William Butler Yeats

William Butler Yeats
William Butler Yeats 1908
William Butler Yeats 1933

William Butler Yeats [jeɪts] (* 13. Juni 1865 in Sandymount bei Dublin; † 28. Januar 1939 in Menton (Mentone) bei Nizza, begraben in Drumcliff, Co. Sligo) war ein irischer Dichter. Er gilt als einer der bedeutendsten englischsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1923 erhielt er den Literaturnobelpreis. W. B. Yeats war der Bruder des Künstlers und Autors Jack Butler Yeats und der Vater des Politikers Michael Yeats.

Inhaltsverzeichnis

Leben

William war der Sohn von John Butler Yeats, eines Anwalts, der sich der Porträtmalerei zugewandt hatte. Er verbrachte die Kindheit bei seiner Großmutter in seinem Geburtsort, die Schulausbildung erhielt er in London und in Dublin. Nach einem Kunststudium in Dublin wandte er sich ab 1880 der Literatur zu. Während der Semesterferien in der Heimat, begeisterte er sich für das Erbe der irischen Kultur. Yeats war Protestant und wuchs in einem von Religionskämpfen zwischen Katholiken und Protestanten zerrissenen Land auf; er neigte weder der einen noch der anderen Seite zu. Yeats schloss Freundschaft mit Oscar Wilde, der ihn mit dem französischen Symbolismus bekannt machte. Seitdem setzte sich Yeats besonders für die englischsprachige irische Literatur ein.

Als die Familie 1887 wieder nach London zog, wurde er Schriftsteller und beschäftigte sich eingehend mit der englischen Romantik (insbesondere mit Shelley und Blake) sowie mit dem Hinduismus und der Mystik und trat der Theosophischen Gesellschaft bei. Dort lernte er deren Gründerin Helena Blavatsky kennen. 1890 wurde er Mitglied der 'diskreten magischen Gesellschaft' Hermetic Order of the Golden Dawn, wechselte ab 1903 zum Stella Matutina, einer Nachfolgeorganisation des Golden Dawn und wurde 1911 zum Imperator des Amoun-Tempels in London gewählt. Sein Ordensname war „Daemon est deus inversus“ („Der Dämon ist ein umgedrehter Gott“). In seinem Essay Magie heißt es:

„Ich glaube an die Vision des Wahren in den Tiefen des Geistes, wenn die Augen geschlossen sind.“

Eins der bekanntesten seiner Gedichte heißt The Wanderings of Oisin (1889), veröffentlicht im gleichnamigen Gedichtband. Manche seiner Dichtungen wurden Volkslieder, beispielsweise Down by the Salley Gardens im Band Crossways (1889). Das Zeitalter des Positivismus stieß ihn ab – er wollte Visionär sein und schwelgte in symbolischen Bildern.

Bei einem seiner Aufenthalte in Irland lernte Yeats die Schauspielerin und irische Freiheitskämpferin Maud Gonne kennen und verliebte sich in sie. Sie bewunderte ihn zwar - in der Uraufführung seines Schauspiels Cathleen ni Houlihan im Jahr 1902 spielte sie die Titelrolle -, erwiderte jedoch seine Zuneigung keineswegs. Auch wegen seiner Leidenschaft für Maud Gonne schloss er sich den irischen Nationalisten an.

1896 ging er nach Irland zurück. Mit irischen Intellektuellen traf er sich häufig bei Oliver St. John Gogarty auf Dunguaire Castle oder auf Coole Park, dem Landsitz der irischen Schriftstellerin Lady Gregory, die er später auf Reisen auf den Kontinent begleitete. Er erwarb 1916 den Rest einer Normannenburg in der Nähe von Coole Park und wohnte zwölf Jahre lang in „Thoor Ballylee“ am Cloon River bei Gort. Dort schrieb er The winding Stair und The Tower Poems.

