Andreas Pouchenius der Ältere

Andreas Pouchenius der Ältere
Andreas Pouchenius

Andreas Pouchenius der Ältere (Latinisiert aus Puchgen, * 30. November 1526 in Gardelegen; † 13. Oktober 1600 in Lübeck) war ein deutscher lutherischer Theologe und Superintendent in Lübeck.

Leben und Wirken

Nach dem Studium der Theologie an der Universität Wittenberg von 1546 bis 1548, besonders bei Philipp Melanchthon, wurde er zunächst Konrektor und dann Rektor der Lateinschule in Helmstedt. Es folgten Zwischenstationen in seiner Heimatstadt Gardelegen als Ratssekretär und in Braunschweig als Rektor des Martino-Katharineums (1553) und Pfarrer an St. Martini (1564). 1571 wurde er Stellvertreter des Braunschweiger Superintendenten Martin Chemnitz.

Im März 1575 berief ihn der Rat der Reichsstadt Lübeck als Nachfolger von Valentin Curtius zum Superintendenten, womit eine Predigtstelle an der Marienkirche verbunden war.

Pouchenius setzte in Lübeck den von Curtius angefangenen Kurs der konsequenten lutherischen Konfessionalisierung fort. Er förderte die Zusammenarbeit der Geistlichen Ministerien (der Geistlichkeit) der Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg im sogenannten Ministerium Tripolitanum und sorgte auf dem Konvent zu Mölln 1575 für eine Übereinkunft in Sinne der Gnesiolutheraner. Dadurch wurde der Weg gebahnt für die sogenannte schwäbisch-sächsische Konkordie, die Martin Chemnitz redigierte, während Pouchenius die Vorrede verfasste. 1577 ließ er alle Prediger und Lehrer in Lübeck auf die Endfassung der Konkordienformel verpflichten und konnte 1580 die Einführung des Konkordienbuches mit einem Festgottesdienst feiern.

1581 bis 1588 kam es zu einem langwierigen Streit mit dem Rektor des Katharineums, Pankratius Crüger, über Schulaufsicht und Kirchenzucht. Gegenüber dem von Crüger eingeschalteten Rat, dem Inhaber des landesherrlichen Kirchenregiments in der Freien Reichsstadt, betonte er die Eigenverantwortung der Kirche, konnte sich aber nur teilweise durchsetzen.

Pouchenius' bedeutendste Leistung war die Visitation des Herzogtums Lauenburg im Auftrag von Herzog Franz II. (Sachsen-Lauenburg) 1581/82 und die daraus resultierende Kirchenordnung. Diese wurde am 25. März 1585 eingeführt, wurde zum Vorbild ähnlicher Regelungen in Norddeutschland und ersetzte selbst in Lübeck de facto die 1531 eingeführte Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen. 1590 führte Pouchenius eine Visitation im Land Hadeln durch.

Seine letzten Lebensjahre waren geprägt durch sein Engagement in den innerlutherischen Auseinandersetzungen der 1590er Jahre, wie dem Streit um die Ubiquitätslehre mit der Universität Helmstedt und der Prädestinations-Auseinandersetzung mit Samuel Huber.

1552 hatte Pouchenius in Gardelegen Judith Krage(n) (1531–1601) geheiratet, eine Tochter des Braunschweiger Bürgermeisters Lüder Krage(n). Das Paar hatte drei Töchter und drei Söhne, darunter Andreas Pouchenius der Jüngere (1553–1613), der als Theologieprofessor in Königsberg lehrte. Auch dessen Sohn Levin Pouchenius (1594–1648) wurde als Theologe bekannt.

Werke (Auswahl)

Für eine Gesamtübersicht siehe das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)

  • Ein Sermon CAECILII CYPRIANI Weilandt Bischoffs zu Carthago in Aphrica seiner Kirchen zu troste in schwerer zeit der Pestilentzien für 1320. Jaren gethan, Zu vnser zeit fromen Hertzen in der Gemeine Christi zu Lübeck ins Deudsche gebracht. Lübeck 1577 (Cyprian von Karthagos De mortalitate)
  • Ad Johannis Palmeri sacramentarii protestationes oppositas Formulae Concordiae Christiana responsio. Lübeck 1579
deutsch: Antwort Auff Johannis Palmerij des Sacramentschwermers Protestationes. Welche er wider die Christliche Formulam Concordiae geschrieben. Lübeck 1579
  • Kirchenordnung Unser von Gottes Gnaden Frantzen Hertzogen zu Sachsen, Engern und Westphalen. Lübeck 1585 (Nachdruck bei E. Sehling: Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts,Band 5, 1913, S. 397-460)
  • Etlike christlike Gebede. Lübeck 1598

Literatur

  • Wolf Dieter Hauschild: Kirchengeschichte Lübecks. Lübeck 1981, S. 270 u. ö.
  • Wolf-Dieter Hauschild: Pouchenius, Andreas. In: Alken Bruns (Hrsg.): Lübecker Lebensläufe. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02729-4 , S. 305-308.



Vorgänger Amt Nachfolger
Valentin Curtius Superintendent der Lübecker Kirche
15751600
Georg Stampelius

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pouchenius — ist der Name von: Andreas Pouchenius der Ältere (1526 1600) deutscher lutherischer Theologe und Superintendent in Lübeck Andreas Pouchenius der Jüngere (1553 1613) deutscher lutherischer Theologe und Professor der Theologie in Königsberg… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rektoren der Albertus-Universität — Universitätssiegel Der erste Rektor der Albertus Universität in Königsberg (Ostpreußen) war 1544 Georg Sabinus, der Schwiegersohn Philipp Melanchthons. Er führte die Bezeichnung eines Rektors perpertus. Die Grundzüge der Verfassung der Hochschule …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pot–Poz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Wittenberger Persönlichkeiten — Hier sind alle Persönlichkeiten der Lutherstadt Wittenberg erfasst, deren Wirken eng mit der Lutherstadt und der Universität Wittenberg verbunden ist. Dies berührt ausschließlich Persönlichkeiten, bei denen der Bezug zu Wittenberg im Lebenslauf… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Stampelius — Georg Stampelius, porträtiert von Johannes Willinges (1622) Ge …   Deutsch Wikipedia

  • Pancraz Krüger — (* 12. Mai 1546 in Finsterwalde; † 23. Oktober 1614 in Frankfurt (Oder); auch Pancratius Crüger) war ein deutscher Humanist und Pädagoge. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Marienkirche (Lübeck) — Südansicht der Lübecker Marienkirche mit dem Strebewerk über dem Seitenschiff …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-Lutherische Kirche in Lübeck — Siegelbild der Evangelisch Lutherischen Kirche in Lübeck (nach 1945) als Glasmalerei in der Marienkirche Die Evangelisch Lutherische Kirche in Lübeck (Evangelisch lutherische Kirche im Lübeckischen Staate bis 1937) war eine Landeskirche im… …   Deutsch Wikipedia

  • Gardelegen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Valentin Curtius — (Latinisiert aus Valentin Korte, auch Corte, * 6. Januar 1493 in Lübeck; † 27. November 1567 ebenda) war ein protestantischer Theologe und Reformator. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”