Wasserschloss Elmarshausen

Wasserschloss Elmarshausen
Elmarshausen
Stadt Wolfhagen
Koordinaten: 51° 21′ N, 9° 11′ O51.3456388888899.1805083333333Koordinaten: 51° 20′ 44″ N, 9° 10′ 50″ O
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 34466
Vorwahl: 05692
Wasserschloss Elmarshausen

Das Wasserschloss Elmarshausen ist ein im 13. Jahrhundert erbautes Wasserschloss, gleichzeitig der kleinste Stadtteil der nordhessischen Stadt Wolfhagen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Wasserschloss Elmarshausen liegt rund 2 km nord-nordöstlich des Zentrums der Wolfhager Kernstadt im Tal des südlichen Twiste-Zuflusses Erpe, die das Schloss unmittelbar südlich passiert (ca. 230 m ü. NN). Direkt östlich befindet sich der Gutshof Elmarshausen und etwa 1 km ost-südöstlich der Schützeberg. Knapp 250 m westlich steht nahe dem rechtsseitigen Erpeufer ein kleines Mausoleum und nahe dem Schloss eine Orangerie.

Geschichte

Im Bereich des heutigen Gutshofs Elmarshausen befand sich das Kirchdorf „Hiltimareshusen“, das im 13. Jahrhundert die Familie von Helfenberg von den Grafen von Everstein als Lehen hielt. Deren Nachfolger, die Familie von Gudenberg, begann mit dem Bau eines Wasserschlosses.

Nach 1515 wurde Hermann von der Malsburg Eigentümer der Anlage. Er erlangte als Generalfeldmarschall des Herzogs Ulrich von Württemberg Ruhm und Vermögen und ließ das Schloss im Stil der Weserrenaissance kostspielig ausbauen. Bis zum heutigen Tag ist es Eigentum eines Zweigs der Familie von der Malsburg.

Der Kunsthistoriker G. Ganßauge hält den schwäbischen Baumeister Jörg Unkair, der von 1524 bis 1553 mehrere Schlossbauten in Schloss Neuhaus, Schelenburg, Stadthagen, Petershagen und Detmold errichtete, aus stilistischen Gründen für den möglichen Erbauer. Zumindest ist Meister „Jürgen von Tübingen“ seinem Landesherren nach dem Abbruch der Bauarbeiten am Hohentübingen 1519 nach Norden gefolgt, und da er nach Stadthagen, das heißt um 1540 bis zum Baubeginn in Petershagen 1544, wohl an keinem anderen Bauvorhaben beteiligt war ist dies anzunehmen. Zwar wurde sein Meisterzeichen in Elmarshausen nicht aufgefunden doch treten Steinmetzzeichen vom Schloss Neuhaus in Elmarshausen wiederholt auf.

Um 1740 wurde die Schlosskapelle umgebaut und erneuert. Sie wurde am 18. Oktober 1742 (mit Stiftung der jährlichen Armenspeisung) durch Friedrich Anton von der Malsburg (1693–1760) und seiner Frau Agnes, geborene von Spörken (1704–1776, verheiratet 1733), geweiht. 1906 wurde der Südwestturm nach der Zerstörung durch einen Blitzschlag wieder hergestellt und 1909 das Hauptportal im Hof erneuert. Die Kapelle war 1747 Filial von Oberelsungen und wurde später dorthin eingepfarrt. Sie ist jetzt Filial der Renitengemeinde Balhorn. Kirchenbücher wurden seit 1600 geführt.

1945/46 wurde Schloss Elmarshausen mehrfach von alliierten Truppen besetzt und zerstört. Das Inventar wurde gestohlen oder deportiert und gilt bis heute weitgehend als verschollen. Von 1947 bis 1959 wurde entschädigungslos die Enteignung von zwei zugehörigen Gutsbetrieben für Siedlungszwecke vollstreckt. Ein Gutshof wurde anschließend von einem Siedler in den 1970er Jahren an die kurhessische Landeskirche verkauft. Dem enteigneten Vorbesitzer wurde zudem kein Rückkaufsrecht oder Erlösanteil zugestanden. Von 1979 bis 1984 wurden die Ost-, Nord- und Westfassade restauriert.

Anlage

Das Schloss ist nicht bewohnt, doch wird auf dem benachbarten Gutshof heute ein Reiterhof mit Trakehnerzüchtung unterhalten. Erhalten sind unbedeutende Teile der Schlossanlage und des barocken Gartens, Teile des Wassergrabens am Südrand der Anlage sowie ein Mausoleum und eine Orangerie in naher Umgebung.

Die Schlossanlage aus Bruch- und Werkstein, gelegentlich auch Lehmfachwerk oder Ziegelstein, umschließt einen nahezu quadratischen Hof und ist umgeben von einem teilweise unmittelbar an das Gebäude herantretenden gemauerten Burggraben (Gräfte). An der Süd- und Westseite steht der Wohnbau, im Westen befindet sich mit nördlich anschließendem Tor die Pförtnerwohnung, im Osten steht der Kapellenbau. Nördlich anschließend wurde ein jüngerer Wohnbau mit Torgang und befestigtem Tor ausgeführt. Zwischen dem Ost- und Westflügel nördlich des Tores wurde ein eingeschobener Verbindungsbau erstellt. Das gesamte Gebäudeviereck wird durch Kehlsockel, Kaffgesims und Traufkehle einheitlich umzogen. Der Torflügel des Wohnhauses und der Nebenbau wurden mit Satteldach in Biberschwanzdeckung ausgeführt, das übrige höherliegende Dach in Schieferdeckung. Hier standen ursprünglich halbrunde Steingiebelchen mit Kugelaufsätzen − sogenannte „Welsche Giebel“. Diese sind nur über dem Nordteil, der Ostfront und am Nordgiebel des Wohnbaus sowie über dem nördlichen Treppengiebel des Ostgiebels erhalten geblieben; die restlichen wurden durch Dreiecksgiebel ersetzt.

Literatur

  • Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, ASIN B0000BQ7VH
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 25.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 384.

Weblinks


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