Studiensinfonie (Bruckner)

Studiensinfonie (Bruckner)
Anton Bruckner

Die Sinfonie f-Moll, die sogenannte Studiensinfonie (Titel nicht vom Komponisten) komponierte Anton Bruckner im Jahre 1863.

Inhaltsverzeichnis

Werkgeschichte

Sie ist sein erstes mehrsätziges Orchesterwerk, mit dem er auch seine Studien in freier Komposition bei dem damaligen Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler (1834-1915) abschloss (zuvor hatte Bruckner unter Kitzlers Aufsicht bereits kleinere Orchesterstücke und Märsche verfasst). Im WAB (Werkverzeichnis Anton Bruckner) wird die Sinfonie unter der Nummer 99 katalogisiert.

Der Komponist verstand dieses Werk, wie auch sein einziges Streichquartett und andere bei Kitzler komponierte Werke, als reine „Schularbeit“, und gliederte es 1866 aus dem Kanon seiner gezählten Sinfonien aus, nachdem er sich mehrere Jahre erfolglos um eine Aufführung bemüht hatte (u. a. durch Franz Lachner in München). Nach seinem Tode stieß man in zwei oberösterreichischen Stiftsbibliotheken auf die Teil-Partituren einer Abschrift der Sinfonie. Die Uraufführung fand erst am 18. März 1924 statt.

Die Sätze

Die Sinfonie hat vier Sätze, ihre Spieldauer beträgt etwa 37 bis 47 Minuten

  • Allegro molto vivace (f-Moll)
  • Andante molto (As-Dur)
  • Scherzo: Schnell (c-Moll)
  • Finale: Allegro (f-Moll)

Bedeutung

Die f-Moll-Sinfonie sollte man besser nicht an den Werken des späteren Bruckner messen. Dieser Erstling erinnert zwangsläufig an gewisse Vorbilder, die sich der noch wenig erfahrene Bruckner zur Orientierung heranzog (besonders in den Ecksätzen: Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy). Allerdings zeigt die Sinfonie bereits eine souveräne Beherrschung des kompositionstechnischen Handwerks durch den bereits 39-jährigen Komponisten. In der formalen Anlage der Sätze (1. und 4. Satz mit drei Themen, langsamer Satz als rondoartige Struktur) lassen sich schon deutlich einige Züge von Bruckners späterem Stil erkennen. Charakterlich besonders ausgeprägt ist hier das Scherzo, dessen derb stampfende Tanzrhythmen als eine unüberhörbare Vorwegnahme des typisch Bruckner´schen Scherzo-Stils erscheinen. Als Sinfonie ihrer Zeit ist das Werk sicher nicht besser oder schlechter als vieles andere, was damals komponiert wurde. Leider krankt die Aufführungspraxis der Sinfonie an der Betrachtung durch die Brille des späten Bruckner. Der Kopfsatz beispielsweise trägt die schnellste Tempo-Bezeichnung bei Bruckner überhaupt, wird jedoch so gut wie nie als allegro molto vivace ausgeführt. Eine Entdeckung des Werkes durch die historisch informierte Aufführungspraxis steht noch aus.

Literatur

  • Renate Ulm (Hrsg.): Die Symphonien Bruckners. Entstehung, Deutung, Wirkung. Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-1590-5.

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