Vogelbeere

Vogelbeere
Vogelbeere
Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia), Illustration

Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia), Illustration

Systematik
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Tribus: Pyreae
Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Gattung: Mehlbeeren (Sorbus)
Art: Vogelbeere
Wissenschaftlicher Name
Sorbus aucuparia
L.

Die Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia, L. ; Syn. Pyrus aucuparia, Gaertner) ist ein Laubbaum in der Gattung Mehlbeeren (Sorbus). Andere Bezeichnungen sind Drosselbeere, Quitsche, Vogelbeerbaum oder Krametsbeerbaum. Die Bezeichnung Speierling ist falsch, da dies der Name einer anderen Sorbus-Art ist. Die Zugehörigkeit zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus.

Der Name Eberesche leitet sich vom altdeutschen „Aber“ (wie in „Aberglaube“) und von „Esche“ ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der Eschen ähneln, aber dennoch keine nähere Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten besteht. Eine andere Etymologie führt den Namen auf ein indogermanisches Wort für „dunkelrot“ zurück, was die Beerenfarbe bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Verbreitung

Die Vogelbeere hat eine europaweite Verbreitung. In der typischen Unterart besiedelt sie fast ganz Europa. Im Osten erstrecken sich die Vorkommen bis Westsibirien, südlich erreichen sie Nordspanien, Korsika, Sizilien, nördliches Griechenland und Bulgarien. In Südeuropa sind Bestände nur in den Gebirgen und dort vergleichsweise seltenen belegt. Keine Vorkommen besitzt die Vogelbeere auf den Azoren, Balearen, Kreta, Faeröer, Sardinien, Spitzbergen und dem europäischen Teil der Türkei. Südwestasiatische Vorkommen werden in der Fachwelt teils als eigene Art (Sorbus boissieri Schneider) teils zu Sorbus aucuparia gehörig verstanden. Angegebene Vorkommen in Nordafrika gelten als nicht sicher belegt[1]. In Mitteleuropa ist die Vogelbeere weit verbreitet. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt hier in den Alpen, im Alpenvorland, in den süd- und mitteldeutschen Mittelgebirgen und in der Norddeutschen Tiefebene. Auf Marschen in Trockengebieten und wohl auch auf Alluvialböden kommt die Eberesche selten vor, beziehungsweise kann auch ganz fehlen. So besitzt sie beispielsweise im Mitteldeutschen Trockengebiet nur zerstreute Vorkommen. Bestände an der Nordseeküste und auf den friesischen Inseln gelten als eingeschleppt. In Österreich kommt die Vogelbeere zerstreut bis häufig in allen Bundesländern vor, fehlt aber im östlichsten Teil Österreichs. In der Schweiz ist sie verbreitet, gilt jedoch in der Süd-Schweiz in weiten Teilen des Wallis sowie in Teilen Graubündens als unbelegt[1] .

Standort

Die anspruchslose Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von Brachflächen und kommt auf Lichtungen, in Hecken oder an Waldrändern, in Norddeutschland vorwiegend in Knicks als Überhälter vor. Ihr Bodenspektrum reicht von mager bis nährstoffreich, von trocken bis feucht und von sauer bis basenreich. Sie gedeiht sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern, auf Moorböden ebenso wie auf trockenen Steinhängen. Im Gebirge findet man den Baum bis an die Baumgrenze, in Norwegen bis an die Eismeerküste. Er löst in den Gebirgsvorwäldern häufig die Birke als vorherrschenden Baum ab. Die Eberesche wird außerdem oft im Garten- und Landschaftsbau angepflanzt. Deshalb ist sie in Städten häufig an Straßen als Allee- oder Einzelbaum und in Gärten sowie Parks als Zier- und Vogelschutzgehölz zu finden. Die Eberesche gilt als Licht- bis Halbschattenbaumart.

