Burg Vlotho

Burg Vlotho
Burg Vlotho
Ein Teil der Ruine wurde mit einem Schutzdach versehen

Ein Teil der Ruine wurde mit einem Schutzdach versehen

Entstehungszeit: um 1250
Burgentyp: Höhenburg,Spornlage
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Vlotho
Geographische Lage 52° 10′ 17″ N, 8° 51′ 34″ O52.1713888888898.8594444444444141Koordinaten: 52° 10′ 17″ N, 8° 51′ 34″ O
Höhe: 141 m ü. NN
Burg Vlotho (Nordrhein-Westfalen)
Burg Vlotho

Die Burg Vlotho ist eine hochmittelalterliche Ruine einer Höhenburg oberhalb der Mittelstadt Vlotho im ostwestfälischen Kreis Herford (Nordrhein-Westfalen).

Inhaltsverzeichnis

Lage

Blick von der Burgterrasse auf die Weser.

Die ausgedehnte Anlage liegt auf dem 141 Meter hohen Amtshausberg fast 100 Meter über dem Pegel der Weser auf einem Felsgrund. Dabei handelt es sich um einen Geländesporn der so genannten „Ebenöde“. Der Hang fällt steil nach Osten und Süden ab. Minden liegt 14 Kilometer nördlich, Herford 14 Kilometer südwestlich und Bielefeld 26 Kilometer südwestlich. In der Gegend gibt es Spuren der Besiedlung aus frühgeschichtlicher Zeit.

Durch einen linksseitigen Weserarm entstand ein natürliches Hafenbecken, außerdem führte auf diesen Abschnitt der Weser ein wichtiger Zweig des Handelsweges Frankfurt-Bremen auf Vlotho zu und zwar über Lemgo und Wehrendorf. Wehrendorf gehört heute zum Vlothoer Stadtteil Valdorf.

Die Burg ist über das Autobahnkreuz Bad Oeynhausen und die sich hieran anschließende Bundesstraße 514 mit dem Pkw oder über den Regionalbahnhof Vlotho mit dem Zug zu erreichen.

Geschichte

Siedlungsgeschichte

Blick auf den Amtshausberg im August 2006

Der Burgberg wurde wahrscheinlich schon vor etwa 2.000 Jahren durch eine Wallburg befestigt. Zur Zeit der Karolinger um 850 n. Chr. befand sich hier ein befestigter Königshof.

Nachdem die Herrschaft Vlotho 1248 an den Grafen Heinrich von Oldenburg (Beiname der „Myldebogener“), einem Schwager des Grafen Heinrich von Tecklenburg, gefallen war, erbaute er um 1250 die Burg Vlotho als Amtssitz. Von hier aus wurde der Handel auf der Weser und den Straßen überwacht.

Obwohl Teil der Grafschaft Ravensberg, geriet sie zeitweise in Pfandbesitz des Grafen Otto V. von Everstein.[1]

Im Jahre 1368 zerstörten die Truppen der Stadt Minden die Burg und Stadt Vlotho. Anlass war eine Fehde mit der Grafschaft Lippe. Da man die Burg als Verwaltungssitz jedoch benötigte, wurde sie wieder aufgebaut. Zeitweise wurden von hier aus zwei Herrschaftsbereiche verwaltet.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und in den darauffolgenden Jahrzehnten wechselte die Burg mehrfach ihren Besitzer, wurde ausgeplündert und geriet in Verfall.

1709 wurde sie „auf Abbruch“ für 172 Taler verkauft. Das Prinzip: Jeder, der bezahlte, konnte sich eine von der Höhe der Zahlung abhängige Menge Steine als Baumaterial brechen. Auf diese Art wurde die Burg größtenteils abgetragen.

Im Jahre 1884 wurde auf dem Burggelände eine Gastwirtschaft errichtet, 14 Jahre später kam eine „Musikmuschel“ hinzu. Sie hatte die Form einer hohlen Viertelkugel, wurde vor der Gaststätte aufgebaut und diente als Überdachung für Konzerte und andere Darbietungen in der Außenanlage. Zum Publikum war ein Halbkreis geöffnet, im Bauwerk selbst gab es eine erhöhte Bühne. Es gab zwei Muscheln, die zweite wurde 2001 jedoch abgerissen, weil es aus der Bürgerschaft des Stadtteiles Uffeln am gegenüberliegenden Weserufer Proteste wegen der Lärmbelastigungen durch Konzerte gegeben hatte. Der Schall trug tatsächlich weit über die hundert Meter tiefer liegende Weser.

Ein so genannter Bismarckturm wurde 1903 aufgebaut. Er befand sich südöstlichen Außengelände, Bestand hatte er aber lediglich bis 1936. 1922 wurde ein neuer Musikpavillon von der Freiwilligen Feuerwehr Vlotho errichtet.

Von 1936 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fanden umfangreiche Ausgrabungen der Ruinen statt. Teile der Anlage wurden gesichert und einige Mauerreste wiederhergestellt, der Burgbrunnen freigelegt. Abgebrochen wurden der Bismarckturm und das Heimatmuseum. 1949 wurde ein neuer, massiver Pavillon errichtet, wiederum von der Freiwilligen Feuerwehr Vlotho.

Baugeschichte

Verlässliche Informationen über die Baugeschichte der Burg Vlotho sind rar; größtenteils beruhen die Angaben auf Vermutungen. Nachdem die Burg um 1250 errichtet worden war, wurde sie um das Jahr 1368 geschleift. Aus dem Hochmittelalter sind außer den Fundamenten kaum Komponenten erhalten. Zwar gibt es wenige Zeichnungen aus dem Jahr 1581; diese zeigen aber keine verbindliche Ansicht der Burg. Auch die vorhandenen Modelle (u. a. von W. Kreideweiß) beruhen auf Mutmaßungen. 1709 wurde die Burg systematisch abgerissen und das Gelände praktisch planiert.

Heutige Nutzung

Im Jahr 2007 wird ein Teil der Ruine für Festivitäten genutzt. So ist ein Teil mit einem modernen Schutzdach überzogen. Auf dem Gelände der Burg finden Musikveranstaltungen und verschiedene Märkte statt. Jährlich im Mai organisieren die Recken zur Porta e.V. ein historisches Burgfest.

Anlage

Die Burgruine ist zirka 110 Meter lang und bis zu 60 Meter breit. Die Ringmauer ist weitestgehend noch erhalten. Von den ehemaligen Gebäuden wie z. B. dem Palas sind nur noch Grundmauern vorhanden. Der Burgbrunnen hat gegenwärtig eine Tiefe von 52 Metern. Im Zuge der Ausgrabung von 1936/39 war er bis zu einer Tiefe von 63 Metern freigelegt worden, man vermutete damals schon, dass er eine Gesamttiefe von um die 100 Metern besessen habe, wodurch die Sohle etwa auf dem Höhenniveau der Weser gelegen hätte.[2] In der weitläufigen Burganlage befindet sich eine Gaststätte mit Biergarten. Von der Terrasse bietet sich ein weiter Blick über das Tal der Weser.

Quellen

  1. J. F. Knapp: Regenten- und Volksgeschichte, 1836, S. 309
  2. E. Hartmann, Vlotho, die Weserpforte ... im Ravensberger Heimatkalender, 1941, 16. JG, S. 48
Blick von der Burg auf das Wesertal


Weblinks


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