Dort ritzte er in einen Tisch folgenden Spruch ein:

I, the poet William Yeats,
With old mill boards and sea-green slates,
And smithy work from the Gort forge,
Restored this tower for my wife George;
And may these characters remain
When all is ruin once again.

Drei Jahre später gründete er mit Unterstützung von Lady Gregory in Dublin das Irish Literary Theatre (ab 1904 Abbey Theatre), das spätere irische Nationaltheater und leitete es bis zu seinem Tod 1939. Für das Repertoire des Theaters schrieb er selbst, gewann als Autor aber auch u. a. John Millington Synge.

Grabstein von W. B. Yeats in Drumcliff.

Ab 1913 lebte Yeats für einige Zeit in Sussex. Ezra Pound war sein Sekretär und machte ihn mit fernöstlicher Literatur (Lyrik und Dramen) bekannt. 1917 heiratete er Georgie Hyde-Lees, die gleichfalls okkultistische Interessen hatte. Dieser Ehe entstammen zwei Kinder.

Den Dubliner Osteraufstand von 1916 kommentierte Yeats in dem Gedicht Easter 1916, das 1921 in der Sammlung Michael Robartes and the Dancer erschien. In dem ernsten Gedicht erinnert er an die irischen Freiheitskämpfer mit den Worten: „Alles änderte sich vollständig./Furchtbare Schönheit entstand.“[1]

Nach der Unabhängigkeit der Republik Irland war er von 1922 bis 1928 Mitglied des Irischen Senats.

Yeats schrieb Prosa, Lyrik, Dramen und Essays. 1923 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen „... für seine stets von hoher Eingebung getragenen Dichtungen, die in vollendeter Gestalt das Wesen seines Volkes zum Ausdruck bringen."

1923 zog er sich aus den Ordensaktivitäten des Stella Matutina zurück und trat aus dem Orden aus.

Am 28. Januar 1939 starb William Butler Yeats im Hôtel Idéal Séjour in Menton und wurde in Roquebrune-Cap-Martin begraben.

Friedhof von Drumcliff mit Benbulben im Hintergrund

Im Jahr 1948 wurde er nach Drumcliff umgebettet. Der Ort liegt etwa 6 km nördlich von Sligo in einer pittoresken Landschaft, die heute Yeats County genannt wird und nach eigenen Aussagen sein Schaffen maßgeblich geprägt hat. Die von ihm verfasste Grabinschrift stammt vom 4. September 1938 aus dem Gedicht „Under Ben Bulben

Werk und Philosophie

William Butler Yeats, Bleistiftzeichnung von John Singer Sargent (1908)

Yeats war – besonders als Leiter des Abbey Theatre – einer der Initiatoren der Renaissance der irischen Dichtung. Seine Versdramen sind zunächst dem Stil Shakespeares verpflichtet, und seine frühe Lyrik wurde von Charles Baudelaire und Paul Verlaine beeinflusst. In romantischen Stimmungsbildern schilderte er die alten Kelten und ihre Mythen, wie er sie sah. Seine Werke dieser Zeit sind gekennzeichnet von verträumter Atmosphäre und irischer Folklore aus der Sammlung seiner Freundin und Vertrauten Lady Gregory. Yeats veröffentlichte zwei Sammlungen irischer Märchen und Sagen: 1888, Fairy and Folk Tales of the Irish Peasantry; 1892, Irish Fairy Tales.

Nach 1891 reifte in ihm die Überzeugung, irische Kultur - besonders Literatur - müsse den politischen Kampf unterstützen, wenn nicht ersetzen. Dazu allerdings müsse sie weniger romantisch-mystisch, sondern klar und direkt sein. Etwa von 1909 an wandelte er seinen Stil: Auch wenn dieser komplex blieb, wurde er härter, und es kamen theoretisch-philosophische Elemente hinzu. Die vier Einakter von 1921 über den keltischen Helden Cú Chulainn, als Four Plays for Dancers zusammengefasst, sind stark vom japanischen No-Theater beeinflusst. Es sind hoch stilisierte Stücke für Aufführungen auf kleiner Bühne; der Autor verwendet Gesang, Masken, Tanz und Chor. So gestaltete er poetische Dramen, in deren radikal neuem Stil sich Realismus und politischer Mythos zu symbolgeladenen Traumwelten vereinen.