Beschreibung

Eberesche als Feldgehölz

Die sommergrüne Vogelbeere erlangt ein gewöhnliches Alter von 80, in seltenen Fällen, vor allem als Gebirgsbaum auch bis 120 Jahren.[2] Mit einer durchschnittlichen Höhe von 15 m ist die Eberesche ein eher kleinwüchsiger Baum. Einzelstehend, ohne Beschattung konkurrierender Gewächse kann sie auch Wuchshöhen bis 25 m erreichen. Stockausschläge der Eberesche wachsen gewöhnlich mehrstämmig als wesentlich kleinerer Strauch. In den ersten 20 Jahren wächst sie relativ schnell, danach stockt das Wachstum. Die Eberesche besitzt ein weitreichendes und tiefgehendes Senkerwurzelsystem und die Fähigkeit, sich über Stockausschläge und Wurzelbrut vegetativ zu vermehren. Auf Pseudogleyböden wurzelt sie hingegen relativ flach. Ihre Wurzeln sind – typisch für Sorbusarten – von einer ektotrophen Mykorrhiza umgeben, wodurch die Versorgung mit Nährstoffen unterstützt wird. Der Pilz Glomus intradices konnte als arbuskulärer Mykorrhizapartner der Eberesche festgestellt werden.[3]

Kennzeichnend für die Eberesche ist ihre zierliche Gestalt sowie die oval bis rundliche, unregelmäßig aufgebaute und locker gehaltene Krone. Der Stamm der Eberesche zeichnet sich durch eine schlanke, walzenförmige Wuchsform aus. Die Äste stehen vom Stamm ab oder sind schräg nach oben gerichtet. Die glatte, glänzende Rinde jüngerer Bäume ist gelblich bis grünlich grau gefärbt und zeigt längliche, quer zur Wuchsrichtung gestellte Lentizellen, die den Gasaustausch mit der Umgebung sicherstellen. Mit zunehmendem Alter des Baumes nimmt die Rinde eine mattgraue Färbung und feinrissige Struktur an. Nur wenige Exemplare entwickeln im hohen Alter im unteren Stammbereich eine schwärzliche, längsrissige Borke. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche, filzige Behaarung aus und sind aschgrau gefärbt.

Knospe der Eberesche

Die Winterknospen der Eberesche sind meist dunkelviolett gefärbt und weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln. Die Endknospe an den Zweigspitzen ist gewöhnlich gekrümmt.

Der deutsche Name stammt von den rot-orangefarbigen beerenartigen Früchten, die der Baum im Frühherbst entwickelt und die gerne von Vögeln gefressen werden. Mit dem Kot der Vögel werden die Samen weit ausgebreitet (Vogelausbreitung). Die leuchtend roten und kugeligen „Beeren“ sind im botanischen Sinne jedoch Apfelfrüchte. Sie enthalten gewöhnlich drei Samen und bilden einen Durchmesser von etwa 1 cm aus. Häufig hängen die Früchte bis in den Winter hinein in dichten Büscheln am Baum. Sie enthalten viel Vitamin C, wirken aber aufgrund des Gehaltes an Parasorbinsäure abführend. Der Geschmack der rohen Früchte wird durch Äpfelsäure und Gerbstoffe bestimmt, weshalb sie trotz ihres Zuckergehaltes von über 10 % unverarbeitet nicht genießbar sind. Vor allem aus einigen Zuchtsorten (Essbare Vogelbeere / Sorbus aucuparia edulis) lassen sich Marmeladen bereiten.

