Walter Richard Gerlich

Walter Richard Gerlich

Walter Richard Gerlich (* 28. Oktober 1908 in Troppau; † 21. März 1981 in Neumünster) war ein deutscher Pädagoge und Politiker (CDU).

Leben und Beruf

Geboren 1908 im österreichisch-schlesischen Troppau als erstes Kind des Uniformschneiders Richard Gerlich und seiner Ehefrau Anna, geb. Lehnert, wuchs Gerlich in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotzdem nahm er nach dem Abitur 1928 am Troppauer Humanistischen Gymnasium das Studium der Mathematik und Physik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag auf. Um in der Hochschulpolitik präsent sein zu können, gründete er – da er sich die Mitgliedschaft in einer der bestehenden Korporationen nicht leisten konnte – eine Studentenverbindung, die 1931 als „KDB Falkenstein zu Prag“ in den Ring Katholischer Deutscher Burschenschaften aufgenommen wurde.

Im Verlauf des Studiums verlegte Gerlich die Studienschwerpunkte mehr und mehr auf die Physik, dort speziell Geophysik, Meteorologie und Astronomie. 1931 beendete er sein Studium mit der philosophisch-pädagogischen Vorprüfung und promovierte mit einer Dissertation über Probleme der Lichtmessung zum Doktor der Naturwissenschaften.

Von 1931 bis 1936 war Gerlich als Demonstrator, wissenschaftliche Hilfskraft und wissenschaftlicher Assistent an der Prager Universität bei Prof. Pollack tätig, erhielt 1935 die Lehrbefähigung für den höheren Schuldienst und arbeitete seit 1936 als Hilfslehrer am Deutschen Staatsgymnasium in Aussig.

Gerlich besuchte von 1936 bis 1938 die Reserveoffizierschule und leistete aktive Präsenzdienstpflicht in der Armee der Tschechoslowakei. Er erreichte den Dienstgrad eines Oberfähnrichs, die Beförderung zum Offizier war ihm als Deutschen verwehrt.

Ab September 1938 war er als provisorischer Professor und Studienrat am Staatsgymnasium und an der Staatlichen Oberschule für Mädchen in Aussig tätig.

Er nahm von Mai 1941 bis Mai 1945 als Wehrmachtsbeamter (Geophysik) auf deutscher Seite am Zweiten Weltkrieg teil und wurde während des Krieges bei der Luftwaffe als Geschwader-Meteorologe eingesetzt.

Nach dem Kriegsende leistete er bis August 1945 Dienst im britischen Verband der C.O. Neumünster Airfield 8401 A.D. Wing. Anschließend trat er erneut in den Schuldienst ein und war seit 1946 als Studienrat an der Holstenschule in Neumünster tätig. 1956 erhielt er die Beförderung zum Oberstudienrat und wurde als Vertreter des Direktors an die Kieler Gelehrtenschule berufen. Von dort wechselte er an das Gymnasium in Bad Bramstedt und kehrte 1959 an die Holstenschule Neumünster zurück, wo er bis zu seinem Eintritt in den Bundestag 1963 wirkte. Am Ende der Legislaturperiode 1965 verblieb Gerlich im Ruhestand und unterrichtete nur noch sporadisch an der Bundeswehrfachschule in Neumünster.

Gerlich war seit 1938 verheiratet mit seiner Frau Ilse geb. Kastl, sie hatten zwei Kinder und sieben Enkel. Seit Kriegsende lebte er bis zu seinem Tod in Neumünster, Schleswig-Holstein.

Als Landesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes war er weiterhin stark in der Sozialpolitik engagiert und setzte sich für eine Verbesserung des Öffentlichen Dienstes ein.

Partei

Gerlich war seit 1945 Mitglied der CDU. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder, Dr. Gerhard Gerlich, war er maßgeblich beteiligt am Aufbau der Partei in seinem Wohnort Neumünster und im Land Schleswig-Holstein. Bis zu seinem Eintritt in den Bundestag 1963 war er Mitglied der Ratsversammlung Neumünster, seit Mitte der 50er Jahre als Stadtrat und Dezernent für die Feuerwehr. Am Ende der Legislaturperiode des Deutschen Bundestages 1965 zog sich Gerlich aus der Politik zurück.

Abgeordneter

Gerlich gehörte dem Deutschen Bundestag vom 24. August 1963 bis zum Ende der Legislaturperiode 1965 an. Er war über die Landesliste Schleswig-Holstein für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich Gerns nachgerückt.

Als Mitglied des Verteidigungsausschusses setzte er sich ganz besonders für den Zivilen Bevölkerungsschutz ein und für die Stellung des Soldaten in der Gesellschaft. Ein spezielles Interesse galt der persönlichen Ausrüstung des Soldaten sowie den Rüstungsprojekten Transall C-160 (Transportflugzeug) und EWR VJ 101 (Senkrechtstarter).


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