Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke

Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke

Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) mit Sitz in Ravensburg ist ein Zusammenschluss von Gebietskörperschaften und Kommunen im südlichen Baden-Württemberg, der einen Anteil von 45,01 % am Energieversorger EnBW hält. Zusammen mit dem Land Baden-Württemberg, das über seine NECKARPRI GmbH ebenfalls 45,01 % hält, bestimmt die OEW die Unternehmensstrategie der EnBW. Die Parität geht auf eine im Mai 2000 geschlossene Vereinbarung zwischen OEW und Électricité de France (EDF) zurück.

Die OEW hält außer der Beteiligung an der EnBW auch Anteile an der MVV Energie AG und AGIV Real Estate AG.[1] Die OEW ist außerdem mit einem Anteil von 21 % an der Erdgas Südwest (ESW) beteiligt, der Rechtsnachfolgerin der EVS-Gasversorgung Süd GmbH (EGVS).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke wurde am 20. Dezember 1909 in Ravensburg von Amtsversammlungen der drei Amtskörperschaften Ravensburg, Tettnang und Wangen gegründet. Einer ihrer Mitbegründer und ihr erster Vorsitzender war Franz Schenk von Stauffenberg. Die OEW war das erste gemeinnützige Unternehmen, welches in Württemberg von mehreren Gemeinden gemeinsam gegründet wurde. Es wurde das größte kommunale Überlandwerk in Württemberg.

Bis zum 1. Mai 1910 traten noch weitere Amtskörperschaften bei: Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Laupheim, Leutkirch, Riedlingen, Saulgau, Waldsee und später auch Münsingen. Vertraglich angeschlossen wurden die drei preußischen Oberämter Gammertingen, Hechingen und Sigmaringen sowie der Gemeindeverband Elektrizitätsversorgung für Ulmer Alb-Gemeinden (1912).

Trotz der Schwierigkeiten, die der Erste Weltkrieg mit sich brachte, konnte bis Ende 1918 der Anschluss der Gemeinden mit über 250 Einwohnern im Wesentlichen abgeschlossen werden. 1919 begann die OEW zur Sicherung der Stromversorgung mit dem Bau der drei Laufwasserkraftwerke an der Iller (Illerkraftwerke). Diese konnten in den Jahren 1923 bis 1927 in Betrieb genommen werden. Diese Wasserkraftwerke zählen auch heute noch zu den größten in Baden-Württemberg und liefern bis zu 48 MW. Mit der Beteiligung an den Vorarlberger Illwerken begann die internationale Zusammenarbeit über die Reichsgrenzen hinaus.

Die OEW hatte das Bestreben, eine einheitliche württembergische Landesstromversorgung aufzubauen. Dies führte 1931 zum Zusammenschluss mit dem Bezirksverband Heimbachkraftwerk Freudenstadt, dem die vier Bezirke Freudenstadt, Horb, Oberndorf und Sulz angehörten. Seit 1931 gehörten der OEW somit 19 württembergische Bezirksverbände an; 1920 waren Reutlingen und Urach, 1921 Balingen und 1924 das inzwischen wieder ausgeschiedene Reutlingen beigetreten. Vertraglich angeschlossen waren die beiden 1925 gebildeten hohenzollerischen Kreise Sigmaringen und Hechingen sowie 18 Gemeinden des Oberamts Ulm.

Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers wurde von der Reichsregierung eine Zusammenführung der vielen Einzelunternehmen der Energiewirtschaft angestrebt. Auf diesen Druck hin fusionierte zum 1. April 1939 die OEW mit der Elektrizitäts-Versorgung Württemberg AG zur Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS). Die OEW war danach mit 47,79 % Hauptaktionär der EVS.

Mit der Kreisreform, durch die die fünf OEW-Landkreise Ehingen, Horb, Münsingen, Saulgau und Wangen in anderen aufgingen, war auch eine Änderung des Verbandes notwendig. Zum Zweckverband gehören jetzt die Landkreise Alb-Donau-Kreis, Biberach, Bodenseekreis, Freudenstadt, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sigmaringen und Zollernalbkreis.

1997 fusionierten die Energie-Versorgung Schwaben und die Badenwerk AG zur EnBW AG, deren Hauptaktionäre von 2000 bis 2010 die OEW (45,01 %) und die französische Électricité de France (45,01 %) waren. 2010 übernahm das Land Baden-Württemberg die Anteile der EDF.

Kultur

Die OEW wirkt durch Ihre Kunst- und Kulturförderung über den energiewirtschaftlichen Bereich hinaus. Seit 1952 stellt sie den Mitgliedslandkreisen Mittel für diese Bereiche zur Verfügung. 1976 erneuerte die OEW den 1951 von den vier Landkreisen Biberach, Ravensburg, Saulgau und Wangen gestifteten Oberschwäbischen Kunstpreis. Ebenso unterstützt die OEW die 1996 gegründete Gesellschaft Oberschwabens für Geschichte und Kultur, die das oberschwäbische Regionalbewusstsein stärken, Oberschwaben als Geschichts- und Kulturlandschaft mit langer Tradition präsentieren und die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Oberschwabens vorantreiben will.

Mitglieder

Mitglieder des Zweckverbands (rot)

Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke hat heute folgende Mitglieder:

Vorsitzender des Verwaltungsrats ist derzeit, neben seiner Funktion als Landrat des Landkreises Ravensburg, seit Juni 2006, Kurt Widmaier.

Literatur

  • Kurt Diemer: Pionier der Elektrizitätswirtschaft und Mäzen. Die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) 1909–2005. In: Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee. 1800–1950. Aufsatzband II. OEW, Biberach 2006, ISBN 3-937184-06-6, S. 1035–1044
  • Wolfgang Leiner; Energie-Versorgung Schwaben AG (Hrsg.): Der Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) 1909 bis 1918. Stuttgart 1982.

Quellen

  1. Info zu OEW bei Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht http://www.bafin.de/database/AnteileInfoWeb/geschaeftDetails.do?cmd=load&isAg=false&personId=50039127

Weblinks


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