Blätter der Eberesche mit unreifen Früchten
Blatt der Eberesche im Herbst

Die wechselständigen Blätter sind unpaarig gefiedert und dabei etwa 20 cm lang und 8-11cm breit; ein Blatt setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 länglich-elliptischen Blattfiedern zusammen. Die vier bis sechs cm langen und ca zwei cm breiten Blättchen sitzen mit einem kurzen Stiel der Blattspindel an. Sie sind nach vorne zugespitzt und zum Grund hin asymmetrisch abgerundet. Am Blattrand bilden sie eine scharfe, ungleiche Zähnung aus, die zur Blattspitze hin ausgerichtet ist.[4] Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Blattunterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann. Die drehrunde Blattspindel weist zwischen den einzelnen Fiedern leichte Rinnen auf. Die Blätter der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen. Im Herbst kann man die lebhaft gelbe, an trockenen Standorten eine intensiv dunkelrote Blattfärbung bewundern.

Blüten der Vogelbeere

Die Eberesche erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren und blüht auf der Nordhalbkugel von Mai bis Juli. Die zehn mm breiten, weißen Blüten stehen zu 200 bis 300 Einzelblüten zusammengefasst in filzig-behaarten schirmförmigen Rispen. Eine Einzelblüte setzt sich aus jeweils fünf Kron- und Kelchblättern zusammen, welche ca. 20 Staubblätter säumen. Eine Blüte besitzt zwei bis vier freie Griffel, deren unterständig stehende unverwachsene Fruchtblätter in den Blütenboden eingesenkt und mit diesem verwachsen sind und durch die fleischige Blütenachse miteinander verbunden werden. Bei den Blüten der Eberesche reifen die Narben vor den Staubbeuteln, was botanisch als Proterogynie bezeichnet wird und Fremdbestäubung fördert. Nektar wird verdeckt angeboten. Der verhältnismäßig unangenehme Geruch der Blüten beruht auf dem Wirkstoff Methylamin und lockt insbesondere Käfer und Fliegen zur Bestäubung an. Aber auch Bienen schätzen den Nektar der Pflanze. Die Früchte reifen im August und September.

Ökologie

Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für Tiere. Nachgewiesen wurde dies bislang für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Insgesamt wurden 63 Vogel- und 20 Säugetierarten als Nutzer der Früchte festgestellt. Insbesondere Singdrossel, Misteldrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Kleiber und Gimpel schätzen die Früchte der Eberesche und nutzen den Baum, ebenso wie der Grünspecht als Nistgehölz. Eine wichtige Rolle spielen die Früchte in der Ernährung von Rotdrossel und Seidenschwanz, die aus Nordeuropa kommend, den Winter in unseren Breiten verbringen. Aber auch Rotfuchs und Dachs verschmähen die Früchte nicht. Da die Samen unverdaut wieder ausgeschieden werden, wird die Ausbreitung der Eberesche effektiv sichergestellt (Endochorie).

Eichelhäher und verschiedene Nagetiere, wie Siebenschläfer, Haselmaus, Gelbhals- und Feldmaus legen sich – im Boden versteckt – Wintervorräte der Früchte an. Da diese oftmals vergessen werden, leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung der Art. Paarhufer wie Reh und Rothirsch ernähren sich von den Blättern, Trieben und Knospen der Bäume, der Weißdornkäfer und der Mittlere Schwarze Rüsselkäfer (Otiorhynchus niger) bevorzugen Triebe und Blätter.

Insbesondere für die Raupen des seltenen Spanners Venusia cambrica und des vom Aussterben bedrohten Gelben Hermelins (Trichosea ludifica) stellt die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze dar. Die Raupen des Baum-Weißlings (Aporia crataegi) tun sich ebenfalls an der Eberesche gütlich.

Die Eberesche zeichnet sich besonders durch Frosthärte und Windfestigkeit aus. Auch gegenüber Spätfrösten zeigt sie sich resistent. Ihre weitreichenden Wurzeln dringen in tiefe Bodenschichten vor. Da sie sich durch Wurzelbrut auch vegetativ vermehren kann, wird sie gerne zur Bodenbefestigung eingesetzt. Das abgeworfene Laub der Eberesche zersetzt sich relativ rasch und setzt dabei verhältnismäßig viel Magnesium frei. Dies hat einerseits einen positiven Effekt auf die Humusbildung, andererseits verbessert der Baum hierdurch seine eigene Nährstoffversorgung und ist in der Lage, Umweltbelastungen besser stand zuhalten.