Je älter Yeats wurde, desto produktiver wurde er. Hervorzuheben sind: The Wild Swans at Coole von 1917, The Tower von 1928 (so benannt nach „Thoor Ballylee“) und schließlich The Winding Stair von 1929. Seine Philosophie legte er in der Prosaschrift A Vision (1925, überarbeitete Ausgabe von 1937) dar, die er gemeinsam mit seiner Frau verfasste. Noch mit über 70 Jahren verblüffte und begeisterte er sein Publikum mit den Gedichtsammlungen New Poems und Last Poems and Two Plays.

Wertvolle Informationen über Yeats’ Denken vermitteln seine autobiographischen Werke Autobiographies von 1927 und Dramatis Personae von 1936. Sein Symbolismus ist nicht leicht zu verstehen; seine Liebe zu nordeuropäischen und griechischen, seine Bewunderung für Platon und den Neuplatonismus, sein starkes Interesse an Magie - seine Ehefrau Georgie soll medial veranlagt gewesen sein -, Mythos und Alchimie bestimmten seine Ideenwelten. Er war überzeugt von der zyklischen Wiederkehr der geschichtlichen Erscheinungen. Auch seine archetypischen Bilder in den verschiedenen Alterswerken kehren wieder, verschmelzen und vervielfältigen sich. Diese Symbole stehen nicht allein; sie wären nichts ohne seine wachsende Weisheit, seine Leidenschaft und seine Freude am Leben, sind für Rationalisten allerdings schwer zugänglich.

Werke (Auswahl)

Gedenkplakette im Saint Patrick’s Park, Dublin; als Hauptwerke werden genannt: Cathleen ni Houlihan, The Wild Swans at Coole und The Tower.
  • The Wanderings of Oisin and Other Poems (1889)
  • The Celtic Twilight (1893)
  • The Lake Isle of Innisfree (1893)
  • The land of heart's desire (1894)
  • The secret rose (1897)
  • The Wind Among the Reeds (1899)
  • Cathleen ni Houlihan (1902)
  • Ideas of Good and Evil (1903)
  • In the Seven Woods (1904)
  • Discoveries (1907)
  • Deirdre (1907)
  • The green helmet (1910)
  • Responsibilities (1914)
  • The Wild Swans at Coole (1917)
  • Four Plays for Dancers (1921)
  • Four Years (1921)
  • The Cat and the Moon (1924)
  • A Vision (1925)
  • Autobiographies (1926)
  • The Tower (1928)
  • The Winding Stair and Other Poems (1933)
  • Collected Plays (1934)

Musikalische Rezeption

Auf dem Album HMS Donovan hat Donovan das Gedicht „The Song of Wandering Aengus“ vertont. Auch Judy Collins singt eine Version dieses Gedichts, zu einer auf einer Volksweise basierenden Melodie unter dem Titel „The Golden Apples of the Sun“ auf ihrer gleichnamigen, 1963 erschienenen LP. Auf ihrem 1971 erschienenen Album Livin’ ist eine von Hamilton Camp vertonte Version des Gedichts „The Lake Isle of Innisfree“ zu hören. Ebenfalls auf „The Lake Isle of Innisfree“ sowie auf „No Second Troy“ basiert das Lied „Yeats’ Grave“ auf dem Album No Need to Argue der irischen Rockgruppe The Cranberries.

Später hat Angelo Branduardi William Butler Yeats mit einer musikalischen Bearbeitung einiger seiner Balladen und Gedichte ein besonderes Denkmal gesetzt. Dazu gehören u. a. „To a Child Dancing in the Wind“, „The Fiddler of Dooney“ und „The Lake Isle of Innisfree“. Die Übersetzung ins Italienische besorgte Luisa Zappa Branduardi.

