpark wurde 1919 von der Göttinger Brauerei aufgekauft. Nach einem Brand 1955 wurde die Ruine des Stadtparks abgerissen.

Johann Wolfgang von Goethe verweilte auf der Fahrt nach Bad Pyrmont vom 6. bis 12.Juni 1801 in Göttingen. Er notiert in sein Tagebuch:

„Sonntags den 7ten. Früh mit dem Lohnbedienten denselbigen Spatziergang wiederholt, das einzelne näher betrachtet. In Ulrichs Garten Bürgers Monument. Merkwürdig daran ist der Strick, womit der Schleyer an den Knopf der Urne angebunden ist, er macht einen auffallenden Theil des Ganzen aus.“

Einzelnachweise

  • Gerhard Eckardts: Wo man einst gern eingekehrt - Vergangene Göttinger Gaststätten. Göttingen 2007.
  1. Eckardts, S. 149.
  2. Eckardts, S. 139.
  3. Eckardts, S. 143.

Weblinks

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