Krankheiten

Seit 1960 wurden bei Ebereschen im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter chlorotische Ringe und Scheckungen. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen (Lit.: Benthack et al. 2005) deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um ein Virus handelt, das mit der Familie der Bunyaviridae verwandt ist.

Die Blätter der Eberesche wird von Rostpilzen der Gattung Gymnosporangium (Arten Gymnosporangium cornutum oder Gymnosporangium tremelloides) sowie Ochropsora ariae und dem Echten Mehltau der Art Podosphaera aucupariae befallen.[5]

Landschaftsabhängige Bezeichnungen

Die Eberesche – als verbreiteter Baum – hat in allen Zeiten dem Menschen ein beliebtes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und Heilmittel geboten. Aus diesem Grund sind viele regional sehr unterschiedliche Wortschöpfungen für diese Baumart entstanden. Das wären: Vogelbär, Blumenesche, Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Quetsche(n), Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Drosselbeere, Vogelbeere, Quitschbeere, Queckenboom.

Verwendung

Blüten der Eberesche
Reife Vogelbeeren

Medizin

Auch wenn sich im Volksglauben hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Allerdings enthalten die Beeren Parasorbinsäure, die zu Magenproblemen führen kann. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist.[6] Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden.[7] Tatsächlich sind Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 g Beeren, das beim Kochen um etwa ein Drittel abgebaut wird) sehr gesund und waren früher ein wichtiges Mittel gegen Skorbut.[8] Sie enthalten außerdem Provitamin A und Sorbit, einen Zuckeraustauschstoff.[9] Aus der Sorbose der Vogelbeeren wurde das Sorbit, ein Zuckerersatz für Diabetiker, gewonnen. Sorbit wird heute industriell durch Reduktion von Traubenzucker (Glukose) mit Wasserstoff hergestellt.[10][11]

Die Naturheilkunde schreibt Blättern und Blüten eine besondere Heilwirkung zu. Getrocknet finden diese u. a. in Tees gegen Husten, Bronchitis und Magenverstimmungen Verwendung. Auch werden sie bei Verdauungsbeschwerden, Hämorrhoiden, Rheuma und Gicht eingesetzt. Die Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich erwiesen.[6] Sänger und Redner nutzen die Vogelbeeren z. B. auch, um ihre Stimmbänder geschmeidig zu halten.[8] Laut „Kräuterpfarrer“ Johann Künzle sollen Vogelbeeren zähen Schleim von den Stimmbändern lösen und so bei Heiserkeit wertvolle Dienste leisten. In der evidenzbasierten Medizin wird ein Auszug aus Sorbus aucuparia, das Sorbit, intravenös zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom gespritzt.[12]

Konfitüre

Früchte der Essbaren oder Mährischen Vogelbeere – Sorbus aucuparia var. edulis

Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren, durch die Parasorbinsäure hervorgerufenen, bitteren Geschmack und werden leicht süßlich. Die Parasorbinsäure wird hierbei zur Sorbinsäure umgebildet. Regional, zum Beispiel im Bayerischen Wald und in Böhmen, wird aus den Früchten Konfitüre gekocht, die, wie Preiselbeeren, als leicht säuerliche Konfitüre zu Wildgerichten gereicht wird. Hierfür eignet sich besonders die "Essbare" oder "Mährische Vogelbeere" – Sorbus aucuparia edulis, auch moravica oder dulcis genannt, die einen höheren Zuckergehalt hat und frei von Parasorbinsäure ist und daher auch roh verzehrt werden kann.[13]

Alkoholische Getränke

Der Likör Sechsämtertropfen, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Fichtelgebirge gebrannt wird, und der tschechische Jeřabinka haben als Grundstoff auch Vogelbeerenfrüchte.