Loreena McKennitt vertonte das Gedicht „The Two Trees“ auf ihrem Album The Mask and Mirror sowie das Gedicht „Stolen Child“ auf dem Album Elemental. "The Stolen Child" wurde auch von den Waterboys auf ihrem Album "Fisherman's Blues" vertont. Carla Bruni sang „Those Dancing Days Are Gone“ auf No Promises. Der irische Musiker Van Morrison vertonte auf seinem Album The Philosopher’s Stone 2 Yeats’ Gedicht „Crazy Jane on God“. Der Text des Liedes „Dream of Death“ der finnischen Black-Metal-Band Circle of Ouroborus stammt von Yeats. Ebenfalls hat die amerikanische Black/Doom-Metal Band Agalloch auf ihrem Album "Of Stone, Wind and Pillor" den Titel "A Poem By Yeats" veröffentlicht. Das deutsche Literatur-Folk Duo Jo & Ben vertonte für das Album Jo & Ben play William Butler Yeats siebzehn Gedichte von Yeats.

Rezeption in Literatur und Film

Ezra Pounds Gedicht „The Lake Isle“ ist eine Parodie auf Yeats’ „Lake Isle of Innisfree“. Auch Heinrich Böll bezog sich auf Yeats und zitiert im Irischen Tagebuch eine deutsche Übersetzung der Inschrift auf dem Grabstein von Yeats in Drumcliff (aus der letzten Strophe von „Under Ben Bulben“). In der Otherland-Buchreihe wird „An Irish Airman Foresees his Death“ zitiert. Der Titel von Cormac McCarthys Roman Kein Land für alte Männer und dessen Verfilmung No Country for Old Men ist ein Teil des ersten Verses von „Sailing to Byzantium“.

In dem Film Equilibrium gibt es eine Referenz zu Yeats durch ein Zitat aus seinem Gedicht He Wishes for the Cloths of Heaven:

Doch weil ich arm bin,
habe ich nur meine Träume.
Die Träume breite ich aus vor deinen Füßen.
Tritt leicht darauf,
du trittst auf meine Träume.

In Das Zweite Erwachen der Christa Klages von Margarethe von Trotta (1978) wird Yeats Gedicht When You Are Old rezitiert, an einer Stelle im Film, als Klages ihre Hoffnung und Energie verloren hat.

Literatur

Werkausgaben

  • William Butler Yeats: Werke. Hg. von Werner Vordtriede. 6 Bände. Luchterhand, Neuwied u. a. 1970-1973.
    • nicht enthalten: WBY Per Amica Silentia Lunae (Deutsch, Übers. Susanne Schaup) In: Speichen. Jahrbuch für Dichtung 1971. Henssel, Berlin 1971 ISBN 3-87329-074-X (engl. Original: [1] )
  • William Butler Yeats: Eine Vision. 1986.

Sekundärliteratur

  • Richard Ellman: The Identity of Yeats. Faber & Faber, London 1964.
  • Richard Ellman: Yeats, the Man and the Masks. Faber & Faber, London 1949.
  • Joseph N. Hone: W. B. Yeats. Macmillan, Basingstoke 1989, ISBN 0-333-49747-3.
  • Johannes Klerinstück: W. B. Yeats oder der Dichter in der modernen Welt. Leibniz-Verlag, Hamburg 1963.
  • R. F. Foster: W. B. Yeats. A Life. 2 Bände. Oxford University Press, Oxford.
  • Yvor Winters: The Poetry of W. B. Yeats. In: Twentieth Century Literature 6, 1, 1960, ISSN 0041-462x, S. 3-24

Weblinks

 Commons: William Butler Yeats – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. “All changed, changed utterly: / A terrible beauty is born.” Übersetzung von Mirko Bonné.

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