Vogelbeerschnaps hat in Tirol, Salzburg und in der Steiermark eine lange Tradition. Aufgrund der aufwändigen Gewinnung und Verarbeitung der Beeren und der geringen Ausbeute beim Brennen der Maische (ca. 1,5 Liter Edelbrand pro 100 Liter Maische) ist der fertige Edelbrand teuer.

Vor dem Maischvorgang werden die Beeren von den Dolden, die störende Gerbstoffe beinhalte, getrennt. Die Vergärung wird bei höherer Temperatur durchgeführt, weil damit gärhemmende Substanzen abgebaut werden. Parasorbinsäure wird durch Erhitzen beim Destillieren vollständig abgebaut[14].

In Hessen wird die Vogelbeere (Eberesche) von einigen kleinen Kelterern bei der Apfelweinherstellung verwendet, ähnlich wie der Speierling. Vogelbeerwein wird wenig angeboten.

Sonstige Verwendung

Die Borke kann zum Braun- und Rotfärben von Wolle verwendet werden.

Aufgrund ihrer Robustheit, großen Ausschlagfähigkeit und humusverbessernden Eigenschaften wird die Eberesche im Lawinenschutz und der biologischen Wildbachverbauung eingesetzt und auch in Fichtenwäldern bewusst angepflanzt.

Kulturelles und Aberglaube

Der Vogelbeerbaum war den Germanen als Thor geweihter Baum heilig.

Das Holz der Vogelbeere ist elastisch feinfasrig und schön gemasert. Es eignet sich daher sehr gut zu Drechsel- und Schnitzarbeiten. In den ärmlichen Waldgegenden war daher das Holz so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den armen Drehern von Spielwaren, die ihr Holz nicht gern teuer kauften, zu schützen.

Grabstein von Max Schreyer mit stilisierter Vogelbeere

Im Erzgebirge hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von Max Schreyer gedichteten Volkslied vom „Vugelbeerbaam“ besungen. Es gibt auch ein Lied namens „Vogelbeerbaum“, das in Studentenverbindungen gesungen wird.

In Dalsland in Schweden schmückt der Hirte an einem dem Himmelfahrtstag vorangehenden oder nachfolgenden Tag sein Vieh an den Hörnern mit Blumen und treibt es daraufhin bereits um die Mittagszeit nach Hause. Er selbst führt, mit einem geschmückten Vogelbeerbaum in beiden Händen, die Herde an. Im Stall wird der Baum an den Giebel gepflanzt und soll während der Weidezeit die Tiere vor bösen Geistern und Krankheit bewahren. Das Jungvieh wird benannt, indem es bei Verkündung seines Namens mit einer Rute des Vogelbeerbaums dreimal auf den Rücken geschlagen wird.

Nach dem keltischen Baumkreis – einer Erfindung des keltischen Neopaganismus – zählt die Eberesche – neben Apfelbaum, Walnuss und Tanne – zu den Lebensbäumen. Menschen, die in ihrem Zeichen geboren sind, wird vor allem Lebensfreude, aber auch Anpassungsfähigkeit an schwierige Lebensumstände nachgesagt. Die Kelten bepflanzten ihre heiligen Stätten, besonders Orakel- und Richtplätze, oftmals mit der Pflanze. Man sagt, dass sie die Eberesche zum Symbol des Wiedererwachens nach der dunklen Winterzeit gemacht haben. Einem irischen Sprichwort zufolge gilt die Vogelbeere als Schutzbaum gegen Blitzschlag und Hexenzauber. Äußerlich angewandt sollen die Beeren Wunden heilen, verzehrt man sie, so verlängert sich das Leben um ein weiteres Jahr.

Die Vogelbeere wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 1997 erklärt.

Quellen

Blütenstand und Blätter der Vogelbeere
  • Ruprecht Düll: Unsere Ebereschen und ihre Bastarde. Die neue Brehm-Bücherei, Heft 226. 2., unveränderte Auflage (Nachdruck der 1. Auflage, Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt 1959). Westarp-Wissenschaftliche-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2006, 122 S., ISBN 3-89432-667-0.
  • Klaus Hillebrand: Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) im westfälischen Bergland. Wachstum, Ökologie, Waldbau. (Dissertation.) Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen, Band 15. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, 184 S., ISBN 3-89174-028-X.
  • Nicole Mielke: Molekulare Charakterisierung eines mit der Ringfleckigkeit der Eberesche (Sorbus aucuparia L.) assoziierten neuen Pflanzenvirus. Dissertation an der Universität Hamburg, 2004 (pdf bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).
  • W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach: "Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (Sorbus aucuparia L.)". Archives of virology 150, 2005, S. 37-52, ISSN 0304-8608, ISSN 1432-8798.
  • Stinglwagner, Haseder, Erlbeck Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, S. 194 f. ISBN 978-3-440-10375-3
  • Amleto.de Die Eberesche – Beschreibung der Art (aufgerufen am 23. Mai 2008)
  • LWF Bayern – Porträt der Eberesche und Fachbeiträge zu ihrer ökologischen und forstwirtschaftlichen Bedeutung [1] (aufgerufen am 1. November 2010)
  • Caledonian Forest Information Centre Trees for Life – the Rowan ausführliches Porträt der Eberesche bezogen auf schottische Vorkommen (aufgerufen am 23. Mai 2008)
  • Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen, Grundband, Spektrum-Verlag ISBN 3-8274-1359-1

Einzelreferenzen

  1. a b Kutzelnigg H. 1994: Sorbus. In: Scholz H. (Hrsg.): Band IV. Teil 2B. Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2(3). In: Conert H. J., et al. (Hrsg.): Gustav Hegi (Begr.), Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl. Parey, Berlin, Hamburg. ISBN 3-8263-2533-8. S. 328–385.
  2. Stinglwagner, Haseder, Erlbeck Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, S. 194 ISBN 978-3-440-10375-3
  3. Caledonian Forest Information Centre Trees for Life
  4. University of Connecticut Database of Trees, Shrubs, and Vines
  5. http://www.lwf.bayern.de/veroeffentlichungen/lwf-wissen/17-vogelbeere/w17-10-pilze-an-vogelbeere.pdf
  6. a b Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft:Pharmazie und Medizin, Volksmedizin von Klaus Storm, PDF-Datei, 25,1 kB
  7. [WDR: Eberesche – nicht giftig, sondern gesund die Eberesche als Nahrungsmittel http://www.wdr.de/tv/servicezeit/extras/dossier_essen_ist_leben/unsere_lebensmittel/obst/eberesche.jsp]
  8. a b br online vom 7. August 2009: Kräuterlust – Vogelbeere
  9. Ueber eine neue Zuckerart aus den Vogelbeeren von J. Pelouze
  10. Eigenschaften, Vorkommen, Darstellung, handelsübliche Produkte und Verwendung von Sorbit – Autor: W. Kempf, Lbm.-Chem. (Bundesforschungsanstalt für Getreideverarbeitung, Detmold)
  11. Chemie in der Schule, La Dolce Vita – Genießen ohne Reue, ein Experimentvortag von Katja Eisel, S. 35, PDF-Datei, 6,2 MB
  12. Chemie in der Schule, La Dolce Vita – Genießen ohne Reue, ein Experimentvortag von Katja Eisel, S. 42, PDF-Datei, 6,2 MB
  13. Eberesche oder Vogelbeere
  14. Herstellen eines Destillats aus Vogelbeeren

Literatur

  • Ev und Frank Löser: Die Eberesche (Vogelbeere) – Wissenswertes –Verwendung – Rezepte, Verlag Rockstuhl, 2010, ISBN 978-3-86777-196-2

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Vogelbeere – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Vogelbeere – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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